Sieben Premieren und ein Happyend
Dass selbst altehrwürdige Veranstaltungen noch so etwas wie Premieren feiern können – der 1. FC Magdeburg bewies es am zurückliegenden Wochenende nachdrücklich. Zwar ging das bei den Klubs der Stadt allseits beliebte Hallenfußballturnier des Drittligisten bereits in seine 18. Auflage, diesmal allerdings – und da wären wir bei Premiere Nummer eins – unter einem neuen Patronat. 17 Jahre lang hatten das in Braunschweig beheimatete Unternehmen Kroschke und seine Magdeburger Dependance die traditionelle und von den Kicker-Fans ins Herz geschlossene Veranstaltung gesponsert, organisiert und ihr zugleich den Namen gegeben. In diesem Jahr nun löste FCM-Sponsor Wernesgrüner Brauerei den niedersächsischen Schildermaler als Pate ab.
„Wir sind mit dem Auftakt sehr zufrieden“, meinte FCM-Chef Peter Fechner hinterher. „Wir hatten eine blendende Stimmung in der Getec-Arena. Die neue Form wird ganz offensichtlich angenommen.“ Mit Letzterem spielte der Präsident der Blau-Weißen zugleich auf Premiere Nummer zwei an: Erstmals war die Veranstaltung aus der kleineren, liebgewordenen Hermann-Gieseler-Halle in die größte Sporthalle Sachsen-Anhalts mit ihren 7.000 Plätzen gewechselt. Ein Schritt, der sich nach den Umbauarbeiten in der Gieseler-Halle und der Reduzierung auf dort nur noch 800 Plätze zwangsläufig ergeben hatte. Der Wechsel stieß allerdings auch auf Skepsis. Geht da nicht, fragte so mancher, die Stimmung flöten?
„Wir freuen uns, die Fußball-Fans gut unterhalten zu haben“, meinte Fechner hinterher. „Und das gleich an drei aufeinanderfolgenden Tagen.“ Bei den drei Tagen wären wir bereits bei Premiere Nummer drei: Den knapp sechs Stunden Budenzauber am Freitagabend um den neuen Wernesgrüner Cup folgte nämlich am Sonnabend und Sonntag unmittelbar das Matthias-Pape-Turnier, die inoffizielle deutsche Hallen-meisterschaft der Unter-15-Jährigen. Über 6.500 Zuschauer strömten an den drei Tagen in die Arena an der Berliner Chaussee.
„Wir haben jetzt quasi eine Leistungsschau vom talentierten Nachwuchs bis zu gestandenen Profis“, so der FCM-Präsident weiter. „Das macht, neben Synergiefaktoren wie dem nur noch einmaligen Einbau der Banden, den besonderen Reiz aus. Mit dem Wernesgrüner Cup wollen wir zudem den Magdeburger Teams zumindest einmal im Jahr Gelegenheit geben, sich mit dem FCM in einem richtigen Wettbewerb zu messen. Ich denke, das sind wir den Fußballern unserer Stadt schuldig.“ Angedacht ist auch, das Turnier einmal für Mannschaften aus dem gesamten nördlichen Sachsen-Anhalt zu öffnen.
Premiere vier folgt auf dem Fuße: Erstmals in seiner Zeit als Präsident des FCM, also seit 2011, konnte sich Fechner über einen Turniersieg seiner Jungs freuen. Dass Sachsen-Anhalts Vorzeigeklub in den zurückliegenden Jahren unter anderem hinter Germania Halberstadt, dem FSV Barleben oder gar MSV Preussen einkam, war – bei aller Relativierung des Werts des Hallenfußballs – so manchem ziemlich sauer aufgestoßen. „Es wurde langsam auch mal Zeit“, freute sich deshalb Fechner über den 2:1-Erfolg gegen Titelverteidiger Barleben. Gleiches – dies wäre Premiere Nummer fünf – gilt für Cheftrainer Jens Härtel: „Es ist mein viertes Turnier, seit ich in Magdeburg bin. Bisher sind wir dem Erfolg hinterhergelaufen. Ohne es überbewerten zu wollen, es ist schon ein gutes Gefühl, wenn man den Pokal in den Händen hält.“
Für Premiere Nummer sechs sorgte ein in Magdeburg bisher unbekanntes Gesicht. FCM-Neuzugang Marcel Costly, seit dem Neujahrstag in der Elbestadt, bestritt nicht nur seine ersten Spiele für seinen neuen Verein, der 22-jährige Deutsch-Amerikaner von Mainz 05 schoss sich mit sechs Treffern (gemeinsam mit seinem Klubkameraden Florian Pick) gleich zum umjubelten Torschützenkönig des Turniers. Und das als Defensivmann! Härtel registrierte es mit sichtlicher Freude: „Das hat er richtig gut gemacht. Man hat gesehen, was der Junge kann. Er hält das Tempo hoch, überzeugt spielerisch – und dann macht er auch noch Tore.“
Die siebte Premiere kommt, ungewollt zwar, auf das Konto von Mister Kroschke-Cup, Heiner Laugisch. Der Mann, der vor kurzem seinen 80. Geburtstag feierte, hob das Turnier nicht nur aus der Taufe, er war über mehr als eineinhalb Jahrzehnte dessen guter Geist. Ohne ihn lief fast nichts. Seit 2001 strömten über 220.000 Zuschauer zu dem sportlichen Halligalli in die altehrwürdige Gieseler-Halle. Kein Laugisch an der Bande, das schien vielen unvorstellbar. 2018, beim Auftritt auf bis dahin fremdem Boden, war es deshalb eine (gefühlte) Premiere: Das Turnier, sein Baby, musste ohne ihn auskommen. „Wo ist eigentlich Heiner?“, war eine viel gestellte Frage an diesem Abend. Die Antwort: Laugisch, die Diesdorfer Frohnatur, kuriert die Folgen einer Schulteroperation aus. Er wurde vermisst. Rudi Bartlitz