Von der Messe auf dem Domplatz profitieren alle

Am 22. September wird die 1007. Magdeburger Herbstmesse eröffnet. Beim ältesten Volksfest Deutschlands kann man auf zahlreichen Fahrgeschäften jede Menge Spaß finden. MAGDEBURG KOMPAKT sprach mit Schausteller Gunther Boos über zeitgemäße Attraktionen und den Rummel um eine lebendige Innenstadt.

Herr Boos, Sie kennen Ihr Gewerbe aus langer Familientradition im ständigen Wandel. Sind Karussells und Riesenräder in Zeiten virtueller Bespaßung ein Auslaufmodell?
Gunther Boos: Keineswegs. Unterhaltung im Schaustellergewerbe ist eine Frage der Ideen und der Innovationskraft wie überall im Leben. Sicher ist es nicht einfacher geworden, Familien und junge Menschen bei der Vielzahl an Freizeitmöglichkeiten anzulocken. Aber wir reagieren mit hochmodernen Attraktionen wie beispielsweise mit unserem Booster V-Maxx. Aber Hochrüstung allein reicht auch nicht. Wir müssen alles auf den Prüfstand stellen.

Wie meinen Sie das?
Zum Beispiel müssen wir über den Austragungsort nachdenken. Vielleicht kann man die Messe wenigstens einmal im Jahr auf dem Domplatz stattfinden lassen. Da stand die Messe schließlich mit allem Drum und Dran bis in die 1970er Jahre.

Solche Events sind vor einiger Zeit im Stadtrat auch auf Intervention der Domgemeinde abgelehnt worden. Warum sollte sich das heute ändern?
Weil man auf die sich ändernden Bedingungen reagieren muss. Stadtverwaltung und Kommunalpolitik proklamieren zwar vielstimmig eine Belebung der Innenstadt, wollen jedoch die bestehenden Möglichkeiten nicht sehen. Und auch die Domgemeinde sollte im Sinne einer lebendigen Innenstadt über ihren Schatten springen können.

Man hält die Messe mit ihrem Glitzer und leichter Unterhaltung für nicht würdig genug, um unter den Domtürmen zu gastieren. 
Man kann auch vor Schönheit sterben. Wenn sich Einzelhandel der Innenstadt, Gastronomie und Tourismus über drei Wochen die Hand reichen, hat jeder etwas davon. Besucher können shoppen und über die Messe bummeln oder umgekehrt, hier und da in ein Café oder Restaurant einkehren. Das Theater blockiert den schönen Platz acht Wochen lang und die Zuschauer erscheinen, wenn die Geschäfte bereits geschlossen sind. Verstehen Sie mich nicht falsch, das Musical ist eine tolle Sache und soll dort gespielt werden. Aber mir will nicht aufgehen, warum wir vorhandene Potenziale nicht nutzen und zusammenführen. Außerdem gibt es gute vergleichbare Beispiele. In Erfurt wird der Domplatz dreimal im Jahr mit Volksfesten bespielt. In der Thüringer Landeshauptstadt geht so etwas. Das Magdeburger Streetfood-Festival funktioniert auf dem Domplatz. Ich verstehe nicht, warum das mit Deutschlands ältester Herbstmesse nicht gehen kann.

Der Domplatz bietet vielleicht nicht genügend Schaustellern Platz?
Zur Herbst- oder Frühjahrsmesse könnte man das jeweilige Angebote für den Domplatz verdichten. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Das Thema Domplatz muss wieder auf den Tisch und bei der Entwicklung der Innenstadt neu diskutiert werden. Und noch ein Grund wird in Zukunft eine wichtige Rolle spielen: der Neubau der Strombrücke. Damit wird der Weg zum Ernst-Wille-Platz eingeschränkt sein. Spätestens dann gäbe es eine gute Gelegenheit, die Herbstmesse auf dem Domplatz auszuprobieren. Ich bin sicher, dass alle Seiten, Besucher, Einzelhändler, Gastronomen und Schausteller davon profitieren würden.

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