Wenn die Fassade bröckelt

Grafik: Stefan Haberkorn

Was wäre, wenn Carl Krayl die Möglichkeit hätte, das heutige Hotel Ratswaage zu betreten? Dieser Frage hat sich der Förderverein der Schriftsteller Magdeburg mit Blick auf das Bauhaus-Jubiläum gewidmet. „Wir wollten uns natürlich bei diesem so wichtigen und interessanten Thema einbringen“, erklärt der Vorsitzende des Fördervereins, Herbert Beesten. „Aber es sollte eben nicht nur eine Ausstellung oder eine Lesung, sondern etwas Spezielles sein.“

Entstanden ist ein multimediales Open-Air-Spektakel mit dem Titel „Alles nur Fassade?“, das 3-D-Computeranimation, Schauspiel, Musik und Texte rund um die Magdeburger Moderne vereint und am 2. Oktober 2019 auf dem Ratswaageplatz aufgeführt wird. Gemeinsam mit Manuel Czerny (Kurator, Buch/Drehbuch, Film- und Live-Regie), Stefan Haberkorn (3D-Artist, Animation, Virtuelle Realität), Gregor Buhse (Director of Photography, Kamera, Schnitt) und Kevin Schulz (Ton, Schnitt) hat Projektleiter Herbert Beesten das polyphone Event geplant und umgesetzt. Bereits vor anderthalb Jahren war die Idee entstanden – Wochen und Monate der Recherche folgten. „Wir haben Dokumente im Bauamt und im Stadtarchiv gewälzt und haben auch vom Ratswaage-Team umfangreiches Material erhalten, sodass Manuel ein Buch verfassen konnte, dass die Geschichte Carl Krayls und seines letzten großen Projekts, die Ratswaage, erzählt“, so Herbert Beesten.

Dreh- und Angelpunkt ist das Haus am Ratswaageplatz, das am 2. Oktober auch als Leinwand dient. „Die Vergangenheit wird an diesem Abend zur Gegenwart, die Fassade wird bröckeln, wenn sich Carl Krayl in diesem Thriller seinen Schatten stellt und sich mit seinem Mentor Bruno Taut einen finalen Showdown liefert“, macht Herbert Beesten auf das Event neugierig. Bereits ab 19.30 Uhr wird es ein literarisches Vorprogramm geben, bevor um 21 und um 22 Uhr eine jeweils circa 45 Minuten dauernde Vorstellung präsentiert wird. Der Eintritt ist frei und für Verpflegung sorgt das Team der Ratswaage.

„Mehr als 50 Personen sind an diesem Abend im Einsatz, um den enormen technischen Aufwand zu stemmen“, erläutert Manuel Czerny. „Und schon im Vorfeld gab es eine spannende Zusammenarbeit zwischen den am Projekt Beteiligten und den Mitarbeitern des Hotels. Während der Dreharbeiten mussten nicht nur sie, sondern auch die Gäste der Ratswaage einiges auf sich nehmen.“ Und Herbert Beesten ergänzt: „Wir sind froh, dass wir mit unserem Projekt auf große Akzeptanz gestoßen sind und viel Unterstützung erfahren haben.“ Als Beispiel nennt er die Bereitschaft benachbarter Firmen und Geschäfte, am Abend des 2. Oktobers das Licht abzuschalten, um einen besseren Blick unter die Oberfläche und auf die bröckelnde (Bauhaus-)Fassade ermöglichen zu können. Tina Heinz

Zurück