Ein Ort für Ruhe und Entspannung
Betritt man den Snoezelenraum im Kellergeschoss des Hauses Olvenstedt der Wohnen und Pflegen Magdeburg gGmbH, wähnt man sich in einer anderen Welt … in einer Traumwelt. Angenehmes Licht in unterschiedlichen Farben durchflutet das Zimmer, Muster bewegen sich schleichend über die Wand, in der Ecke sprudeln Wassersäulen, leise Musik dringt ans Ohr und ein großes Bett – mit Vibrationsfunktion – lädt zum Entspannen ein.
Hier ist das Reich von Claudia Welsch und Karina Zeidler. Die Ergotherapeutin und die Mitarbeiterin im begleitenden Dienst haben sich dank einer Spende des Rotary Clubs Magdeburg und aufgrund ihrer Eigeninitiative einen Snoezelenraum eingerichtet. „Der Bedarf der Bewohner verändert sich mit der Zeit, ebenso wie die Anforderungen an die Pflege, daher sollte man immer überlegen, wie man das Angebot anpassen und erweitern kann“, meint Ergotherapeutin Claudia Welsch. Das Wissen zum Thema Snoezelen haben sich die Mitarbeiterinnen der Wohnen und Pflegen gGmbH selbst angeeignet. Ab März werden sie zudem eine Weiterbildung zur internationalen Fachkraft für Snoezelen machen. Vier Module müssen vor der Abschlussprüfung absolviert werden, eines davon findet auch in den Niederlanden statt – der „Heimat“ des Snoezelens.
Bereits 1978 wurde dieses Wort von zwei niederländischen Zivildienstleistenden erfunden. Es wird zusammengesetzt aus „snuffelen“ (schnüffeln, spüren) und „doezelen“ (dösen). Snoezelen soll die sensitive Wahrnehmung verbessern und zugleich der Entspannung dienen. „Das Wichtigste ist, Wohlbefinden zu erzeugen“, meint Karina Zeidler. „In der ruhigen Atmosphäre sollen sich die Menschen geborgen fühlen.“ Während sich das Snoezelen in den Anfangsjahren auf Menschen mit geistiger Behinderung konzentrierte, wird es heute in Kindertagesstätten, Schulen, Pflegeeinrichtungen, Kliniken und Hospizen angewendet. Als therapeutisches Mittel kommt es bei emotionalen Problemen, bei Aufmerksamkeitsstörungen, mangelnder Konzentration und Motivation, bei psychischen Problemen sowie bei physiologischen Erkrankungen zum Einsatz.
Im Haus Olvenstedt dürfen alle Bewohner den Snoezelenraum nutzen, je nach Bedarf. „Einige Personen, die noch recht fit und aktiv sind, nutzen den Raum nach der Gymnastikstunde zum Regenerieren, zum Entspannen“, sagt Claudia Welsch. „Manche kommen auch zu uns, um einfach ein paar Minuten ungestört reden zu können.“ Für viele der 144 Bewohner ist das Zimmer jedoch ein Ort für Therapiemaßnahmen. „Das gilt vor allem für die Personen, die sich kaum noch bewegen können und die meiste Zeit im Bett oder im Rollstuhl verbringen. Für sie ist es wichtig, aus den vier Wänden, die sie stets umgeben, herauszukommen und mal etwas anderes wahrzunehmen“, schildert Karina Zeidler und ergänzt: „Wenn man den ganzen Tag im Bett liegt oder regungslos im Rollstuhl sitzt, spürt man seinen Körper nicht mehr. Das Vibrationsbett eignet sich dann zur basalen Stimulation.“
Aber auch durch körperbezogene Interaktionen - etwa das Ausstreichen der Arme und Beine - werden die Bewohner in ihren Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Bewegungsfähigkeiten gefördert. Hinzu kommt, dass Claudia Welsch und Karina Zeidler im Snoezelenraum mit Düften arbeiten und mit Kompressen, um die Geschmacksnerven anzuregen. Auch visuelle Anreize werden geschaffen und die Bewohner dürfen ihre Lieblingsmusik hören – so werden alle Wahrnehmungsbereiche beim Snoezelen stimuliert.
Tina Heinz