Ausgezeichnete Arbeitgeber
Firmen können sich bis 30. September bewerben
Einerseits wird über Arbeitskräftemangel geklagt, andererseits bleiben Ressourcen ungenutzt. Manchmal stehen nur kleine Hürden dazwischen. Diese aufzuspüren, zu beseitigen und dadurch bessere Arbeitsbedingungen auch für Menschen mit Handicap zu schaffen, kann viele Vorteile bringen. Unternehmen, die sich dafür engagieren, können sich für den Wettbewerb „Pro Engagement“ bewerben. Den Wettbewerb gibt es seit 2010. Ins Leben gerufen wurde er vom Behindertenbeirat und Runden Tisch des Landes Sachsen-Anhalt. Ausgangspunkt war die Förderung des betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM). Dabei geht es darum, Krankheitsursachen in Firmen aufzuspüren und zu beseitigen. „Doch das war uns zu wenig“, erklärt Maike Jacobsen, Sprecherin vom „Runden Tisch Arbeitswelt“. Ausgezeichnet werden sollen Unternehmen, die mehr machen als gesetzlich vorgeschrieben. Der Ehrenpreis ist für Firmen, die Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen schaffen. Schließlich kann jede/r früher oder später von einer Behinderung betroffen sein. Ob mit zunehmendem Alter die Beschwerlichkeiten zunehmen oder durch einen Unfall, beispielsweise beim Sport – es kann vielfältige Ursachen geben. Dann auf die jeweiligen Mitarbeiter zu verzichten, wäre ein großer Fehler. Zum einen wegen des bereits erwähnten Arbeitskräftemangels, zum anderen blieben wichtige Eigenschaften wie Arbeitserfahrung, Wissen und Sozialkompetenz auf der Strecke. Zusätzliche Pluspunkte bringt Inklusion. Erfahrungen zeigen nämlich: Sind Menschen mit Behinderungen erst einmal im Unternehmen tätig, überzeugen sie durch ihre Leistungen und beeinflussen positiv das Betriebsklima. Manchmal kann auch ein vermeintliches Handicap ein großer Vorteil werden: So bewies sich eine Frau mit Sehbehinderung als eine feinfühlige Beraterin am Servicetelefon, weil sie besser (hin)hören kann. „Sie ist Expertin für Kommunikation“, sagt ihr Chef. „Manchmal sind es ganz banale Dinge“, erklärt Maike Jacobsen. Beispielweise ein Stehpult für Menschen mit Rückenproblemen. Oder der bewegliche Hocker für den kleinwüchsigen jungen Mann in einer Maschinenfirma. „Schon ist die Arbeit für ihn kein Problem mehr.“ Der Geschäftsführer einer früheren Preisträger-Firma spart sich solche „Umstellungen“ sogar, in dem er alle Arbeitsplätze so einrichtet, dass „jeder sie bedienen kann, egal ob behindert oder nicht“. Er betreibt einen Maschinenpark, beschäftigt 550 Mitarbeiter, ein Großteil im Alter 50+, dazu 28 Schwerbeschädigte, 22 Gleichgestellte. Er erklärte: „Wir sehen in erster Linie die Kompetenzen und Fähigkeiten unserer Mitarbeiter/-innen, nicht ihre Behinderung.“ Und hat damit Erfolg. Vielleicht lassen sich andere Unternehmen davon inspirieren? Das jedenfalls hoffen die Initiatoren von „Pro Engagement“ und vergeben den Ehrenpreis in drei Kategorien:
• beschäftigungspflichtiger privater Arbeitgeber (ab 20 Beschäftigte),
• nicht beschäftigungspflichtiger privater Arbeit-geber (weniger als 20 Beschäftigte)
• beschäftigungspflichtiger öffentlich-rechtlicher Arbeitgeber
Arbeitgeber können sich bis zum 30. September bewerben. Eine Jury entscheidet dann, welche Kandidaten für den Preis ausgewählt werden, sieht sich bei den Firmen auch vor Ort um. Die Vergabe des Preises wird am 3. Dezember von Ministerpräsident Reiner Haseloff vorgenommen. (ab)
Informationen und Bewerbungsunterlagen im Internet gibt es unter der Adresse: www.pro-engagement.sachsen-anhalt.de