Auf den Spuren von Carl E. A. Petzold
Parkanlagen von Bad Muskau über den Harz bis zur Niederlande
Neben dem europäischen Gartenkünstler Peter Joseph Lenné (1789 - 1866) wirkte ein weiterer europäischer Gartenkünstler im heutigen Sachsen-Anhalt: Carl Eduard Adolph Petzold (1815 - 1891), der zusammen mit Friedrich Ludwig von Sckell (1750 - 1823), Fürst Hermann Ludwig Heinrich von Pückler-Muskau (1785 - 1871) und P. J. Lenne‘ zu den großen vier Vertretern der Periode des Landschaftsgartens in der europäischen Gartenkunst zählt.
Petzold wurde am 14. Januar 1815 als vierter Sohn in erster Ehe des Pfarrers Carl Friedrich Petzold (1783 – 1866) und seiner Frau Christiane (1789 – 1815) in Königswalde im Kreis Oststernberg geboren. Nach Rohde übernahm sein Vater auf Betreiben des Fürsten Pückler 1826 die Superintendentur in Muskau. Rückblickend sagte Petzold, aus wohlhabenden Verhältnissen stammend, dass er an den „academischen Wissenschaften“ keinen Gefallen gefunden habe – er sollte Jura studieren – und sich früh der Gärtnerei verbunden fühlte.
Sehr beeindruckte ihn, was unter Pückler ab 1815 auf fast 600 ha Neißetal von Muskau als Landschaftspark unter dem damaligen Hofgärtner und späteren Garteninspektor Jacob Heinrich Rehder (1790 – 1852) entstand. Petzold sah in einer solchen Stellung eine erstrebenswerte Position. Schließlich billigte der Vater auch den Wunsch des Sohnes, Gärtner zu werden. Am 1. Juli 1831 im Alter von 16 Jahren trat Petzold als Lehrling in die Gärtnerei des Fürsten von Pückler-Muskau ein und erlernte unter Rehder alle für Landschaftsgärtner wichtige Arbeiten. Georg C. Riedesel Freiherr zu Eisenbach (1785 – 1854) besuchte im Sommer 1837 Muskau angeregt durch die 1834 von Pückler veröffentlichten „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“.
Wenig später wurde Petzold beauftragt, die Anlagen des Freiherrn in Thüringen zu „musko-vitieren“. Dort in Neuenhof bei Eisenach blieb er mehr oder weniger, bis er beginnend ab dem Winter 1840/1841 fünf Bildungsreisen unternahm, die ihn nach Sanssouci in Potsdam, nach Süddeutschland, Italien, Österreich, Ungarn, Böhmen, Belgien, in die Niederlande, in die Schweiz und nach Frankreich führten. Diesen Wanderjahren bis 1843 folgte dann die Anstellung als Hofgärtner in Ettersburg und Weimar 1844 bis 1852 und danach als Garteninspektor unter Prinz Friedrich der Niederlande bis 1872 in Muskau. Vom Prinzen wurde er 1872 zum Königlichen Prinzlichen Niederländischen Park- und Gartendirektor ernannt.
In seine Inspektorenzeit fallen die Entwürfe und Anlagen des Gutsparks in Langenstein südwestlich von Halberstadt im Vorharz 1858 und des Brühlparks in Quedlinburg 1867. In Langenstein hatte 1855 Arnold-August Wilhelm Rimpau (1814 – 1892) dieses in den Jahren 1778 bis 1781 unter Maria Antonia von Branconi errichtete zweigeschossige Barockschloss und das zugehörige Rittergut gekauft. Er beauftragte 1858 Petzold mit der Parkplanung. Die Schlossanlage blieb bis zur Enteignung 1946 im Besitz der Familie Rimpau. In den Jahren 1858 bis 1866 entstand hier unter C. E. A. Petzold ein Landschaftspark im englischen Gartenstil mit über 100 Gehölzarten auf etwa 20 Hektar Fläche. Er ging aus einem Barockgarten hervor, doch gab es keinen Bezug bei der Neuplanung dazu. Auffällig ist hier, dass der Pleasureground rund die Hälfte des gesamten Parks einnimmt und dies auf einer Fläche von rund 150 x 400 m. Dieser Schmuckraum ist geprägt von runden und ovalen Blumenbeeten. Diese „Blumenvorpflanzungen“ im Pleasureground sind auch bei P. J. Lenné (1789 - 1866) selten zu finden. Diese Blumenbeete kennzeichnen auch in Langenstein den südlichsten Parkbereich am Teich direkt an den Ufern.
Seit Frühjahr 1866 nutzte der Besitzer Rimpau das Schloss als ständigen Wohnsitz, was zu einer Vergrößerung des Schlosses durch Seitenflügel führte. Dies führte auch zu Veränderungen im nahen Schlossbereich und diese Art der Blumenbeetverwendung taucht hier erstmals bei Petzold auf. In ähnlicher Weise wurden sie bei Humphry Repton (1752 - 1818) und Gustav Meyer (1816 - 1877) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts praktiziert. Langenstein markiert also einen gewissen Wandel in der gestalterischen Entwicklung Petzolds. Nach Maier-Solgk und Greuter steht die Vielzahl der von Petzold verwendeten Gehölze für die ästhetische Beurteilung in der Landschaft und ihrer Härte gegenüber dem europäischen Klima.
