Der Rennfahrer und das Abschiedsspiel
Dominique Schaak ist Sachsen-Anhalts einziger Automobil-Rennfahrer, der diesen Sport professionell betreibt. Seit 2005 sitzt er im Cockpit, zunächst im Kart, später startete er in verschiedenen Formel- und Tourenwagenklassen. Im vergangenen Jahr feierte der Magdeburger mit dem Sieg beim renommierten 12-Stunden-Rennen von Imola den bisher größten Erfolg seiner Karriere. MAGDEBURG KOMPAKT begleitet den 28-Jährigen in diesem Jahr im nationalen und internationalen Rennzirkus journalistisch. Im vierten Beitrag der Serie, geschrieben sozusagen in der Sommerpause, geht es um Sicherheitsdinge und ein ungewöhnliches Abschiedsspiel.
Bevor die Renn-Sommerpause („Ich habe mich in Bayern entspannt“) vorüber war, stand für Schaak ein kleines, für einen Rennfahrer aber höchst ungewöhnliches Event auf dem Programm. Seine früheren Kameraden vom Fußball-Landesklasseteam SV Hötensleben hatten für ihn ein Abschiedsspiel arrangiert. Ein Abschiedsspiel, wie das? Den Hintergrund dafür erklärt der Fußballfreund und FCM-Anhänger so: „Bis vor zwei Jahren bin ich für den heutigen Landesklasse-Vertreter selbst noch aufgelaufen. Aber dann musste ich wegen der Motorsportkarriere und der Verletzungsgefahr beim Kicken die Töppen in die Ecke stellen. Ich finde es trotzdem toll, dass die Jungs ein Abschiedsspiel organisiert haben. Es war geil, richtig mit Einlaufkindern und so.“
Immerhin 400 Zuschauer pilgerten zu dem Spektakel („Schaak & Freunde“ gegen den SV Hötensleben) in den kleinen Bördeort – weit mehr als viele andere Mannschaften bei Punktspielen haben. Und wie es oft so ist bei derartigen Lebwohl-Partien: Der zu Ehrende erzielte das entscheidende Tor selbst! „Es stand 3:4 gegen uns. Da habe ich in der 89. Minute abgezogen und genau in den Winkel getroffen“, freut sich Schaak, der zehn Jahre für Hötensleben gekickt hatte, heute noch. „Wenn Zeit ist, bin ich noch oft als Zuschauer bei meinen Ex-Teamkameraden auf dem Sportplatz.“ In seinem Team beim Abschied standen unter anderem Ex-FCM-Kapitän Marius Sowislo, der aus Haldensleben stammende Ex-Bundesliga-Spieler Kevin Schlitte und Philipp Harant vom aktuellen Drittligisten aus Magdeburg.
In der vergangenen Woche hieß es für Schaak dann wieder, Sachen packen für die zweite Saisonhälfte. Unverzichtbar in den Reisetaschen dabei: die feuerfeste Schutzkleidung. Boliden, die zu lodernden Fackeln und zur brennenden Hölle für so manchen Piloten wurden, sind gerade aus der Formel-1-Historie überliefert. „Bei mir“, erläutert Schaak, „gehören zur Schutzbekleidung neben dem Renn-Overall Schuhe, Socken, Handschuhe, Gesichtsmaske und die ebenfalls feuerfeste Unterwäsche.“
Gefertigt ist das alles aus Nomex-Fasern, einem flammbeständigem Material, das nach Herstellerangaben bei Flammeneinwirkung eine Art Mauer zwischen Feuer und Haut bildet. Bei Hitze und Flammen, heißt es, verkohlten die Nomex-Fasern und wirken für den Menschen wie eine schützende Barriere. Die Faser selbst, das ist ihr großer Vorteil, schmilzt nicht. Schaak: „Es ist schon ein wenig beruhigend, solche Sachen zu haben. Auch wenn sie natürlich keinen perfekten Schutz bieten. Aber für eine gewisse Zeit ist man in ihnen vor den Flammen und vor schweren Verbrennungen wirklich sicher. Kleiner Nachteil: Man schwitzt in ihnen gehörig, weil sie sehr eng anliegen.“
Die gesamte Schutzbekleidung wäre natürlich nichts ohne den Helm. Das Besondere an dem bordeauxrot glänzenden Exemplar Schaaks: Auf seiner Rückseite prangt die Skyline seiner Heimatstadt Magdeburgs. „Damit will ich überall und jedem zeigen, woher ich komme.“ 1,8 Kilo wiegt das mit verspiegeltem Visier versehene Hightech-Stück, das bei der Firma „live star design“ in Braunschweig für Schaak gefertigt wurde. Übrigens kein billiger Spaß. „Ungefähr 4.500 Euro musst du für solch einen Helm schon hinlegen“, sagt er. „Zusammen mit der feuerfesten Kleidung kommt schon eine Summe zwischen 6.000 und 7.000 Euro zusammen. Und die bezahlst du aus eigener Tasche, nicht etwa das Team.“
Obwohl die Sicherheit im Motorsport in der Vergangenheit stetig verbessert wurde, meint der Pilot nachdenklich: „Natürlich ist beispielsweise das Netz der Streckenposten, die schnell zu Hilfe kommen können, heute nicht mit früher vergleichbar. Dennoch sind selbst heute Brandunfälle nie völlig auszuschließen. Erst in der vorangegangenen Saison starb in Dubai ein Fahrer, als sein Wagen Feuer gefangen hatte. Das führt einem schon vor Augen, wie gefährlich unser Sport trotz immer perfekterer Sicherheitstechnik sein kann.“ (Rudi Bartlitz)