Großes Gedränge in der Küche
Wie bringt man fremde Menschen miteinander ins Gespräch? Man lockt sie in eine große Küche und lässt sie den Kulinarik-Verantwortlichen über die Schultern schauen. Denn Essen und Trinken waren schon immer eine gute Basis für Kommunikation.
Wenn es nach Patrick Wohlsdorf und Danny Wienbeck ginge, würden sie so viele Menschen wie möglich in der Küche und im Restaurant des Ratswaage-Hotels versammeln. „Dann gäbe es unweigerlich Reibung. Die Gäste würden im Gedränge und beim Versuch, einen Blick darauf zu erhaschen, was da am Herd oder am Stand passiert, miteinander ins Gespräch kommen, sich austauschen“, erklärt Patrick Wohlsdorf, der seit 1999 in diversen Bereichen in der Ratswaage als Koch tätig und als stellvertretender Sous-Chef für die kalten Speisen – außer Patisserie – zuständig ist. Die Zahl der Gäste, die zur Küchenparty am 30. Oktober 2018 kommen, ist aus organisatorischen und logistischen Gründen natürlich begrenzt. „Aber wenn die Magdeburger offen sind für dieses Konzept, dann wird das gut funktionieren“, sagt Danny Wienbeck. 2005 hat er seine Ausbildung im Hotel Ratswaage beendet, arbeitete danach in Hamburg und anderen Magdeburger Restaurants, um 2015 wieder zu seinen beruflichen Wurzeln zurückzukehren.
Das Konzept der Küchenparty lernte Patrick bereits vor drei Jahren kennen. „Ein guter Freund – Sascha Oldenburg – hat mich damals zur Küchenparty von Christian Lohse nach Berlin ins ‚Regent‘ mitgenommen. Dort habe ich so etwas das erste Mal als Koch erlebt: Fremde Menschen, die sich in einer Küche drängen, zu der sie sonst nie Zugang haben. Die den Köchen bei der Arbeit über die Schultern schauen, nach Zubereitungstipps fragen und so einfach ins Gespräch mit anderen kommen.“ Große Begeisterung schwingt in der Stimme des 35-Jährigen mit, während er von diesem außergewöhnlichen Restaurant-Erlebnis spricht. Nach weiteren Erfahrungen, die Patrick und Danny gemeinsam in Berlin – als Gäste und auch als Köche – gesammelt hatten, waren sie sich schnell einig: „Das wollen wir in Magdeburg auch probieren. Eine Veranstaltung dieser Art hat es hier noch nicht gegeben.“ Also schrieben sie im Herbst des vergangenen Jahres ein Konzept und legten dies dem Geschäftsführer, Detlef Dahms, vor. „Er hat sofort sein Okay gegeben und wir haben gleich danach mit der Planung begonnen. Die beansprucht viel Zeit, zumal wir das nebenbei, in unseren freien Minuten, machen“, erzählt Danny.
Für die Party, die um 18 Uhr beginnt, werden Küche und Restaurant umgebaut. „Bis auf die fes-ten Elemente werden alle Möbel rausgeräumt“, sagt Patrick. „Wir wollen ein neues Ambiente kreieren. Alles soll etwas lockerer und rustikaler sein, nicht so steif. Wir werden die Räumlichkeiten mit Paletten und alten Ölfässern als Stehtische ausstatten. Die Gäste sollen umherwandern, sich unterhalten und sich wie zu Hause fühlen.“ An unterschiedlichen Orten werden deshalb beispielsweise Kühlschränke aufgestellt. „Dort können sich alle bedienen. Wenn jemand ein Bier, ein Wasser oder eine Limo haben möchte, kann man einfach zum Kühlschrank gehen und sich das dort rausnehmen“, schildert Danny und ergänzt: „Wer lieber Wein trinken möchte, findet eine Auswahl bei den Winzern vom Weingut Dr. Hage und von der Weinmanufaktur Gengenbach, die in der Küche stehen werden.“ Um den Durst der Gäste zu stillen, sind bei der Küchenparty u.a. auch das Brauhaus Brewckau, KaffeeRado, der Abtshof Magdeburg, Gänsefurther, Radeberger und die Brauserei Gommern vertreten. Für die musikalische Abrundung am Abend wird Manuel Richter sorgen.
Insgesamt 10 Stände in der Küche und 13 im Restaurant sorgen für abwechslungsreichen kulinarischen Genuss. Neben den sechs Ständen der Ratswaage beteiligen sich u.a. auch der Ratskeller, das Flair, das Teich-Café Hohenwarsleben, die Bäckerei Möhring, Schloss Hundisburg, Grossmann Feinkost, Börde Käse, Asia Bixie Magdeburg, das Seehotel Boltenhagen und einige mehr. Unter dem Motto „Stadt-Land-Fluss” können sich die Gastronomen an diesem Abend frei entfalten. „Wir haben uns natürlich mit allen abgestimmt, damit es keine Doppelungen gibt. Aber sonst haben wir unsere Kooperationspartner nur darum gebeten, dass es kreativ, innovativ, lecker und klein sein soll“, erklärt Patrick. „Kreativ und innovativ, damit die Gäste neue Besonderheiten probieren können. Lecker versteht sich von selbst. Und klein sollen die Portionen sein, damit die Teilnehmer nicht schon nach dem zweiten Stand satt sind, sondern überall ein paar Häppchen kos-ten und wenn es ihnen an einem bestimmten Stand besonders gut geschmeckt hat, auch mehrmals dorthin zurückkehren können.“
Unter diesen Voraussetzungen muss die Küchenparty am 30. Oktober ein voller Erfolg werden. Und wenn alles nach Plan läuft und die Veranstaltung gut angenommen wird, können sich Patrick Wohlsdorf und Danny Wienbeck vorstellen, im nächsten Jahr erneut eine Küchenparty zu organisieren. „Auch wenn es viel zu tun gibt – dieser Aufwand lohnt sich ganz sicher.” Tina Heinz