Mit genossenschaftlichem Engagement hoch hinaus
Der Wind heult, während die Wolken, die hier nicht weit entfernt scheinen, schnell vorüberziehen. Im Türmchen der Wohnungsbaugenossenschaft „Stadt Magdeburg von 1954“ eG ist es windgeschützt und die Sonne tut ihr Übriges. Die Stadt liegt zu Füßen – der Ausblick ist atemberaubend. Man gerät ins Schwärmen, wenn man in der Zollstraße 1 auf dem Werder in 50 Meter Höhe die Aussicht auf Magdeburg genießt. Auch Gabriele Busch ist davon nach wie vor fasziniert. Und das, obwohl sie bereits seit vielen Jahren hier lebt und jeden Tag die Stadt überblicken kann. „Erstbezug 1979“, betont sie. Seitdem die Hochhäuser in der Zollstraße 1 und der Mittelstraße 2 erbaut wurden, wohnt sie hier. Und daran möchte Gabriele Busch, die Mitglied im Aufsichtsrat der Wohnungsbaugenossenschaft ist, auch nichts ändern.
Etwa 4.000 Wohnungen, die alle saniert sind, gehören zum Bestand der WBG 1954. 1.000 Wohneinheiten sind bereits barrierefrei – weitere 1.000 sind über eine halbe Treppe erreichbar. Damit trägt die Genossenschaft dem steigenden Altersdurchschnitt Rechnung. Auch die Hochhäuser auf dem Werder wurden bereits Ende der 1990er Jahre saniert und umgebaut. Im Zuge dessen wurde das Türmchen errichtet. „Die Genossenschaft hat sich dafür entschieden, einen Ort für Familien- und Firmenfeiern, Tagungen, Seminare und andere Events anzubieten. Wer möchte, kann das Türmchen also mieten“, sagt Detlef Patzelt, der als Hausmeister für drei Wohnhochhäuser der WBG 1954 verantwortlich ist und ebenfalls auf dem Werder wohnt. Er schätzt die Gemeinschaft, die durch die genossenschaftliche Struktur gefördert wird. „Man achtet auf seine Umgebung, hilft und unterstützt einander.“
Doch das sind nicht die einzigen Vorteile des genossenschaftlichen Wohnens. Nicht umsonst wurde die Genossenschaftsidee in die Unesco-Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen – weil die Mitglieder durch den Erwerb von Genossenschaftsanteilen zu Miteigentümern werden und so die soziale, kulturelle und ökonomische Partizipation gefördert wird. Genossenschaften arbeiten nicht gewinnorientiert und sind ausschließlich ihren Mitgliedern verpflichtet. So werden erwirtschaftete Überschüsse in die Erhaltung und Modernisierung der Bestände investiert, für den Neubau oder für den Ausbau von Service-Angeboten genutzt.
Die WBG 1954 bietet daher neben der wohnungswirtschaftlichen Versorgung ihrer Mitglieder zusätzliche soziale und kulturelle Serviceleistungen und stimmt dies stets mit den individuellen Bedürfnissen der Mitglieder ab. Dazu gehört auch, dass ein Hausmeister – wie beispielsweise Detlef Patzelt – zur Stelle ist, wenn kleine Reparaturarbeiten vonnöten sind oder die Grünanlagen gepflegt werden müssen.
„Genossenschaftliches Wohnen bedeutet aber auch Sicherheit“, fügt Gabriele Busch an. Der Wohnraum bleibt bezahlbar und als Miteigentümer genießt man ein lebenslanges Wohnrecht. Sollte die Wohnung einmal nicht mehr den individuellen Bedürfnissen entsprechen, wird ein Umzug in eine andere, freie Wohnung der Wohnungsbaugenossenschaft gewährleistet.
Und weil vor allem das Miteinander im Vordergrund steht, gibt es auch zahlreiche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. „Die 1954er veranstalten regelmäßig Radtouren für alle Miteigentümer, bieten Busfahrten an oder gemeinsame Grillabende“, erzählt Gabriele Busch. Alleingelassen wird man also in einer Genossenschaft mit Sicherheit nicht. Tina Heinz