Ende Juli 1935 beschreibt der Kunsthistoriker Udo von Alvensleben (1897 - 1962) Langenstein bei seinem Besuch wie folgt: „In Langenstein sehen wir den Palast der Madame Branconi. Auf der Gartenseite ist eine verführerisch schöne Terrasse mit Säulen, Balkonvasen, Freitreppe, Bäumen und Blumenrabatten, ringsum mit Baumgruppen in allen Farbschattierungen bestanden Rasenflächen. Im Hintergrund ragt der Burgfelsen von Langenstein, auf dem einst unsere Gattersleber Vorfahren saßen, und die blauen Harzberge – ein beneidenswerter Sitz mitten zwischen Halberstadt, Blankenburg, Quedlinburg, Wernigerode gelegen, in der Nachbarschaft von Klöstern und Schlössern in der vielgestaltigen und geschichtlich reichsten Landschaft. Innen ist die vormals von Wilhelm Bode betreute Bildergalerie. Die umrankten Mauern mit weit offenen Fenstern und Läden blicken froh in den Sommermorgen. Unter Silberpappeln Perlhühner und Pfauen.“
Petzold legte nach Rohde um 1858 den ersten Arbeitsplan vor und im Oktober des gleichen Jahres den Gesamtentwurf. Noch 1858 entstand unter ihm der dritte Arbeitsplan. Der Entwurf zur Terrassenanlage folgte im Oktober 1866. Ein Jahr nach dem Ende seines Wirkens in Langenstein wird Petzold 1867 in Quedlinburg tätig. Hier wird er mit der Umgestaltung des Brühlparks durch den Magistrat beauftragt. Nach Rohde existierte hier bereits südlich unterhalb des Schlosses eine alte Gartenanlage der Gräfin Aurora von Königsmark als einstige Äbtissin in Quedlinburg. Petzold fand hier zwar einen großen Bestand zum Teil seltener Baumarten vor, doch seien die „malerischen Aussichtspunkte der Umgebung für den Park fast gar nicht verwerthet“ worden. Noch vor Erstellung eines Entwurfes teilte Petzold dem Brühlausschuss seine Ideen an Ort und Stelle mit, welche an die Aufgaben und Tätigkeiten in Muskau erinnern. Nach Köhlert und Blume gehörte Quedlinburg seit 1803 zu Preußen. Petzold ging „von dem Grundsatz aus, dass der geschichtlich gegebene Grundcharakter der Anlagen“, der als Haupteinteilung bezeichnet wurde, „nicht allein zu bewahren, vielmehr besser als bisher hervorzuheben“ sei. Er begründete zunächst, warum das überflüssige und überständige Holz aus dieser Anlage zu entfernen sei. Um die überhandnehmende Vegetation zu reduzieren, sei „ein durchgreifender Hau unabweisbar und zugleich das einzige Mittel zur Erhaltung dieser schönen Anlage“. Dies könne aber nicht derart erfolgen, indem „man das Alte zerstört und Neues an seine Stelle“ setze, sondern indem man im „Geist der Anlage“ handele.
Petzold, der seinen Entwurf auf Grundlage des „Situationsplans“ im November 1867 vorlegte, erhielt das Alleensystem am Holländergraben. Später berichtete er, dass die „prächtigen Alleen alter Linden und Kastanien durch hohes Holz eingeschlossen“ gewesen wären, „welches auch die Ausbildung der Kronen der Alleebäume auf der Außenseite“ beeinträchtigt habe. Deshalb hätten hier „die umgebenden Pflanzen auf beiden Seiten je in der Breite der inneren Allee und parallellaufend mit derselben entfernt“ werden müssen, so dass sie, freigestellt, „dreimal so breit wie früher erschien“. Die „vom Holz entblößten Streifen auf beiden Seiten wurden durch Rasen ersetzt.“
Für das südlich anschließende Areal nahm Petzold eine neue Gestaltung vor, die sich in östliche Richtung in einem langen Zug entlang der Bode hinziehen sollte. Die Einbeziehung natürlicher Elemente – in diesem Fall ein Fluss – und die größtmögliche Erweiterung der Anlage ist typisch für Petzold. Auffallend sind mehrere Plätze, die er meist geometrisch in kreis- bzw. halbrunden oder rechtwinkeligen Formen ausgelegt und mit regelmäßigen Baumpflanzungen bestückt hat. Von hier aus sollten Sichten aus dem Park in die Umgebung und innerhalb des Parkes erlebt werden können. Die neuen Wege sind reduziert und durchlaufen das Areal nicht mehr, sondern umrunden es tendenziös, um Blicke über die baumbestandenen Rasenflächen zu ermöglichen. Die Waldsäume sollten parkseitig gemäß seiner „landschaftlichen Auffassung“ Einbuchtungen aufweisen.
Am 10. August 1891 verstirbt Petzold im Alter von 76 Jahren in Dresden - Blasewitz. Dort in Dresden verbrachte er seine letzten Lebensjahre ab 1882 mit seinen Kindern. Davor war bereits 1881 seine Frau Mathilde (1825 – 1881) verstorben. Volker A. W. Wittich