„Das hat die Stadt in 1.000 Jahren nicht erlebt“
Die GRUNDTEC Bauregie GmbH um den Inhaber Karl Gerhold ist zu einem wichtigen Akteur in der Magdeburger Stadtentwicklung avanciert. Das Ulrichshaus, das Gewerbegebäude neben der MVB-Verwaltung, in dem die Vereins- und Westbank saß, gehört zu wichtigen innerstädtischen Gebäuden des Unternehmens. Genauso der Campus-Tower und das Bürogebäude am Universitätsplatz. Auf der gegenüberliegenden Seite will das Team um Karl Gerhold demnächst einen Neubau errichten. Vom Geschäftsführer Rollandy Horvath wolltrn wir mehr über das gewachsene städtebauliche Engagement wissen.
Herr Horvath, die GRUNDTEC Bauregie GmbH engagiert sich mit ihrem Eigentümer, dem Gründer der GETEC AG, Karl Gerhold, zunehmend in der baulichen Stadtentwicklung Magdeburgs. Worauf baut dieses Engagement?
Rollandy Horvath: Herr Gerhold hat von Anfang an auf Regionalität gesetzt. Er war in Magdeburg mit der GETEC AG erfolgreich und früh im Immobiliensegment aktiv. Hier kennen sich die Akteure. Untereinander existiert Vertrauen und Entscheidungswege sind kurz. Das sind große Vorteile, die für Magdeburg sprechen. Vielleicht stand die GRUNDTEC bisher ein wenig im Schatten der GETEC AG. Mittlerweile werden wir wahrgenommen. Das liegt natürlich vor allem an den innerstädtischen Projekten. Heute sind wir vom Flächenangebot wohl der größte Gewerberaumanbieter der Stadt. Außerdem haben wir in soziale Bauprojekte wie die Pflegeeinrichtung am Birnengarten in Ottersleben investiert. Der Campus-Tower am Universitätsplatz und das Studentenwohnheim in der Ernst-Lehmann-Straße sind weitere Sozialimmobilien von uns. Magdeburg hat eben Potenzial. Darauf bauen wir.
Sie bebauen das Areal am ehemaligen Altstadtkrankenhaus gerade neu, haben von der Stadt ein Grundstück am Universitätsplatz erworben und wollen die Fläche neu gestalten. Das zeugt von viel Vertrauen in die Entwicklung Magdeburgs.
Absolut. Die Prognosen Mitte der 90er Jahre zur Bevölkerungsentwicklung sagten voraus, dass Magdeburg bis 2025 nur noch 190.000 Einwohner hätte. Wir stehen jetzt bei 243.000. Tendenz steigend. Natürlich steckt in so einer Entwicklung der Optimismus für unsere Projektplanungen. Aber die Stadt hat noch viel mehr zu bieten. Von den derzeit 13 Megatrends, die für die Zukunft als wichtig betrachtet werden, kann Magdeburg acht unter seinem Dach vereinen. Das ist in Deutschland in anderen Regionen nicht selbstverständlich. Die Stadt ist für die Zukunft also ausgezeichnet aufgestellt. Die Lebensqualität stimmt, das Angebot Kultur und Freizeit ist gut, grüne Erholungsflächen und vieles andere mehr ist vorhanden. Kürzlich sprachen wir mit einem Kunden, dessen Firmenzentrale in London ist. Dort wird Magdeburg als zukunftsfähige Stadt wahrgenommen. In Potsdam staunt man darüber, was sich bei uns alles bewegt. Veränderungen in solchen Dimensionen, wie sie in der Landeshauptstadt gerade umgesetzt werden, davon können andere nur träumen. Magdeburger dürfen ruhig selbstbewusster für ihre Stadt auftreten. Die Entwicklung kann sich sehen lassen.
Sie meinen jetzt nicht nur Ihre Bauprojekte, sondern die in der ganzen Stadt?
Sicher. Der Tunnel, die neue Brücke über die Elbe, der Straßenbahntrassenausbau Richtung Neustädter Feld, der Luisenturm der MWG, das Domviertel, unsere Vorhaben am Altstadtkrankenhaus und am Universitätsplatz. Hier wird gerade in kurzer Zeit in Größenordnungen gebaut, das hat die Stadt in den 1.000 Jahren nicht erlebt. 2022 wird man Magdeburg nicht mehr wiedererkennen.
Spätestens 2022 wollen Sie am Universitätsplatz schon fertig sein?
Wir starten in diesem Jahr einen Architektenwettbewerb für das Gelände zwischen Walter-Rathenow-Straße und Listemannstraße. Wenn alles gut geht, kann Mitte bis Ende 2019 Baustart und 2022 die Fertigstellung sein. So ist der Plan.
Und das ist mit allen Genehmigungsverfahren machbar?
Die Bauverwaltung wird gern mit viel Schelte überschüttet. Unsere Erfahrungen sind da anders. In Magdeburg ist die Verwaltung im Vergleich zu anderen deutschen Städten in der Tat noch schnell und unkompliziert. Wir haben da an anderen Orten andere Erfahrungen machen müssen. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir den Zeitplan halten.
Können Sie schon etwas mehr verraten? Was schwebt ihnen denn konzeptionell für ein Bau am Universitätsplatz vor?
Das wird natürlich ein multifunktionaler Komplex mit Wohnen, Büros, Tagungs- und Ausstellungsflächen. Kulturelle und gastronomische Orte soll es dort geben. Baulich und inhaltlich wollen wir einen Schulterschluss mit der Universität herstellen und der Platz muss wieder als zentraler Platz wahrnehmbar sein. Natürlich ist es auch unser Anliegen dort optisch ein Gebäudeensemble zu errichten, das ein echter „Hingucker“ wird. Am Domplatz ist uns das mit dem Haus für das „Motel One“ auch gelungen. Aber zunächst warten wir die Ergebnisse des diesjährigen Architektenwettbewerbs ab. Dann sehen wir weiter.
Apropos Hotel, im Bereich des Altstadtquartiers soll ebenfalls ein Hotel entstehen. An der Otto-von-Guericke-Straße hat jüngst die B&B-Gruppe ein Haus eröffnet. Ist da noch Platz für weitere Hotelbetten in der Stadt?
Wir haben für den Bereich Altstadtquartier die Ibis-Gruppe als Betreiber gewonnen. Und die werden dort ein Apartment-Haus betreiben. Die Räume sind mit Kochnischen ausgestattet. Damit bedient Ibis ein ganz anderes Segment, eines, das es in der Stadt bisher nicht gab.
Versucht man sich alle aktuellen Projekte fertig vorzustellen, erscheint alles sehr vielversprechend und in der Tat überwältigend. Was kann denn danach noch kommen?
Die Stadt ist überall sehr dynamisch. Sie unterliegt einem ständigen Wandel. Da hört weder das Bauen noch das Neugestalten auf. Und wir haben noch viel vor. Den Wissenschaftshafen entwickeln wir weiter. Vielleicht können wir Ihren Leserinnen und Lesern dazu bald mehr zeigen.