Lars kriegt nichts und ein gelber Stern im Schnee
Für die einen ist Weihnachten das Fest der Liebe, dem Zusammentreffen von Familie und ein bisschen Glückseligkeit. Für die anderen ist das Fest der Feste Kitsch, Kommerz und Stress. Kurz das Fest der Naivität und Ignoranz. Dieser Gratwanderung, beide Lager der Festliebhaber und Hasser mit einem augenzwinkernden Blick auf die Festvorbereitung aufs Korn zu nehmen, stellen sich alle Jahre wieder die „Nachtschwärmer“. In ihrem bereits 9. Weihnachtsspektakel auf dem Theaterschiff verbreiten alle Akteure auf einer abendlichen Fahrt auf der Elbe Kurzweil und Amüsement. „Die Nachtschwärmer“ sind Ulrike Nocker, Matthias Krizek und Oliver Vogt, die Musiktheater auf schwankenden Planken bieten.
Bei der Premiere von „Diesjahr schenken wir uns nüscht” am 22. November nahm die Crew vom Theaterschiff in beliebter Manier den alljährlichen Weihnachtswahnsinn auf eine rabenschwarze (Schnee)Schippe. Der diesjährige Seitenhieb auf die Spießigkeit des Weihnachtswunderlandes und den Trubel zum Jahresende nahm seinen Anfang allerdings von einem neuen Anleger. Die Reederei Süßenbach startet mit der „MS Marco Polo” zu den Theaterschiff-Veranstaltungen ab sofort von der Sternbrücke. Allerdings würde eine kleine Laterne auf dem Weg dorthin ein wenig Licht ins Dunkle bringen. Noch ehe allerdings das Gehör zu den musikalischen Darbietungen in Anspruch genommen wird, entführt der Bord-Smutje Toralf C. Rosenthal in gewohnter Weise auf eine kulinarische Drei-Gänge-Reise mit „Kartoffeln und nüscht”, entbeinter Ente (allerdings waren hier die Pointen des Programms lockerer als die Klöße) und Dessert. So gestärkt dreht Kapitän Sylvio Süßenbach die Schiffsdiesel auf langsame Fahrt, damit die „Nachtschwärmer“ voll aufdrehen können. Nocker, Vogt und Krizek sind als Musiker und Sänger, aber auch als Spieler und Rezitatoren gefordert. Regisseur Knut Müller-Ehrecke brachte das Schiffs-Trio auf Kurs und zu einer amüsanten Ausfahrt, bei der die Zeit leider zu schnell verging. Das allerdings erst in der zweiten Spielzeit. Das Programm startete anfänglich schwer – emotional, nachdenklich und fast persönlich. Nach der Pause drehten die Künstler allerdings auf und verteilten einen Seitenhieb nach dem anderen auf die Scheinheiligkeiten der Vorweihnachtszeit. Unter anderem bekamen Weihnachtlied-Klassiker einen neuen (Theaterschiff)-Text verpasst und so wurde aus Last Christmas „Lars kriegt nichts”, Rudolf the rednosed reindeer der Song „Rudolf der Fettklops pennt hier” und Jingle Bells zu „Singlewelt allein am Weihnachtstag”. Liebesbeweise wurden als gelber Stern in den Schnee gepinkelt und ein wiederentdeckter und bisher kaum bekannter Sketch der Humor-Altmeister Herricht&Preil perfekt ins Szene gesetzt. Zuviel soll hier nicht verraten werden - Restkarten zu den Aufführungen sollte man sich auf jeden Fall noch holen. Die zugeführten Enten-Kalorien waren bis zum Anlegen des Schiffes durch Lachen komplett verbrannt. Chapeau zur Leistung der Künstler, dem Küchenteam und dem hervorragend eingespielten Service. Ronald Floum
9. Theaterschiff-Weihnachtsspektakel
täglich außer sonntags bis 23. Dezember 2017
vom neuen Anleger „Sternbrücke“
Kartenhotline: 01805 - 23 09 57
Mo. - Fr. von 10:00 - 15:00 Uhr
www.theaterschiff-magdeburg.com
kontakt@theaterschiff-magdeburg.com