„Magdeburg verträgt zwei gute Teams“

Im Interview mit MAGDEBURG KOMPAKT äußert sich Geschäftsführer Marc Schmedt über die jüngste bemerkenswerte Serie des SCM-Handballer, zum Nebeneinander mit den FCM-Fußballern und zur Zukunft der Youngsters.

Lassen Sie uns über etwas Erfreuliches reden, über Serien. Mit dem Erfolg über Stuttgart ist der SCM in der Bundesliga seit zwölf Spieltagen ungeschlagen, hat dabei bemerkenswerte 23:1 Punkte eingefahren.
Marc Schmedt: Selbst wenn man sich aktuell noch nichts kaufen kann und Serien auf keinem Briefbogen erscheinen, sie bilden bestimmte Entwicklungen ab. Sie setzt gewissermaßen ein Ausrufezeichen. Insofern freue ich mich natürlich über die Serie unseres Teams und jeden Tag, den sie weiter anhält.

Mehr noch, das Team unter Bennet Wiegert hat die Serie der Meistermannschaft von 2001, die ebenfalls zwölf Spieltage ohne Niederlage geblieben war, eingestellt. Und peilt nun gegen Lemgo einen neuen Rekord an. Der SCM ist zugleich die erfolgreichste Rückrundenmannschaft, noch vor den Meisterschaftsfavoriten Flensburg und Rhein-Neckar Löwen.
Auch dies spiegelt natürlich den Aufschwung bei uns wieder. Beides trägt wesentlich dazu bei, ist quasi ein Segen, damit wir unsere Rahmenbedingungen für die Zukunft weiter stabilisieren können. Das gilt sowohl für die wirtschaftliche und organisatorische Seite als auch für die personelle.

Wirtschaftlich ist Ihnen das in der vergangenen Woche mit der erneuten Lizenzerteilung ohne Auflagen von der Handball-Liga schon attestiert worden. Wie sieht es generell an der Sponsorenfront aus?
Unsere Pläne sind wirtschaftlich alle untersetzt. Für den Etat der Saison 2017/18 sind beispielsweise bereits heute 95 Prozent unter Dach und Fach.

Was muss man sich unter der personellen Seite vorstellen?
Wir befinden uns erfreulicherweise an der Schwelle zu einer Entwicklung, wo wir unseren weiteren Weg selbst bestimmen können. Wo wir es selbst in der  Hand haben, unsere Mannschaft weiter zu stärken. Und von Spielern mit besonderen Qualitäten nicht mehr nur als eine Durchgangsstation zu einem vermeintlichen Spitzenteam angesehen werden.

Das Negative an Serien ist, dass sie mal reißen. 
Man muss sicher kein Prophet sein, um dies auch für uns voraussagen zu können. Es werden schwächere Partien folgen. Schon jetzt ist es doch so, dass in dieser Liga jeder Sieg hart erkämpft werden muss. Insofern war der knappe Sieg gegen Stuttgart ein erneuter Fingerzeig darauf, dass nichts von selbst kommt.

Der SCM ist derzeit Tabellenfünfter. Es gibt bereits Spekulationen, wonach an der Spitze noch einmal alles offen sein könnte.
Das sehe ich nicht so. Die Löwen und Flensburg werden die Ränge eins und zwei wohl unter sich ausmachen, Kiel und Berlin sich um Platz drei rangeln. Wir gucken von Spiel zu Spiel, nehmen, was geht und sehen, wozu es am Ende reicht. Unser Saisonziel, uns wieder für den internationalen Wettbewerb zu qualifizieren, dürften wir erreichen.

Auch als Tabellenfünfter?
Schmedt:
Ja, nach bisheriger Lesart genügt Platz fünf für einen europäischen Startplatz. Denn Deutschland dürfte wie in den zurückliegenden Jahren wieder eine Wild Card zugesprochen bekommen. Bei allen Erwägungen muss man einschränkend hinzufügen: Die finale Entscheidung trifft natürlich die EHF, die europäische Föderation.

Nun schicken sich, keine 500 Meter Luftlinie von Ihrer Spielstätte entfernt, die Fußballer des FCM an, in die zweite Liga anzupeilen. Was würde ein solcher Aufstieg für den Handball-Standort Magdeburg bedeuten?
Eine Stadt wie Magdeburg, das hat die Vergangenheit bereits unterstrichen, verträgt auf jeden Fall zwei Teams: eines, das gut Handball spielt, und eines, das gut Fußball spielt. Sie können gut nebeneinander auskommen. Auch weil jeder seine eigene Ausrichtung, jeweils eine eigene Zielgruppe besitzt. Unsere beispielsweise ist im Schnitt zehn Jahre älter als die der Fußballer.

Auch wirtschaftlich befürchteten Sie keine Konkurrenz?
Eindeutig nein. Wir sind strukturell ganz anders aufgestellt als der FCM. Wenn es denn Veränderungen gegeben hätte, wären diese aus meiner Sicht eher zutage getreten – nämlich mit dem Aufstieg des FCM in den Profifußball vor zwei Jahren. Das war aus meiner Sicht ein Schritt, der einschneidender als es jetzt ein Aufstieg in die zweite Liga wäre. Lassen Sie mich noch eines hinzufügen …

Bitte.
Ich sehe große Gemeinsamkeiten beider Teams in der Verpflichtung, Botschafter unserer Stadt zu sein, sie gut nach außen zu verkaufen. Zumal die Stadt, das möchte ich hier gern betonen, sowohl den SCM als, soweit ich es sehe, auch den FCM hervorragend unterstützt. Das wird von uns sehr geschätzt.

Wie geht es weiter bei den Youngsters, die ja hart gegen den Abstieg kämpfen?
Natürlich wollen wir in den ausstehenden Partien den Klassenerhalt schaffen. Viel wichtiger als die Spielklasse der Youngsters ist aber, dass dringend notwendige strukturelle Veränderungen im Nachwuchs des SCM umgesetzt werden. Die langfristigen Bindungen der Brüder Danneberg sowie Kurch und Diedrich sind erste Signale, jene Nachwuchsspieler
mit den größten Potenzialen langfristig an das Bundesligateam zu binden. Die Youngsters sind und bleiben Ausbildungsstufe und kein Selbstzweck. Der Fokus muss zukünftig noch mehr auf der individuellen Entwicklung und weniger auf dem Mannschaftserfolg liegen. Das gilt für Youngsters und alle Nachwuchsmannschaften.
Fragen: Rudi Bartlitz

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