Wir können über alles reden – auch über den Kabarett-Clan?

Sebastian, Tobias und Frank Hengstmann feiern mit Freunden ihres Kabaretts das 10-jährige Bestehen des Ensembles „…nach Hengstmanns“ am Breiten Weg. Foto: Peter Gercke

Was Großvater Erich Hengstmann nach dem Krieg in Magdeburg initiierte – nämlich Kabarettkunst, wird heute von den Enkeln Sebastian und Tobias weitergetragen. Mittlerweile im 11. Jahr auf einer eigenen Bühne im Breiten Weg. Ohne Vater Frank Hengstmann wäre der kabarettistische Familienbetrieb natürlich undenkbar. Obwohl der Senior jede Verantwortung dafür zurückweist, dass er seine Söhne in die freie Künstlerszene gedrängt hätte. Er beteuert, sie seien allein und völlig unabhängig von ihm dazu gekommen. Bei Hengstmanns bleibt die Frage offen, ob der Hang zum Metier durch Prägung durchs soziale Umfeld hervorgebracht wurde oder doch gar eine genetische Präferenz vorliegt. Man könnte letzteres durchaus für möglich halten.

Zum 10-jährigen Bestehen hatten die Brüder Freunde, Fans und Förderer ins Hotel Ratswaage eingeladen, um eine satirisch-musikalische Geburtstagsgala zu feiern. Der Einladung war auch Oberbürgermeister Lutz Trümper gefolgt, der in den vergangenen Jahren von den Hengstmanns nicht immer mit Schmeicheleien umgarnt wurde. Doch der OB trägt satirische Spitzen mit Fassung und kann sogar darüber lachen. Das sagt man nicht jedem Politiker nach.

Wegbegleiter, Kabarettistenkollegen und Musiker stellten ein abendfüllendes Programm auf die Beine. Und nicht jede Nummer war dem Trio aus Vater und Söhnen zuvor bekannt. Kollege Lars Johansen, der im Januar wieder als Juryvorsitzender zum Kleinkunstpreis „Magdeburger Vakuum“ bei Hengstmanns gastiert, entlarvte denn auch, dass sich der Hengstmann-Clan eigentlich aus Einwanderern aus Egeln rekrutiert. Im Städtchen des Salzlandkreises sei längst eine kabarettistische Parallelgesellschaft entstanden, die sich in der Landeshauptstadt breit gemacht hätte. Auch der Familiennachwuchs würde von ihnen schon auf die Bühne gezwungen. Die Frage nach der Vererbbarkeit kabarettistischen Talents muss also ernsthaft gestellt werden.

Wer auf die Frage nach einem Satire-Gen eine Antwort möchte, kann die Hengstmann-Brüder übrigens direkt fragen. „Wir können über alles reden“, versprechen Sebastian und Tobias nämlich in ihrem jüngsten Duo-Programm, das am 1. November Premiere hatte. Sie fragen dabei direkt ins Publikum, welche Themen den Zuschauern unter den Nägeln brennen. Egal, ob Bildung, Gesundheit oder andere Lebensbereiche – sie haben stets eine Antwort parat und dabei spontan Sketche und Nummern aus ihrem reichhaltigen Repertoire zusammen. Die Abarbeitung eines Zuschauereinwurfs fällt ihnen sichtbar leicht und im dialogischen Wechsel spielen sie sich dabei Bälle für Pointen zu. In solchen Momenten offenbart sich die 10-jährige Reifeprüfung gemeinsamer Arbeit. Aber das Programm ist über die gesamte Dauer ein Garant für Lacher. Mancher satirischen Spitze fehlt es vielleicht noch am Reinschliff, aber mit unter 40 Lebensjahren und 10-jährigem Ensemble-Geburtstag sind die Brüder gerade der Regelschulzeit entwachsen. (tw)

„Wir können über alles reden!“
Von und mit Sebastian und Tobias Hengstmann
Regie: Frank Hengstmann
Nächste Spieltermine: 7.,8.,9. Dezember 2018
Kabarett „…nach Hengstmanns“
Breiter Weg 37, 39104 Magdeburg
Tickets: 0391/4025540
Infos unter: www.hengstmanns.de

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