Komplett saniert
Bereits der Name macht es deutlich: Die Magdeburger Wohnungsbaugenossenschaft von 1893 eG existiert seit vielen Jahrzehnten, zählt zu den ältesten Unternehmen Sachsen-Anhalts in diesem Bereich und hat seit der Gründung vor 124 Jahren das Gesicht der Stadt entscheidend mitgeprägt. Seit 1893 – damals unter dem Namen „Spar- und Bauverein" zu Magdeburg – hat sich viel verändert, der Gedanke des genossenschaftlichen Wohnens ist jedoch geblieben und heute noch aktuell. „Was man alleine nicht schafft, das schaffen wir zusammen – daran hat sich in all der Zeit nichts geändert“, sagt Ingmar Bonath, Leiter Wohnungswirtschaft.
Die Herausforderungen damals waren natürlich andere als heute. Im 19. Jahrhundert befand sich Magdeburg im Umbruch. Im Zuge der Industrialisierung stieg die Zahl der Bevölkerung rasant an. „Die Menschen drängten in die Innenstadt, weil sie hier durch die Neugründungen von Maschinenbauunternehmen Arbeit finden konnten“, erklärt Ingmar Bonath. Eingeschränkt durch die Befestigungsanlagen musste innerhalb der Stadtmauern aufgestockt werden und so entstand vor allem in Hinterhöfen neuer Wohnraum, was bald zu untragbaren Verhältnissen führte. „Wir können uns heute gar nicht mehr vorstellen, wie das ist, auf engstem Raum mit so vielen Menschen zu leben, Wasserentnahmestelle und Abort miteinander zu teilen.“
Ziel des „Spar- und Bauvereins“ war es daher laut Satzung, „unbemittelten und minderbemittelten Familien und Personen gesunde und zweckmäßig eingerichtete Wohnungen in eigens erbauten oder angekauften Häusern zu billigen Preisen zu verschaffen, sowie Spareinlagen der Mitglieder anzunehmen und zu verwalten“ (Quelle: 120 Jahre Magdeburger Wohnungsbaugenossenschaft von 1893 eG, August Drees Verlag). In der Letzlinger Straße (Alte Neustadt) entstand bereits 1894 ein erstes Mietshaus. Als zweites Projekt entstanden ab 1900 in der Dodendorfer Straße (Buckau) Wohnstätten für die Mitarbeiter des Krupp-Gruson-Werks.
„Mehr als 90 Prozent unseres Bestandes sind Altbauten, die vor 1945 entstanden sind“, so Ingmar Bonath. So wurde die Wohnungsbaugenossenschaft – nach den kriegsbedingten Problemen – im 20. Jahrhundert vor eine weitere Herausforderung gestellt. „Nach der Wiedervereinigung befanden sich die Gebäude in einem schlechten Zustand und da viele davon unter Denkmalschutz stehen, musste ein großer Aufwand betrieben werden, um diese zu sanieren – so beispielsweise die Angersiedlung in Brückfeld.“
Die „1893“ hat derzeit 7.000 Mitglieder und einen Bestand von etwa 4.000 Wohnungen, die alle saniert wurden, und sieht sich immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. „Die Menschen haben heute andere Bedürfnisse – daran müssen wir uns anpassen“, sagt Ingmar Bonath. „Der Umbau zu barrierefreien Wohnungen ist ein Schwerpunkt und viele junge Menschen legen auf eine familienfreundliche Umgebung Wert.“ Dazu zählt neben diversen Serviceangeboten auch das Wohnen im Grünen – so wie in der Gartenstadt Westernplan, wo das U14-Haus für Familien mit Kindern unter 14 entstanden ist. Tina Heinz