Sudenburger Haarmoden seit 1954
Nur ein paar Meter muss man sich von der Halberstädter Straße entfernen, um ein Friseurgeschäft ausfindig zu machen, das bereits seit mehr als 60 Jahren in der Sudenburger Sankt-Michael-Straße existiert und sich noch immer in Familienhand befindet. „1954 haben meine Eltern hier einen Frisiersalon eröffnet“, erzählt Norbert Goedecke, der das Geschäft heute leitet. Schon als Jugendlicher habe für ihn festgestanden, dass er auch den Beruf des Friseurs erlernen würde. „Zu DDR-Zeiten war das klar … nach der Schule steigt man in das Familiengeschäft ein.“ Zumal er bereits damals ein wenig Erfahrung sammeln konnte. „Ich kannte das ja gar nicht anders. Nachdem ich aus der Schule nach Hause gekommen war, habe ich bei meinen Eltern im Salon mit angepackt und beispielsweise den Kunden die Haare gewaschen“, schildert der 62-Jährige.
Mitte der 1970er absolvierte Norbert Goedecke schließlich seine Lehre bei einem Magdeburger Haarformermeister. „Meinem Vater war es wichtig, dass ich die klassischen Dinge von einem echten Altmeister und Urgestein lerne. Die modernen Sachen konnte ich mir bei meinen Eltern im Salon aneignen.“ Dass er eine Meisterausbildung abschloss, war auch sein eigener Anspruch. „Ich finde, das gehört zum Handwerk. Zudem hat man so die Möglichkeit, sein eigenes Geschäft zu führen und Lehrlinge auszubilden, seit der Übernahme waren es bereits 20.“ Auch der Vater hatte bis zur Wende 1989 im Salon in der Sankt-Michael-Straße 33 zukünftige Friseure ausgebildet – die letzte von ihnen war Peggy Denke, die seitdem im Geschäft tätig ist und nahezu ebenso eng damit verbunden ist wie Norbert Goedecke.
Anfang der 1990er Jahre gaben die Eltern das Geschäft an ihren Sohn ab, es wurde umgebaut und im November 1992 wiedereröffnet, weshalb Norbert Goedecke in diesem Jahr stolz auf 25 Jahre „Goedecke Haarmoden“ unter seiner Leitung zurückblicken kann. Etliches hat sich seitdem verändert. „Nach der Wende kamen natürlich die ganzen Trends aus Westdeutschland und den USA zu uns. Es kamen unzählige neue Haarpflege-Produkte auf den Markt. Da musste man sich erstmal orientieren, vieles ausprobieren und Lehrgänge besuchen“, erinnert sich der 61-Jährige Friseurmeister. „Aber inzwischen hat sich das alles eingependelt – wir haben viel probiert und nun eine Zusammenarbeit gefunden, auf die wir vertrauen, und man muss auch nicht mehr jedem Trend hinterher rennen. Es ist nötig abzuwägen, ob es sich lohnt, beispielsweise Haarverlängerungen anzubieten. Passt das zum Salon? Sind die Kunden daran interessiert?“
Der Kunde ist schließlich König. Und immerhin kann der Friseurmeister auf eine gewachsene Stammkundschaft setzen – etwa 75 Prozent sind weiblich, 20 Prozent sind männlich, die übrigen 5 Prozent beansprucht die Laufkundschaft für sich. „Das Wichtigste ist, dass man sich auch für jede Kundin und jeden Kunden Zeit nimmt, eine vernünftige individuelle Beratung anbietet, Trends dabei beachtet, sie aber nicht überbewertet“, meint Norbert Goedecke. Modernität, Kreativität und Kompetenz – lautet die Salonphilosophie. „Wir möchten unseren Kunden das Vertrauen zurückgeben, das sie auch in uns setzen.“
All das, worauf es in diesem Beruf ankommt, gibt der 62-Jährige auch an seine Lehrlinge weiter – so, wie es auch sein Vater einst getan hatte. Und inzwischen denkt er ebenfalls darüber nach, die Geschicke des Friseursalons in die Hände des letzten Lehrlings seines Vaters zu legen. „Peggy Denke hat vor 20 Jahren ihre Meisterausbildung abgeschlossen und im kommenden Jahr wird es 30 Jahre her sein, dass sie hier, in diesem Salon, in ihr Berufsleben gestartet ist. Niemand sonst kennt das Geschäft so wie sie. In absehbarer Zeit werde ich das Rentenalter erreicht haben und sie wird den Salon gut leiten“, ist sich Norbert Goedecke sicher. Bis dahin hat er jedoch noch ein wenig Zeit, die Übergabe zu organisieren und das Familienunternehmen weiterzuleiten. (th)