Keine anderen Probleme?
In Sachsen-Anhalt gibt es aktuell einen großen Skandal: Finanzminister André Schröder flog mit seiner Büroleiterin Business-Class nach New York und leider auch wieder zurück. Der Aufschrei in hiesigen Regionalmedien ist groß und in den niederen Büros des Finanzministeriums herrscht hinter vorgehaltenen Händen viel Getuschel.
Menschen klatschen halt gern über die Dummheit anderer. Außerdem muss man sich dann weniger mit der eigenen beschäftigen. Natürlich war der Luxustransport für die Büroleiterin nicht angemessen. Noch viel weniger, weil der Amerika-Trip nicht die einzige Firstclass-Reise war. Das Duo war schon genauso komfortabel nach China unterwegs. Für die Besten muss es das Beste geben. Von daher ist es wenig verwunderlich, dass die rechte Hand des Ministers auch eine private, adelnde Fortbildung für gut 3.000 Euro besuchen durfte. Für die Antragsgenehmigung anderer ministerialer Mitarbeiter war der Fortbildungsetat dadurch leider erschöpft. Jedenfalls durfte eine Kollegin einen Kurs für 250 Euro nicht antreten. Besonders verwerflich an deren Ansinnen war – so sah man es jedenfalls in der Führungsspitze des Ressorts –, dass ein Fortbildungstag auf einen Samstag gefallen wäre. Wochenendfreizeit mit Weiterbildungszeit zu vergeuden und sich das noch aus Steuern finanzieren zu lassen – also das ist wirklich der Gipfel der Unverfrorenheit. Gut, dass Minister André Schröder gleich konsequent handelte und seine Büroleiterin an einen anderen Platz im Ministerium beförderte. Für gute Leute gibt es immer Arbeit. Möglicherweise hatte bei der Sache doch nur die natürliche Verführungskraft einer Frau gewirkt. Und Herr Schröder war dieser erlegen und so nicht in der Lage, zu erkennen, mit welchem unangemessenen Aufwand er die Dame bevorzugte. Doch, wenn man im tiefsten Inneren davon überzeugt ist, der Kronprinz von Sachsen-Anhalt zu sein, darf man sich auch mit Adel umgeben und aus der grauen Masse herausstechen. Apropos herausstechen: Der Landesvater ist entgegen seinem Finanzer viel bescheidener und reist stets in der Touristenklasse. Hoffentlich wirkt sich diese schöne Zurückhaltung nicht auf die Wahl der Kabinettsmitglieder für das Finanzressort aus. Offensichtlich hatte Rainer Haseloff da schon mit Vorgänger Jens Bullerjahn kein so glückliches Händchen. Schließlich hatte dieser gern gute Berater besser bezahlt als nötig. Ich weiß gar nicht, warum manche vor den Finanzministern Angst haben, dass sie stets alles wegkürzen würden. Es zeigt sich doch, dass die bisherigen Herren ganz freizügig sein können. Und die da jetzt alle kleffen, sind sicher irgendwelche Neider, die stets zu kurz kommen. Der Skandal ist dümmlich, aber auch der Aufschrei darüber. Gibt es wirklich keine anderen Probleme im Land als Büroleiterinnenkosten? Thomas Wischnewski