Adrenalin, Leidenschaft und viele PS
Östlich von Berlin, im berühmten Trainingszentrum Kienbaum, dort, wo sich deutsche Top-Athleten seit Jahrzehnten auf Olympia und Weltmeisterschaften vorbereiten, schindet sich in diesen Tagen einer, den man dort eigentlich nicht vermuten würde: Sachsen-Anhalts einziger Profi-Autorennfahrer Dominique Schaak. „Zwei Wochen bin ich, auch durch freundliche Vermittlerdienste Magdeburger Sportfreunde wie Kanu-Weltmeister Yul Oeltze und Diskuswerfer Martin Wierig, in der Kaderschmiede im Brandenburgischen“, berichtet der 28-Jährige im Gespräch mit MAGDEBURG KOMPAKT. „Kienbaum ist absolutes Neuland für mich. Ich verspreche mir einiges davon. Hier will ich vor allem die athletischen Grundlagen für die neue Saison legen.“
Der Motorsport-Profi kann nur bescheiden lächeln, wenn er Argumente zu hören bekommt wie: Wozu braucht ihr denn Kondition, ihr fahrt doch ohnehin nur im Kreis und müsst nur lenken! „Athletisch müssen wir voll da sein“, sagt er, „sonst wird das nichts.“ Gerade die ständig wirkenden ungeheuren Fliehkräfte in den Kurven verlangen eine starke Muskulatur, vor allem im Nacken- und Schulterbereich. „Ich mache, auch außerhalb der Saison, viel für die Kraftausdauer. Drei Stunden Training kommen da täglich schon zusammen. Ergänzt wird es durch regelmäßiges Kardio-Training.“ Außerdem muss, ähnlich wie bei Boxern oder Jo-ckeys, das Gewicht stimmen. „Mein Zielgewicht lautet 72 Kilo, besser noch sind 70 Kilo“, sagt der 1,74 große Rennfahrer. „Bis zu Saisonbeginn Ende März müssen da noch zwei, drei Kilo weg.“
Eine gute körperliche Verfassung wird nötig sein, denn der Neu-Magdeburger, der gerade aus Wellen im Bördekreis in die Landeshauptstadt umgezogen ist, hat einiges vor in diesem Jahr. „Ja, ich will versuchen, an solche Erfolge wie den Sieg im 12-Stunden-Rennen auf der berühmten Strecke im italienischen Imola anzuknüpfen.“ Hinzu kommt, dass Schaak 2019 sozusagen zweigleisig auf den Pisten unterwegs sein wird: im Tourenwagensport und in der GT4-Rennserie. Neu außerdem: Bei HTF-Motorsport aus Erfurt hat er für diese Saison bei einem neuen Team angeheuert. „Für sie fahre ich in einem Seat Leon Langstre-ckenrennen in der National Endurance Series.“ Schaak weiter: „Das Team ist sehr professionell aufgestellt und bewahrt trotz allem das familiäre Klima. Das ist für mich als Fahrer sehr wichtig.“ Außerdem startet er weiter in einem Porsche Cayman in der GT4-Rennserie.
Die wichtigsten Parameter der beiden Geschosse, die Motorsport-Fans das Adrenalin in die Adern schießen lassen, spult er routiniert herunter wie ein Werkstatt-Buchhalter: „Der Seat besitzt 350 PS, einen Vierzylinder-Turbo, beschleunigt von Null auf Hundert in 5,4 Sekunden und bringt eine Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h auf die Straße. Der Porsche hat noch etwa 50 PS mehr, verfügt über ein Sechs-Gang-Getriebe, braucht zur 100 km/h-Marke weniger als vier Sekunden. Die Spitzengeschwindigkeit ist etwa mit der des Seat vergleichbar.“ Preislich bewegen sich beide Modelle, je nach Konfiguration, immerhin zwischen 160.000 und 200.000 Euro.
In die Wiege gelegt wurde Schaak die Liebe zum Automobilsport keineswegs: „In unserer Familie gab es vor mir keinen Motorsportler.“ Es war also reiner Zufall, dass ihn sein Vater Andreas im Alter von acht Jahren einmal mit auf eine Kartbahn nahm. Kaum spürte Klein-Dominique die Kraft des Motors und die vier Räder unter sich, war er nicht mehr zu halten. Plötzlich fuhr das Bürschlein Rundenrekorde. Dies und sein offensichtliches Talent für den Motorsport blieben dem Kartbahn-Besitzer seinerzeit nicht verborgen und er empfahl Vater Schaak, dies zu fördern. Gesagt, getan. Die ersten Erfolge, eingefahren dann für den MSC Oschersleben, ließen nicht lange auf sich warten. Sein Credo seither: „Der Adrenalinausstoß, gepaart mit Leidenschaft und technischem Fortschritt, das ist das, was mich in meinem Sport antreibt.“
Schaak, der Industriemechaniker gelernt hat, sagt von sich, er sei als Rennfahrer ein eigenständiger Unternehmer, „eine Ich-AG, die sich um alles selbst kümmern“ muss. Von der Vermarktung bis zur Steuer, alles. Wirtschaftlich nicht gerade einfacher wird es durch die Tatsache, dass die Renn-Teams, bei denen die Fahrer anheuern, in der Regel nur Einjahresverträge anbieten. „Du musst ständig die Antennen ausfahren, um zu sehen, welche Möglichkeiten sich bieten, musst dich Jahr für Jahr beweisen.“ Voila, die erste Möglichkeit, dies 2019 zu tun, besteht nun Ende März beim Auftaktrennen auf dem berühmten Hockenheimring. Rudi Bartlitz
Dominique Schaak ist Sachsen-Anhalts einziger Automobil-Rennfahrer, der diesen Sport professionell betreibt. Seit 2005 sitzt er im Cockpit, zunächst im Kart, später startete er in verschiedenen Formel- und Tourenwagenklassen. Im vergangenen Jahr feierte der Magdeburger mit dem Sieg beim renommierten 12-Stunden-Rennen von Imola den bisher größten Erfolg seiner Karriere. MAGDEBURG KOMPAKT wird den 28-Jährigen in diesem Jahr auf einigen Stationen im nationalen und internationalen Rennzirkus journalistisch begleiten.