Unbedingt sehenswert

Susanne Bard gelingt mit ihrer Figur Lotte Lenya eine sehenswerte Liebeserklärung an Kurt Weill.

Lotte Lenya ist eine verzweifelte Diva. Ihr berühmter Ehemann Kurt Weill hat sie durch seinen Tod in dieser ihr fremden Welt von New York zurückgelassen. Sie hängt an ihm, an vergangenen Affären, an Zigaretten und am Alkohol. Schauspielerin Susanne Bard machte zur Premiere von „Miss Lenya, please!“ auf der Bühne der Feuerwache eine beeindruckte Lotte-Figur lebendig. Mit jedem Wort und jeder Geste ringt sie dem Zuschauer Aufmerksamkeit ab. Pianist Jens-Uwe Günther rollt im ersten Teil des Stücks einen zurückhaltend musikalischen Teppich aus, auf dem sich Lotte echauffieren, erzürnen, trauern und trösten kann.

Der Magdeburger Autor Dirk Heidecke hat aus dem Briefwechsel des Künstlerehepaares Kurt Weill und Lotte Lenya einen schönen Monolog gestrickt, den Susanne Bard so glaubhaft in Szene setzt, dass man ihre Angst und Verzweiflung, nach einem Misserfolg auf die Bühne zurückzukehren, nachempfinden kann. Im zweiten Teil der Aufführung brilliert Susanne Bard mit den Erfolgssongs aus „Dreigroschenoper“, „Happy End“, „Mahagonny“ und anderen. Jens-Uwe Günther ist an den Tasten stets mit der Bardschen Stimme eng verwoben.

Das Solostück, dass die Mitwirkenden unter der Regie von Klaus Noack, der ebenso die Ausstattung verantwortete, in den Saal der Feuerwache setzten, braucht keinen nationalen Inszenierungs-Vergleich zu scheuen. Mit „Miss Lenya, please!“ ist dem Kammerspiel-Ensemble eine ausgezeichnete Hommage an den Komponisten Kurt Weill geglückt. Während der Lieder könnte man getrost die Augen schließen und begegnet beispielsweise der charakteristischen Klangfarbe von Marlene Dietrich. Miss Lenya mit Susanne Bard muss man erlebt haben. Die Darbietung darf als Höhepunkt unter den aktuellen Inszenierungen gelten. Dass sich Magdeburg damit schmücken darf, zeigt, dass es hier außergewöhnliche künstlerische Professionalität mit dem Prädikat „unbedingt sehenswert“ gibt.

Weitere Aufführungen gibt es am 7. und 8.11.2019 sowie am 20./21.02. und 20./21.03.2020. Karten unter: 0391/60 28 09

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