Dreifach gegen Übergewicht

Die AOK Sachsen-Anhalt startet wieder ihr Programm „move & eat & more“ für stark übergewichtige Kinder.
Wenn Übergewicht Überhand nimmt, wird es schnell gefährlich für die Gesundheit. „Adipositas“ ist dann die Diagnose – krankhaft fettsüchtig, mehr als nur ein paar Kilos zu viel. In Sachsen-Anhalt sind besonders viele Kinder von dieser Krankheit betroffen. Allein bei der AOK Sachsen-Anhalt sind es rund 5.000 Minderjährige. Erfasst werden nur diejenigen, bei denen eine ärztliche Diagnose vorliegt, die Dunkelziffer dürfte daher weitaus höher sein. Wer in jungen Jahren schon unter Adipositas leidet, gerät oft in einen Teufelskreis und trägt die Krankheit bis ins Erwachsenenalter. Die Folgen können fatal sein: Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und letztlich eine verringerte Lebenserwartung.

Das Leben umkrempeln
Die AOK Sachsen-Anhalt hat deshalb ein Angebot für Kinder und Jugendliche von 10 bis 16 Jahren mit krankhaftem Übergewicht entwickelt. Der Name „move & eat & more“ ist dabei Programm. Es geht nicht nur ums Abnehmen, sondern um eine nachhaltige Umstellung der Lebensweise. „Move“ steht für mehr Bewegung, um die Muskeln wieder zu stärken und so den Stoffwechsel zu normalisieren. Eine Sporttherapeutin weckt wieder Freude an Bewegung. Frustrierende Erlebnisse wie im Sportunterricht gibt es nicht, anstelle von Zwang und Ausgrenzung tritt Glück und ein ganz neues Körpergefühl. Der Ernährungsplan wird im „Eat“-Teil des AOK-Programms unter die Lupe genommen. Denn Adipositas hat ihre Ursache oftmals in Fehlernährung – vor allem zu viel Zucker ist ein Problem. Hier lernen die Teilnehmer zum Beispiel, wie gefährlich Softdrinks und Fruchtsäfte sind, in einem halben Liter dieser Getränke ist bereits der gesamte Zuckerbedarf eines Erwachsenen für einen Tag enthalten. Eine Ernährungsberaterin zeigt den Familien, dass gesundes Essen und Trinken längst nicht mehr nur fade Verzichtskost ist, sondern auch lecker und abwechslungsreich sein kann. Von zentraler Bedeutung ist schließlich das „more“. Stark übergewichtige Kinder sind häufig von Ausgrenzung und Hänseleien betroffen. Eine Psychologin hilft ihnen dabei, wieder selbstbewusst durchs Leben zu gehen. Bei ihr lernen die Kinder zum Beispiel, Angriffe zu kontern und ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen.

Eltern werden eingebunden
„Move & eat & more“ spricht nicht nur Kinder und Jugendliche an. Auch die Eltern werden in das Programm eingebunden. Schließlich sind sie es, die den Einkauf erledigen und das Essen zubereiten. Mehr Verantwortung müssten die Eltern übernehmen und auch Hilfestellung dabei bekommen, zum Beispiel ihr Wissen über Ernährung und Lebensmittel zu erweitern, sagt Psychologin Ute Griesenbeck aus Magdeburg, die bei dem AOK-Projekt den „more“-Teil übernimmt.

Alternativen statt Verbote
Die Ernährungsberaterin Hanna-Kathrin Kraaibeek aus dem schleswig-holsteinischen Pinneberg hat das Programm aufgebaut. „In erster Linie bestimmen die Kinder, was sie von dem Angebot nutzen wollen. Denn die Freude und Freiwilligkeit an dem Programm ist der wichtigste Garant für seinen Erfolg“, sagt sie. Der entscheidende Schritt sei es, die Kinder und Jugendlichen aus der Inaktivität herauszuholen und ihnen Alternativen zu Fernseher oder Computer schmackhaft zu machen statt nur Verbote aufzuzeigen. „move & eat & more“ macht Schluss mit frustrierenden Diäten und erfolglosen Abnehmversuchen. Stattdessen gewinnen die Kinder erstmals eine Perspektive, ihr Leben nachhaltig und erfolgreich umgestalten zu können.

AOK übernimmt die Kosten
Am 9. November startet das Programm in Magdeburg. Sechs Monate dauert ein Durchlauf. Die Kinder besuchen dabei regelmäßig wöchentlich Treffen bei den Expertinnen der drei Elemente Bewegung, Ernährung und Psychologie, oft mit ihren Eltern zusammen. Die Kosten übernimmt die AOK Sachsen-Anhalt. Voraussetzung dafür ist die regelmäßige Teilnahme. Informationen gibt es bei Andrea Herzog von der AOK Sachsen-Anhalt unter andrea.herzog@san.aok.de und (0391) 2878-46944. Auf der Projektseite unter www.move-eat-more.de gibt es weitere Informationen. Bei entsprechender Nachfrage sind weitere Termine möglich.

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