Im Vertrauen liegt unsere Zukunft
Die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt begehen ihr 25-jähriges Bestehen. Peter Ahlgrim, Vorstandsvorsitzender der ÖSA, wirft im Interview einen Blick in die Zukunft des regionalen Versicherers.
Herr Ahlgrim, das Schlagwort Digitalisierung überzieht jede Branche. Wie geht man damit in der ÖSA um?
Peter Ahlgrim: Wir digitalisieren seit 25 Jahren. Es fing mit dem Personalcomputer an und mündet heute in die automatisierte Verarbeitung. Insofern ist die Herausforderung für uns nicht neu, sondern ein ständiger Prozess. Wir stehen allerdings in einem harten Wettbewerb und müssen uns immer wieder die Frage stellen, wie wir produktiver werden können.
Wie muss Ihrer Meinung nach ein moderner Versicherung heute aufgestellt sein?
Lassen Sie mich zunächst voranstellen, dass wir einen klaren öffentlichen Auftrag haben und regional ausgerichtet sind. Unsere Kunden leben hier und wir arbeiten für sie vor Ort. Natürlich verändert sich die Versicherungswelt heute viel schneller. Wenn es Startups besser gelingen sollte, das Erlebnis Versicherung für Kunden smarter zu machen, als wir das können, werden wir am Markt verlieren. Kunden erwarten in naher Zukunft von ihren Versicherern einen ähnlichen Service wie Amazon. Sie wollen mit einer App schnell mit ihrer Versicherung kommunizieren. Vor dieser Entwicklung dürfen wir die Augen nicht verschließen. Wir stellen uns diesen Herausforderungen und wollen dafür sorgen, dass sich alle Mitarbeiter der ÖSA in diesem Prozess mitgenommen fühlen.
Digitalisierung geht meistens mit Vorstellungen und Bedenken einher, dass dadurch noch mehr Arbeitsplätze verschwinden?
Ganz klar: Das sehe ich so nicht. Unser Fokus richtet sich auf den Kunden. Die persönliche Betreuung und der bekannte und verlässliche Ansprechpartner sind ein unschätzbarer Wert.
Gegenfrage: Könnten Sie sich vorstellen, dass Sie im Schadensfall – vor allem, wenn es um Leben und Gesundheit ginge – nicht persönlich von einem Menschen betreut würden? Es kommt viel auf die Art und Weise an, wie wir die digitalen Möglichkeiten einsetzen.
Können Sie das für die ÖSA konkretisieren?
Unser gut funktionierendes regionales Geschäftsmodell werden wir durch digitale Nähe ergänzen. Wir nutzen neue Kommunikationsmöglichkeiten wie den Anfang dieses Jahres eingeführten Chat-Dienst via Internet. Außerdem werden wir mit Smartphone basierten Dienstleistungen Mehrwerte schaffen. Wir stehen kurz vor der Einfühung einer Schaden-App. Und nach innen wird uns die Digitalisierung helfen, Prozesse zu optimieren.
Was wird bei der Entwicklung aus den stationären ÖSA-Agenturen?
Den Umgang von Mensch zu Mensch kann keine Maschine ersetzen. Emphatie und Kreativität bleiben die Domäne des Menschen. Deshalb setzen wir als Serviceversicherer fest auf die persönliche Beratung. Das bleibt unsere Kernkompetenz. Digitale Prozesse wollen wir dort einsetzen, wo sie Arbeit vereinfachen und rentabler machen. Aber unsere DNA bleibt es, ein menschlicher Serviceversicherer zu sein.
Was leitet den Gedanken?
Ich bin davon überzeugt, dass Vertrauen zwischen Kunden und Anbieter auschlaggebend für die Entwicklung in der Versicherungsbranche sein wird. Vertrauen ist gegeben, wenn sich Menschen in ihrem Anliegen wirklich begegnen und sich dabei Verlässlichkeit und Leistung erfüllen.
Wird es einen Produktwandel geben?
Ein neuer Markt werden Cyberrisiken sein. Er wird stäker wachsen, weil die Bedrohungen zunehmen. Im Kfz-Bereich werden telematische Lösungen auf die Tarifgestaltung Einfluss nehmen. Weitere Geschäftsfelder, die aufgrund demografischer Entwicklung eine neue Dynamik bekommen, sind die private Altersvorsorge und Pflege.
Öffentliche Versicherer blicken auf eine lange Tradition. Aber sind sie auch zeitgemäß?
Meiner Meinung nach mehr denn je. Eine wichtige Aufgabe der öffentlichen Versicherer ist die Daseinsvorsorge, jetzt und in Zukunft. Die erfüllen wir, weil wir landesweit und vor Ort für alle Bevölkerungsgruppen da sind. Wir suchen uns unsere Kunden nicht nach Risiko und Geldbeutel aus. Die ÖSA ist nicht irgendeine Versicherung im Land, sondern die einzige mit Sitz in Sachsen-Anhalt und mit satzungsgemäßem Auftrag. Sie ist Teil des gesellschaftlichen Lebens.