Kunst oder Extremismus?
Das Bauhaus Dessau hat einen Auftritt der Band „Feine Sahne Fischfilet“ aus Angst vor rechten Demonstrationen gegen das Konzert abgesagt. Diese Begründung hat die Politik in ein Dilemma gestürzt. So äußerte sich u. a. auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU): Es dürfe „niemals der Eindruck entstehen, dass der Druck der rechtsextremistischen Szene ausreicht, ein Konzert zu verhindern.“ Damit hat sie Recht. Nachzutragen wäre allerdings, dass nicht nur die rechtsextremistische Szene das Konzert ablehnt, sondern darüber hinaus Demokraten, die sich der Menschenwürde verpflichtet fühlen, wie z. B. führende CDU-Politiker unseres Bundeslandes. Richtig wäre gewesen, das Konzert deshalb abzusagen, weil es im krassen Widerspruch zum Ethos des Bauhauses steht!
Man stelle sich vor, eine Band würde singen „Polen ist Scheiße, Polen ist Dreck.“. Niemand würde auch nur einen Moment daran zweifeln, dass es sich hier um Neofaschismus handelt. So aber grölte „Feine Sahne Fischfilet“ in früheren Konzerten: „Deutschland ist Scheiße, Deutschland ist Dreck!“ Gemeint waren nicht deutsche Landschaften sondern die deutsche Nation und deren Staat, die eine Verfassung haben, um die uns viele Völker beneiden. Wir haben eine der besten Verfassungen der Welt und setzen diese auch um. Ein Charakteristikum von Faschismus ist, wenn man ganze Völker oder Menschengruppen herabwürdigt. „Feine Sahne Fischfilet“ tut dies in Bezug auf die Deutschen und erfüllt somit ein Kriterium des Neofaschismus.
Man stelle sich vor, eine Band hätte gesungen, dass sie Knüppel in die Sozi-Fressen schlagen wolle. Wiederum gäbe es keinen Zweifel daran, dass so etwas nur Neofaschisten singen können. So aber wollen Monchi, der Sänger der Punkband, und seine Mannen die Knüppel „nur“ in „Bullen“-Fressen schlagen. Schon ist alles anders. Nun wird das Argument der „Freiheit der Kunst“ bemüht. Aber es ist keine Kunst, sondern Neofaschismus! Die vermeintlichen Künstler sind keinesfalls nur Männer des Wortes. Wenn ihnen danach ist, legen sie auch gern mal Hand an. Monchi war nach eigenen Angaben an einer Fußballrandale beteiligt und hat ein Polizeiauto abgefackelt. Zwischen 2009 und 2016 gab es 16 Ermittlungsverfahren gegen Bandmitglieder, unter anderem wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung, Raub und Nötigung. Nicht umsonst kam die Band mehrfach im Verfassungsschutzbericht vor. Namhafte Politiker des rot-grünen Parteienspektrums solidarisieren sich nun mit der Band und wollen gar, dass die neofaschistischen „Künstler“ im Bauhaus auftreten. Ausgerechnet an einem Ort, der von Faschisten geschlossen wurde und manche emigirieren mussten. Nun hat der Berliner Senator Klaus Lederer (Linke) angeboten, das Konzert im Bauhaus-Archiv in Berlin stattfinden zu lassen, natürlich mit Zustimmung der Koalitionspartner SPD und Grüne. Tiefer können Linke, SPD und Grüne nicht sinken, als dass sie das Andenken an die vielen Sozialdemokraten und Kommunisten, die wegen ihres Kampfes gegen den Faschismus ermordet worden sind, dadurch in den Schmutz treten, dass sie sich mit Neofaschisten solidarisieren und deren Auftritt ausgerechnet im Bauhaus fordern. Auch das Theater Dessau hat der Band nun einen Auftritt in seinem Hause angeboten. Resümee: Die Band mit den menschenverachtenden Texten darf im Dessauer Bauhaus, dem Ort mit einer großartigen kulturellen und humanistischen Geschichte nicht auftreten, dafür aber im Gebäude des Theaters, das von den NAZIs zur Förderung ihrer „Kunst“ als Monumentalbau errichtet und 1938 in Anwesenheit von Hitler und Goebbels eröffnet wurde. Auch wenn es wehtut. Es passt. Reinhard Szibor