Kommunikation im Tunnel

Dass der Tunnelbau am Damaschkeplatz inklusive der Brücksanierung die ursprünglich geplanten Kosten überschreiten würde, ist keine neue Tatsache. Im Planungentwurf von 2009 ging man von rund 31,5 Millionen Euro aus. Nach Klagen und Baustartverzögerung schnellte der veranschlagte Betrag auf 58 Millionen Euro in die Höhe. Mittlerweile wird das Gesamtvolumen für eines der größten Verkehrsprojekte Magdeburgs und einer Bauzeit von etwa. 4,5 Jahren mit 100 Millionen Euro angegeben. Gründe für die Explosion der Kosten sind schnell genannt: Bei der Dimensionierung von Bohrpfählen gab es Planungsfehler. Hier musste die Konstruktion völlig neu erstellt werden. Dies sorgte außerdem für Verzögerungen. Zudem entdeckte man hinter der alten Mauer mehr Hohlräume, die zuvor nicht bekannt waren und die nun mit einem aufwendigen Verfahren mit Zement verfüllt werden mussten. Eigentlich ist man als Bürger mit solchen Baukostenverschiebungen vertraut. Bisher gab es wohl kaum ein öffentliches Vorhaben, dass nicht weit über die kalkulierten Beträge hinausgeschossen wäre. Die Kosten für den Wiederaufbau des Opernhauses in den 90er Jahren verdreifachten sich damals, um nur ein Beispiel zu nennen. Am Ende haftet an den veranwortlichen Planern in den Verwaltungen sowie den politischen Entscheidern stets ein Etikett von Unfähigkeit. Das gegenseitige Misstrauen wächst darunter. Politiker vertrauen darauf, was Fachleute sagen und die stoßen dann stets in der Bauphase auf zuvor unkalkulierbare Probleme. Nun lassen sich solche auch schlecht in öffentliche Haushalte einstellen. Jeder fühlt sich im fortlaufenden Prozess irgendwie blöd und Bürger schimpfen zurecht, weil sich von außen die Entwicklungen schwer nachvollziehen lassen. Über allem stehen dann außerdem verheerende Schlagzeilen, die dem gesamten Prozedere erst recht den Stempel vorsätzlicher Misswirtschaft aufdrucken. Vielleicht ist der Grund für den fatalen Imageschaden auf allen Seiten aber tatsächlich nur ein Kommunikationsproblem. Wann wird durch wen was bekannt? Das ist hier die Frage. Wird die Öffentlichkeit von Schlagzeilen informiert, bevor auch nur ein Wörtchen aus dem Rathaus gedrungen ist, muss sich niemand über das spätere Bürgerurteil wundern. So ein komplexes Bauvorhaben muss in seinem Fortgang lückenlos transparent sein. Da sich der Stadtrat nur in Abschnitten mit dem Projekt beschäftigt, werden entsprechende Informationen oft nur genau dann sichtbar. Am Ende muss sich niemand wundern, dass der Eindruck entsteht, es handele sich hierbei um eine Art Informationstunnel. Wer einen Tunnel baut, sollte keine unterirdische Kommunikation betreiben. Thomas Wischnewski

Zurück