Tausendsassa auf allen Bühnen
Bei Theatergängern der Landeshauptstadt ist Peter Wittig bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Seit 1973 bevölkert er in unterschiedlichen Genres Magdeburgs Bühnen. Jetzt ist er als einziger Schauspieler an Gil Mehmerts Inszenierung der „West Side Story“ auf dem Domplatz beteilgt. Für Magdeburg Kompakt sprach Gisela Begrich mit ihm.
Magdeburg Kompakt: Herr Wittig, angefangen haben Sie seinerzeit im Theater für Junge Zuschauer. Welche Rollen erinnern Sie?
Peter Wittig: Damaligen Zuschauern ist sicher der Tom Sawyer im Gedächtnis, aber ich habe u. a. auch im „Held der westlichen Welt“ gespielt und den Galy Gay in Brechts „Mann ist Mann“.
Sie wechselten dann ans sogenannte Große Haus, waren in so unterschiedlichen Rollen zu erleben wie der Striese im „Raub der Sabinerinnen“ oder Richard III. Heute kennt man Sie hauptsächlich als Darsteller im Musiktheater. Wann gab es denn den Wechsel?
Es gibt keinen Termin. Seit etwa 20 Jahren habe ich immer mal wieder im Musiktheater gastiert. Es war ein fließender Übergang. Inzwischen habe ich in vielen wichtigen Produktionen mitgewirkt wie z. B. in „My Fair Lady“, „Les Miserables“, „Cabaret“ Und jetzt zum zweiten Mal in „West Side Story.“
Unterscheidet sich für Sie als Darsteller die Arbeit im Musiktheater von der im Schauspiel?
Eigentlich nicht. Die Herangehensweise ist genau die gleiche. Ich habe nur, wenn ich etwas singe, bestimmte Zwänge, die ich erfüllen und eine bestimmte Struktur, der ich mich unterordnen muss, eben die Musik und die Töne. Ansonsten: Ich muss genauso Text lernen wie im Schauspiel, ich muss genau eine Situation erfüllen, ob ich nun singe oder spreche.
Open air, unter freiem Himmel, und im Theaterhaus – gibt es da Verschiedenheiten?
Open air muss man eine Spur kräftiger spielen, weil der Raum größer ist. Aber der große Raum verführt natürlich auch, dass man zu viel macht. Da braucht man einen Regisseur, das das steuert.
Was war das erste Open-Air für Sie?
Meine Open-Air-Tradition ist lang. Das erste war 1974 „Bier und Puppen“, im Sommertheaterspektakel des Puppentheaters, einem Hans-Sachs-Abend. Auch in der Auftaktinszenierung des Theaters an der Angel, dem „Gespenst von Canterville“, habe ich mitgewirkt. Bei mindestens fünf oder sechs Sommerspektakel habe ich zudem Regie geführt. In diesem Jahr gibt es zum Beispiel wieder eine Zusammenarbeit mit den Anglern.
Was ist denn an der „West Side Story“ das Besondere?
Die Geschichte, die tolle Musik. Die „West Side Story“ ist das Musical der Musicals. Ich kenne es in- und auswendig, und dennoch ist es am Schluss immer wieder sehr emotional. Ich denke, die Leute werden sehr ergriffen sein, obwohl man weiß, wie es ausgeht.
Wie ist es, in so einer Crew zu spielen? Viele der Kollegen sind Stars, sind auf den Bühnen Europas zu Hause. Kaum einer kennt sich. Wird aus einer so zusammengewürfelten Truppe ein Ensemble?
Unbedingt. Besser als in mancher Hausproduktion. Man findet mit den Leuten sofort einen gemeinsamen Draht, ob zu den Hauptdarstellern oder den Jungs von der Gang. Die sind alle sehr engagiert. Sie kommen extra deswegen hierher, konzentrieren sich nur auf dieses eine Projekt. Als einer vom Haus kann man sich glücklich schätzen, wenn man da mitmachen darf, so sehe ich das jedenfalls. Ich verstehe mich sofort mit denen, ob sie aus Schweden kommen oder aus England. Ich sitze oft und schau mir die Proben an, weil mich so fasziniert, wie begabt die sind. Die können singen, die können tanzen – großartig. Und alle sind gleich, da ist keiner, den man besonders behandeln muss. Es gibt ein Ziel: Eine wunderbare Aufführung.
West Side Story: Sommer-Open-Air des Theaters Magdeburg auf dem Domplatz. Premiere ist am 16. Juni. Aufführungen bis 9. Juli, jeweils 21 Uhr.