Klinikum Magdeburg ist jetzt zertifiziertes Wirbelsäulenzentrum
Die Wirbelsäulenchirurgie hat in den letzten Jahren bundesweit eine Ausweitung erfahren. Wo man hinhört wird von Bandscheibenvorfällen und Rückenbeschwerden oft schon in jungen Jahren berichtet. Da liegt es zur Sicherung der Qualität nahe, Kriterien für operative Therapien zu definieren und diese zertifizieren zu lassen. Die Deutsche Wirbelsäulengesellschaft (DWG) als weltweit größte interdisziplinäre Wirbelsäulen-Fachgesellschaft hat die Systematisierung übernommen und alle Erfordernisse festgelegt.
Das Klinikum Magdeburg, genauer gesagt die Kliniken für Orthopädie und Neurochirurgie/Wirbelsäulenchirurgie haben sich nun einem Audit gestellt und konnten mit der höchstmöglichen Zertifizierungsstufe, dem Level I, abschließen. Die Fachgesellschaft schreibt für dieses Level eine überregionale Bedeutung fest. Das Level I-Wirbelsäulenzentrum der DWG am Klinikum Magdeburg ist das einzige in Sachsen-Anhalt und eins von nur 14 deutschlandweit. Doch was bedeutet das? Der Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie Dr. med. Werner EK Braunsdorf fasst zusammen: „Wir halten an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr nicht nur den Facharztstandard ein, sondern können auch komplizierteste Erkrankungen der Wirbelsäule mit höchstem Schwierigkeitsgrad umfassend diagnostizieren und operativ versorgen.“
Zu den Kriterien gehört, dass mindestens zwei der im Zentrum tätigen Ärzte ein sogenanntes Masterzertifikat der Wirbelsäulengesellschaft nachweisen müssen. Sie werden derzeit im Klinikum durch sieben Fachärzte unterstützt. Enge Kooperationen mit dem Medizinischen Versorgungszentrum des Klinikums und rehabilitativen Einrichtungen ermöglichen eine sektorenübergreifende Behandlung der Patienten – egal ob eine ambulante, stationäre oder rehabilitative Nachversorgung benötigt wird. Das Zentrum erbrachte im vergangenen Jahr 1.614 relevante Wirbelsäuleneingriffe, somit wurde die Level I Anforderung von mindestens 600 Eingriffen um mehr als 1.000 Operationen übertroffen. Das gesamte Spektrum an Wirbelsäulenerkrankungen wird nachweislich auf höchstem Niveau versorgt.
Dabei kann es sich um degenerative Krankheitsbilder mit erworbenen Fehlstellungen, Wirbelsäulentumore oder unfallbedingte Verletzungen genauso wie um kindlich angeborene Fehlbildungen oder Entzündungen der Wirbelsäule handeln.
Dazu gehört natürlich auch, dass die apparative und infrastrukturelle Ausstattung die Anforderungen der Fachgesellschaft erfüllen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie sind hochmoderne Diagnoseverfahren, wie die Computertomographie und Magnetresonanztomographie. Mit dem Ganzkörper-Röntgensystem „EOS“, das deutschlandweit in nur wenigen Kliniken eingesetzt wird, besteht die Möglichkeit einer erweiterten und individuellen Behandlungsplanung mit über 100 klinischen Parametern zur umfassenden Auswertung des gesamten Achsskelettes und Analyse der Körperhaltung. Voraussetzung für eine Level I-Zertifizierung ist ebenfalls, dass am Krankenhaus ein überregionales Traumazentrum etabliert ist. Erwähnenswert und wichtig für die umfassende Betreuung der Patienten ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen des Klinikums. So sind für die Zertifizierung ITS-Beatmungsbetten, eine schmerz- und physiotherapeutische sowie neurologische Betreuung gefordert. Mit dem Interdisziplinären Centrum für Tumorerkrankungen (ICT) im Haus besteht in den Tumorkonferenzen eine enge Zusammenarbeit.
Darüber hinaus müssen im Zentrum tätige Ärzte wissenschaftlich aktiv sein. Da kommt es gelegen, dass beispielsweise Chefarzt PD Dr. med. Jörg Franke im Vorstand der europäischen Wirbelsäulengesellschaft ist. Perspektivisch werden Daten operativ und konservativ behandelter Patienten – nach deren Zustimmung – im Wirbelsäulenregister der DWG erfasst, um die Ergebnisqualität durch nationale Vergleichswerte zu sichern. Heike Gabriel