Langer Atem und wenig Pfunde

Dominique Schaak im Seat-Renngefährt der Saison 2019. Er ist Sachsen-Anhalts einziger Automobil-Rennfahrer, der diesen Sport professionell betreibt. Im vergangenen Jahr feierte er mit dem Sieg beim 12-Stunden-Rennen von Imola seinen bisher größten Erfolg.

So langsam beginnt das große Kribbeln in der Magengegend. Die letzten Tests sind auf dem Motodrom im tschechischen Most absolviert, nur noch wenige Tage bleiben bis zum Saisonstart. Am letzten März-Wochenende ist es auf einer der berühmtesten Rennstrecken Deutschlands endlich so weit: Für Dominique Schaak springt die Startampel 2019 erstmals auf Grün. Dann wird sich auf dem 4,574 Kilometer langen Hockenheimring-Kurs zeigen, was all die Mühen der vergangenen Monate wert waren, ob das Set-Up, wie es in der Rennszene heißt, stimmt. Ob Fahrer und Auto in den Tests der zurückliegenden Wochen zu einer erfolgversprechenden Symbiose gefunden haben.
 
Auch wenn es der 28-Jährige nicht so explizit ausdrückt, für ihn könnten in diesem Jahr die Weichen für die Zukunft gestellt werden, nachdem er 2018 trotz des Erfolges beim 12-Stunden-Rennen von Imola („Der bisher größte Sieg meiner Laufbahn“) ein wenig kürzertreten musste. Mit einem neuen Team (HTF-Motorsport aus Erfurt) und einem ebenfalls neuen Auto (ein 350 PS starker Seat Leon Cupra) fährt er Langstreckenrennen in der National Endurance Series. Schaak: „Das Team ist sehr professionell aufgestellt und bewahrt trotz allem das familiäre Klima. Das ist für mich als Fahrer sehr wichtig.“ Wenn es die Zeitpläne ermöglichen, ist Schaak in diesem Jahr außerdem weiter in einem Porsche Cayman in der GT4-Rennserie unterwegs.
 
Langstrecken – das heißt für den Magdeburger, er wird den etwa eine Tonne schweren Seat, der von Null auf Hundert in 3,9 Sekunden beschleunigt und immerhin eine Spitzengeschwindigkeit von 280 Kilometer pro Stunde auf den Asphalt bringt, zusammen mit einem zweiten Teamfahrer pilotieren. „Auf dem Hockenheimring dauert der Wettbewerb beispielsweise vier Stunden“, berichtet Schaak. „Auf jeden von uns kommen also zwei Stunden intensives Fahren zu. Da brauchst du schon ein bisschen Atem. Mindestens drei Wechsel sind vorgeschrieben.“ Mehr als 30 Teams haben sich 2019 für den Wettbewerb eingeschrieben.
 
Insgesamt erstreckt sich die Endurance-Serie über sechs Rennen, in der Regel eines pro Monat. Weitere Orte sind Oschersleben, Assen (Niederlande), Lausitzring, Zandvoort (Niederlande) und der Nürburgring. Besonders auf die Strecke in der Börde (17. bis 19. Mai) freut er sich: „Das ist schließlich so etwas wie mein Wohnzimmer“, meint der Mann, der bis vor kurzem noch in Wellen lebte, also unmittelbar vor den Toren des Motoparks. Selbst wenn offiziell von seinem Team kein sportliches Ziel fixiert ist, verrät der Pilot: „Irgendwie liebäugelt man natürlich mit dem Titel. So viel Ehrgeiz sollte schon sein …“
 
Dafür hat Schaak die wohl intensivste Vorbereitung seiner Karriere auf sich genommen. „Erstmals war ich im Winter in Kienbaum, dort, wo sich sonst die deutschen Spitzenathleten auf Olympia und Weltmeisterschaften vorbereiten. Insgesamt drei Wochen war ich dort.“ In „normalen“ Wochen absolviert er im Schnitt sechs bis sieben Trainingseinheiten im heimischen Fitnesscenter „Lucky Fitness“. Gerade die in den Autos ständig wirkenden ungeheuren Fliehkräfte in den Kurven verlangen eine starke Muskulatur, vor allem im Nacken- und Schulterbereich. „Ich mache, auch außerhalb der Saison, viel für die Kraftausdauer. Drei Stunden Training kommen da täglich schon zusammen.“
 
Und dann wäre da noch die Geschichte mit dem Essen. Für Rennfahrer gilt nun einmal ein bestimmtes Limit, was das eigene Gewicht betrifft – und das dummerweise nicht nach oben. Zu viel Gewicht ist, um es salopp auszudrücken, gar nicht gut. Da geht es Rennfahrern wie Jockeys oder Boxern. „Ich habe deshalb meine Ernährung ziemlich umgestellt“, berichtet der Pilot. „Das heißt, so wenig Kalorien zu sich nehmen wie es nur geht, dafür viel Obst, Gemüse und Fisch. Und viel trinken. Ich versuche mich dazu zu zwingen, ja zwingen, pro Tag vier bis sechs Liter Wasser zu trinken. Dazu kommen im Schnitt acht Stunden Schlaf. Verzicht auf Alkohol und Nikotin verstehen sich eigentlich von selbst. Nur hin und wieder gönne ich mir ein Stückchen Schokolade, das muss sein.“ Und, hat der Crash-Kurs etwas gebracht? Schaak strahlt. „Ich liege derzeit bei 69 Kilo – das ist sogar noch ein Kilo unter meinem Zielgewicht.“ Rudi Bartlitz

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