Schaulaufen der Stars von morgen

Königsblau war im Januar 2018 die dominierende Farbe beim Pape-Cup in der Getec-Arena. Schalke 04 gewann die inoffizielle deutsche Hallenmeisterschaft der U-15-Fußballer. Foto: Peter Gercke

Anfang Januar ist Magdeburg wieder Austragungsort eines der bedeutendsten europäischen Jugend-Fußballturniere. 20 Teams, darunter 15 von Bundesligisten, kämpfen zum 18. Mal um den Pape-Cup.

Wenn in den ersten Januartagen der Pape-Cup zum 18. Mal einen Großteil der  besten U-15-Kicker Deutschlands nach Magdeburg ruft, werden beim heutigen FCM-Zweitliga-Spieler Steffen Schäfer ganz besondere Erinnerungen wach. 2009, als der „Effzeh“ aus der Eliteklasse noch nicht wegzudenken war, lief der heutige Innenverteidiger In der Elbestadt noch für den 1. FC Köln aufs Parkett. „Es war mein erstes großes Turnier damals, bei dem ich dabei sein durfte“, erinnert sich der 24-Jährige dieser Tage. Mehr noch: Die „Geißböcke“ nahmen sogar den begehrten Pokal mit nach Hause. „Die Kulisse (damals noch in der Gieseler-Halle. D. Red.)“, so Schäfer, „war einmalig. Sie war vergleichbar mit der Stimmung, die heute bei uns in der MDCC-Arena herrscht. So einen Lärm hatte ich als junger Bursche bei Spielen noch nie zuvor erlebt. Bei uns zu Hause standen eigentlich immer nur die Familie und Freunde auf der Tribüne …“
 
So wie Schäfer ergeht es den meisten Nachwuchs-Kickern. Sie sind beeindruckt von der Atmosphäre und dem Fluidum bei einem der führenden europäischen Nachwuchsveranstaltungen. Wo sonst kommen zu einem Jugend-Hallenturnier, wie 2018, fast 6.000 Zuschauer? Wo sonst versammelt sich ein Starterfeld mit 15 Bundesligisten, darunter solche Hochkaräter wie Borussia Dortmund, Vorjahresgewinner Schalke 04, Borussia Mönchengladbach, TSG Hoffenheim, 1. FC Nürnberg, Hamburger SV, FC Augsburg oder der 1. FC Köln? Wo sonst wohnen die 13- und 14-Jährigen in angesagten Hotels statt wie ansonsten in Jugendherbergen oder Schulen?

 In Magdeburg schlägt auch wieder die Stunde einer ganzen besonderen Spezies des Fußballgeschäfts: der Spielervermittler. Wüsste man es nicht besser, könnte man meinen, der Cup sei eigens  für die Späher von Großklubs ins Leben, darunter vor allem von der britischen Insel, gerufen worden. Und tatsächlich, eine bessere Möglichkeit,  diejenigen in Augenschein zu nehmen – und im Idealfall schon Kontakte mit ihnen zu knüpfen –, die in ein paar Jahren die Szenerie in den großen Ligen und in den internationalen Wettbewerben bestimmen werden, gibt es kaum. Der Pape-Cup ist ein Schaulaufen der Nationalspieler von morgen. Wer einmal in den Annalen des Turniers blättert, stößt auf Namen, die eine komplette deutsche Nationalmannschaft hergeben würden. Sie könnte sich etwa so lesen: Marc-Andre ter Stegen, Marcel Schmelzer, Jérôme Boateng, Emre Can, Toni Kroos, Mario Götze, Marco Reus, Julian Brandt, Julian Draxler, Lewis Holtby, Leroy Sané.
 
Auch wenn für Turnierchef Lutz Pape die Scouts und Spielerberater zum Fußball-Geschäft einfach dazugehören, liegt sein Augenmerk und das seiner rund 30 bis 40 ehrenamtlichen Mitstreiter eindeutig auf dem Sportlichen. Und da hat der 1. FC Magdeburg als Veranstalter Überragendes vorzuweisen. Neben den 15 Bundesligisten kommen 2019 erneut zwei Gäste-Teams aus England hinzu: Premier-League-Klub Tottenham Hotspur und Cambridge United. Mit Randers FC gibt erstmals ein Verein aus Dänemark seine Visitenkarte ab. Gastgeber FCM und zwei Vertretungen aus dem nördlichen Sachsen-Anhalt, die sich in einem Vorwettbewerb qualifizieren, vervollständigen das Feld der 20 Mannschaften.

Dennoch, es ärgert Pape jedes Jahr aufs Neue, dass sein Vorstoß, nach jahrelanger Pause wieder einmal den FC Bayern nach Magdeburg zu verpflichten, auch diesmal ins Leere gestoßen ist. „Es ist schon ärgerlich, dass wir sie nicht überzeugen konnten.“ Bei anderen Klubs, wie Stade Reims aus Frankreich, scheiterte ein Start in der Getec-Arena an überhöhten finanziellen Forderungen – 500 Euro wollte der Verein aus dem Land des Weltmeisters pro Person kassieren. Der Versuch, mit Real Madrid einen Big Player des Weltfußballs an die Elbe zu lo-cken, scheiterte zuletzt daran, dass sich die Jung-Stars der „Königlichen“, wie der Klub mitteilte, zum Zeitpunkt des Turniers „leider im Urlaub“ befänden. So viel zu Riten und Gepflogenheiten im (professionellen) Jugendfußball des Jahres 2018 … Rudi Bartlitz

Kompakt: 15 Stunden Fußball am Stück

Das Turnier um den Pape-Cup, das am 5. und 6. Januar bereits zum 18. Mal in Magdeburg ausgetragen wird, gilt als inoffizielle deutsche Hallenmeisterschaft der U-15-Nachwuchsfußballer. Die vom 1. FC Magdeburg organisierte Veranstaltung erinnert an den 2001 im Alter von nur 29 Jahren an Lymphdrüsenkrebs verstorbenen erfolgreichen FCM-Nachwuchstrainer Matthias Pape. 20 Mannschaften sind diesmal wieder am Start, darunter 15 Erst- und Zweitligisten. Die Zuschauer bekommen in insgesamt 72 Begegnungen sage und schreibe 15 Stunde Fußball am Stück geboten. Der Etat des Turniers, bei dem diesmal auch an den 20. Jahrestag des Sieges des 1. FC Magdeburg beim DFB-Kickerpokal (den kein Ost-Team seither wiederholen konnte) erinnert wird, beläuft sich auf eine mittlere fünfstellige Summe. Tickets gibt es ab drei Euro, die Karte für beide Tage kostet  zehn Euro.

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