Auf drei Hochzeiten

Handball-Bundesligist SC Magdeburg ist noch in drei Wettbewerben vertreten. Pfingsten sind die Grün-Roten Gastgeber für das EHF-Pokal-Finale.

Hinter dem deutschen Handball liegen schwere Wochen und Monate. Im Dezember zunächst das klägliche Scheitern der Frauen bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land, dann im Januar der frühe K.o. der Männer, immerhin Titelverteidiger und Olympia-Bronzegewinner, beim europäischen Titelkampf in Kroatien. Die anschließenden, ungewöhnlich öffentlich geführten und teils unleidlichen  Diskussionen über den umstrittenen Bundestrainer Christian Prokop setzten dem Ganzen die Krone auf. Wahrlich keine guten Zeiten für das Ansehen einer Sportart, die in Deutschland darum kämpft, die Nummer zwei unter den Mannschaftssportarten zu sein.

Als dieser Tage die endlich heimische Liga wieder in die Rückrunde startete, glaubte man den Stoßseufzer der Erleichterung von Nord bis Süd, Flensburg bis Stuttgart, zu nehmen. „Die EM und das, was danach passierte, hat unserer Sportart nicht unbedingt Rü-ckenwind gegeben“, räumte auch SCM-Geschäftsführer Marc Schmedt ein. „Das war nicht förderlich.“ Für sein Team („Die Spieler von uns, die in Kroatien dabei waren, haben ein ordentliches Turnier gespielt.“) sieht er allerdings „keine direkten Konsequenzen“.

Schaut man sich die ersten beiden Partien der Grün-Roten nach der sechswöchigen Pause an, scheinen die Ergebnisse Schmedt Recht zu geben. In der Meisterschaft setzte man sich klar mit 30:24 gegen Gummersbach durch, erreichte zuletzt 9:1-Punkte. Über 6.200 Zuschauer in der Getec-Arena beweisen zudem, dass der Handballhunger hierzulande weiterhin da ist. Mit einem Schnitt von knapp 6.000 Besuchern rangiert der SCM in der Zuschauergunst hinter Kiel (10.285), Berlin (7.775) und den Rhein-Neckar Löwen (7.737) deutschlandweit auf Platz vier.

Auch international verlief der Start in die EHF-Cup-Gruppenphase nach Maß. Trainer Bennet Wiegert hatte im Vorfeld immer wieder darauf hingewiesen, dass in einer starken Gruppe mit Bjerringbro-Silkeborg (Dänemark), Minsk (Weißrussland) und Presov (Slowakei) unbedingt ein Auswärtssieg her müsse, um einen der ersten beiden Plätze zu belegen, die für die Qualifikation des Finalturniers an den Pfingst-Tagen im heimischen Magdeburg benötigt werden. Genau das gelang am Wochenende mit einem Auswärtssieg bei SKA Minsk (33:31).

Und da die Magdeburger auch im nationalen Pokal noch vertreten sind (hier geht es am 7. März beim Erzrivalen Füchse Berlin um den Einzug in den Final-Four-Wettbewerb in Hamburg) steht ihnen in den kommenden Wochen ein Tanz auf gleich drei Hochzeiten (17 Partien in zwei Monaten) bevor. Am schwersten, ganz oben anzugreifen, dürfte es in der Meisterschaft werden. Selbst wenn der Abstand des SCM (momentan Sechster) auf Rang drei nur vier Punkte beträgt. „Schauen wir mal“, erklärte Wiegert  vielsagend. „Von den Spitzenteams müssen Kiel, Flensburg, Hannover und Melsungen alle noch bei uns antreten.“

Hört man sich in der Mannschaft ein wenig um, so rechnen sich die Spieler vor allem in den beiden Pokalwettbewerben einiges aus. „Wir wollen in die zwei Finalturniere in Hamburg und natürlich zu Hause in Magdeburg“, meinte Linksaußen Lukas Mertens selbstbewusst. Dänemarks Olympiasieger Michael Damgaard, der dem SCM wegen einer Fußverletzung wahrscheinlich einige Wochen fehlen wird, sagte: „Es ist unser großer Traum, zu Hause um den EHF-Cup zu spielen. Diesen Pokal zu gewinnen, das wäre wirklich gut. Auch für die vielen Magdeburger, deren Passion für den Handball dann belohnt würde.“ Torjäger Robert Weber: „Mit der Mannschaft möchte ich diese Saison unbedingt den EHF-Cup holen. Noch dazu, wo die Finals in der Getec-Arena sind. Ein internationaler Titel mit dem SCM wäre mal was anderes. Den DHB-Pokal haben wir ja 2016 schon geholt.“

Dieses Turnier, das zweitwichtigste im europäischen Vereinshandball nach der Champions League, gerät in der Stadt immer mehr in den Fokus.  Als Titelsponsor – den es erst zum zweiten Mal in der Geschichte dieses Wettbewerbs gibt – tritt dabei die Landeshauptstadt auf. Fortan wird die Veranstaltung als „Ottostadt Magdeburg EHF Cup Finals" firmieren. Nach wenigen Tagen waren im Vorverkauf für den 19. Und 20. Mai schon über 2.000 Tickets abgesetzt. Bei den Karten, die in den Verkauf gelangen, handelt es sich – wie beim Deutschen Final Four in Hamburg – generell um Tickets, die zum Besuch beider Turniertage berechtigen. Der  Gesamtetat für das Turnier bewegt sich im oberen sechsstelligen Euro-Bereich. In dieser Summe enthalten sind Preisgelder für die vier Finalisten (Im Vorjahr waren dies 100.000, 50.000, 20.000 und 10.000 Euro). „Entgegen der üblichen Praxis, nur einem kommerziellen Unternehmen die Namensrechte zu verkaufen“, so Schmedt, „haben wir viele Partner gewinnen können, die sich an der Finanzierung der Veranstaltung beteiligen werden und so die Vergabe der Namensrechte an die Stadt Magdeburg möglich machen.“ (rb)

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