Schön, wenn man dagegen ist

Um Himmels Willen, machen Sie bloß keinen Plan. Es könnte jemand etwas dagegen haben. Die Magdeburger Wohnungsunternehmen Wobau und MWG haben eine alte Idee von Bruno Taut aufgegriffen und wollen auf einer Brachfläche an der Schleusenstraße Wohnungen bauen. Bebaut war das Areal  bis zur Bombardierung der Innenstadt schon einmal. Reste und ein Wohnhaus sind noch vorhanden. Doch der Plan der Initiatoren findet seine Gegner. Der Fraktionsvorsitzende der Gartenpartei im Magdeburger Stadtrat, Roland Zander, hat einen Gegenplan. Er will 2.000 Unterschriften gegen das Projekt sammeln, um die Bebauung zu überdenken.

Sicher muss nicht jede Idee gut sein und jeder Plan gelingen, vieles bedacht und manches im Interessenausgleich abgewogen werden. Also wiege ich mal: Magdeburg wächst wieder an Einwohnern. Darüber sollte man sich eigentlich freuen. Irgendwo müssen die Menschen, die hier leben und arbeiten wollen, wohnen. Na klar gibt es Brachflächen an anderen Stellen der Stadt. Aber existiert dort überall schon ein Bebauungsplan? Apropos Bebauungsplan – den gibt es für das Gebiet am Kleinen Stadtmarsch. Es könnten also auch andere Bauträger scharf auf den innerstädtischen Bereich sein. Wahrscheinlich wären es dann keine Magdeburger. Insofern müsste man eigentlich begrüßen, dass an dieser Stelle Immobilieneigentum in der Hand von Magdeburger Genossenschaftern bzw. der städtischen Wohnungsbaugesellschaft bliebe.

Dass der Brückenneubau den ostelbischen Raum besser an die Innenstadt anschließt und infrastrukturell aufwertet, dürfte zur Belebung der City beitragen. Überhaupt entstehen in der Landeshauptstadt derzeit zahlreiche innerstädtische Wohnungen. Domviertel, Luisenturm, Universitätsplatz und Altstadt-Quartier seien hier beispielhaft aufgeführt. Im Gegensatz zu den Planungsfehlern in vielen westdeutschen Metropolen, in denen Bürotürme aus dem Boden schossen, wächst in der Ottostadt Wohnraum. Wo Wohnraum ist, entstehen Chancen für eine lebendigere Innenstadt. Vielleicht sogar für einen viel attraktiveren Einzelhandel.

Natürlich könnte man auf anderen grünen Flächen am Rande der Stadt neue Wohnungen bauen. In jedem Fall würde irgendwo ein Verlust hingenommen werden müssen. Übrigens, wo Verlust ist, ist auch Gewinn. Jede Medaille hat eben zwei Seiten. Achso, es gibt auch Aufschwungs-Kritiker, die meinen, es würden nur „Luxuswohnungen“ gebaut. Dass Immobilienlagen mit höheren Mieten die Wohnungskosten an anderen Stellen sozialverträglich halten, scheint dann ausgeblendet zu werden. Für so einen Ausgleichseffekt würde eine Nicht-Magdeburger Firma sicher nicht sorgen. Die Leerstandsstatistik in der Stadt ist genau da am höchsten, wo die günstigsten Wohnhäuser stehen. Am Ende habe ich noch eine wichtige Frage: Wo ist der Gegenplan für den Plan. Schön, wenn man gegen etwas ist – das darf man – noch schöner ist, wenn man einen besseren Plan hat. Den würde ich gern sehen. Thomas Wischnewski

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