Image der Literaturlandschaft Sachsen-Anhalts durch FBK-Vorstand gefährdet
Der Friedrich-Bödecker-Kreis in Sachsen-Anhalt ist Teil des bundesweiten, nach dem sich um moderne Literatur im schulischen Unterricht bemühenden niedersächsischen Lehrers Friedrich Bödecker benannten, Verbandes. Dass der sachsen-anhaltische FBK im Kreis der bundesweiten Friedrich-Bödecker-Kreise besondere Beachtung aufgrund seiner umfangreichen Arbeit fand, ist dem jetzt entlassenen und dem Vorwurf der Untreue ausgesetzten Geschäftsführer Jürgen Jankofsky zu verdanken, der als geborener Netzwerker es verstanden hatte, nicht nur die eigentlichen Projekte des FBK in Form der Schulschreiber, des Projektes „Kindsein in Sachsen-Anhalt“ etc. jährlich zu platzieren und durch intelligente Konzepte dafür auch Fördermittel zu generieren, sondern auch gewichtige Teile der Literaturförderung des Landes am FBK festzumachen, wie die Interlese oder beispielsweise die Herausgabe der sachsen-anhaltischen Literaturzeitung oda (Ort der Augen) viermal im Jahr zu bewerkstelligen, von Lesungen der Schriftsteller in Schulen, Bibliotheken und anderswo ganz abgesehen. Zum Netzwerk gehören auch die Kontakte zur armenischen, zur bulgarischen, zur Literatur der Balkanstaaten. Soweit, so gut.
Worauf basiert der Vorwurf der Untreue? Jankofsky, neben FBK-Geschäftsführer, bis zu seiner Entlassung auch stellvertretender Geschäftsführer des Bundes-FBK, Kassenwart des Deutschen P.E.N., ist auch Autor diverser Bücher, darunter die Erzählung für Kinder „Anna Hood“. Eine Geschichte, die er schrieb – ich zitiere Jankofsky – weil er Autoren, die er zur Interlese einladen wollte, 2017 in die Grundschulen schicken wollte (was er im Übrigen auch getan hatte). Dafür brauchte er Übersetzungen. Bis dahin war das, zumindest nach Jankofskys Reden, ein FBK-Projekt. Was ihm jetzt zum Vorwurf gemacht wird: Im inzwischen beim Mitteldeutschen Verlag erschienenen Buch fehlt der Hinweis darauf, dass es sich um ein FBK-Projekt handele. Der ominöse Schaden, um den es geht, sind 4090 EUR. Entlässt man deshalb in einer Phase, in der ja nicht einmal der Vorwurf staatsanwaltlich geklärt war, vier Monate vor dem Eintritt in den Rentenstand einen Vorsitzenden, der achtzehn mehr als erfolgreiche Jahre ins Spiel bringen kann? Wieso hat ihn der Vorstand nicht einfach bis zur Klärung der Vorwürfe beurlaubt? Wieso richtet die Vorstandsvorsitzende Dorothea Iser den Maximalschaden an, indem sie, Wochen, bevor sie den Strafantrag stellt, Monate, bevor es überhaupt eine Klärung geben kann, bereits nicht nur das Landesverwaltungsamt, sondern auch den Bundes-FBK und den Deutschen P.E.N. informierte?
Wieso werden sowohl in der MZ als auch in der Volksstimme ausführlich nur die Anwürfe Isers genannt? Wieso gibt Dorothea Iser nicht die Information weiter, dass sich Jankofsky derzeit auf einer Recherchereise befindet, die bereits im vorigen Jahr geplant war? Ist es dem Vorstand tatsächlich deutlich gewesen, dass er mit der überzogenen Kündigung und allem, was danach unqualifizert nachgetreten wurde, eben nicht nur den FBK, sondern die Literaturlandschaft Sachsen-Anhalt beschädigt? Wollte er das gar? Sicher, Jankofsky ist ein Berserker, was seine Arbeit angeht. Jemand, der seine Arbeit zu seiner Obsession gemacht hat, wird immer anecken. Wird ein höchst ungemütlicher Mensch sein und bleiben. Man muss ihn nicht mögen. Aber Streit muss man auch austragen, in der Sache hart, ohne freilich die Person beschädigen zu wollen. Und jemanden ohne Not so nachhaltig zu beschädigen, wie es jetzt der Vorstand des FBK mit Jankofsky zelebriert hat, der dazu die Fäden zu seinen Netzwerken in Händen hält, ist geradezu selbstmörderisch.
Inzwischen ist Dorothea Iser genauso chaotisch, wie diese ganze Unternehmung war, vom Vorsitz zurückgetreten. Rechtzeitig vor dem 5. September, der zu spät anberaumten außerordentlichen Versammlung der Mitglieder des FBK. Einer verweigerten Entlastung kommt sie damit zuvor. Die Strafanzeige gegen Jankofsky stellte sie erst mit ihrem Rücktritt. Das macht die Konfusion nicht kleiner, wenigstens entfallen die Wahlen zu einem neuen Vorstand. Das ist die gute Nachricht dabei.
Ja, ein tiefer Riss zieht sich nun durch die Schriftstellerschaft Sachsen-Anhalts. Der FBK muss nun warten, was staatsanwaltlich zum Thema Untreue ermittelt wird. Das Kultusministerium lässt erkennen, dass man lösungsorientiert vorgehen möchte. Was aber kaum noch zu reparieren ist, ist die Tatsache, dass sich maßgebliche Schriftsteller, ich erinnere nur an Wilhelm Bartsch aus Halle, aus dem Dunstkreis eines so provinziell agierenden Vereins, einschließlich des Schriftstellerverbandes und der Förderverbände, entfernen und anderswo ein Zuhause suchen. Das ist mehr als bedauerlich. Ich verstehe das, denn was ich in den letzten Monaten an Taktiererei meiner Kollegen hier im Norden Sachsen-Anhalts erlebt habe, hält meine Lust auf weitere Zusammenarbeit in sehr engen Grenzen. Wobei es da nicht darum ging, Jürgen Jankofksy eine weiße Weste zu verpassen. Die Vorwürfe stehen im Raum und bedürfen der Klärung. Dass aber die Art und Weise, wie der FBK-Vorstand agierte, unterstes Provinz-Niveau ist, darüber hätte Einigkeit bestehen können. Aus diesem Grund stehe ich dem Förderverein der Schriftsteller nicht mehr zur Verfügung, dem FBK nach dem jetzt anlaufenden Kindsein-Projekt in Loburg, das ich bereits zugesagt hatte, auch nicht mehr. Wer um der eigenen Pfründe wegen nicht mehr redefähig ist, mit dem muss man auch nicht mehr zusammen schreiben. Oder lesen. Ludwig Schumann