„Jeder Gitarrist will in einer Rockband spielen“
Ali, seit 1980 gehörst du zur Magdeburger Band „Juckreiz“. Fast 35 Jahre später heuerst du nebenher zusätzlich bei „Scheselong“ an. Warum dieser Ausflug von Party-NDW hin zu deutschen Rockern?
Jürgen „Ali“ Albrecht: In jedem Gitarrist steckt ein Rocker. Irgendwann möchte man in einer Rockband spielen. So ist das eben. Jetzt hat es sich ergeben. Alles andere ist eine sehr lange Geschichte.
Du meinst den Sprung vom professionellen Musiker im DDR-Kulturbetrieb ins kalte Wasser eines freien Marktes.
Wir waren die ersten Arbeitslosen nach der Wende. Obwohl wir in der DDR als selbstständig galten, gehörten wir in einen organisierten Kulturbetrieb, der gutes Brot sicherte. Trotz dieses Wandels haben wir mit „Juckreiz“ immer Musik gemacht. Die 90er – das waren Partyjahre in Großdiskotheken. Wir waren gefragt und hatten über’s Jahr einen gut gefüllten Terminkalender, allerdings oft weitab von Magdeburg.
Ihr habt außerhalb der Elbestadt mehr Beachtung gefunden als zu Hause?
Sicher. Wir standen mit den Großen des Genres wie Joachim Witt, Markus, Hubert Kah und anderen gemeinsam auf der Bühne.
Zurück zu „Scheselong“. Du kennst Bandgründer Michael Kranz seit den Anfangstagen als Musiker. Müssen die Fäden da zwangsläufig irgendwann zusammenlaufen?
Das Gegenteil von zwangsläufig hat uns zusammengeführt. Ich war zufällig im Proberaum und Micha spielte mit diesen jungen Typen Stefan und André. Irgendwann rief er: „Ali Solo!“. Ich griff halt in die Saiten. Seither ist „Scheselong“ eine gemeinsame Verschwörung. Vielleicht war das ein wenig mein alter Jugendtraum. Rockband. Punkt.
Das hört sich gut an. Aber es ist ja nicht beim Jux im Proberaum geblieben.
Wir wollen unseren Wünschen nachgehen und natürlich damit raus. Das machen wir aber längst. Jüngst ist ein Video entstanden. Und ein paar Auftritte haben wir hinter uns. Zum „Härtetest“ am 28. Januar in der „Halber85“ gibt es das volle Programm „Scheselong“. Das ist wie eine Nagelprobe, ein harter Test, ob wir unsere musikalischen Gefühle ins Publikum tragen können.
Weht bei „Scheselong“ ein anderer Geist als bei „Juckreiz“?
Wir sind ja alle vom selben Holz geschnitzt. Mich interessiert in beiden Kapellen immer die eigene Musik, der eigene Text und der Spaß, das auf die Bühne zu bringen. Vielleicht schwebt über „Scheselong“ noch ein anderer Geist, weil die Band nicht mit irgendwelchen Vorbildern verbunden ist. Es ist gut, dass Stefan und André um einiges jünger als Micha und ich sind. Da fließen wilde und spontane Einflüsse in die Songs ein. Jedes Mal entsteht etwas Neues und auf diese Weise unsere eigene, gemeinsame Ausdrucksweise.
Das lässt noch auf mehr in der Zukunft hoffen.
Das will ich meinen. Jeder neue Song ist ein Ziel, jeder Auftritt ein Zwischenhalt am Bahnhof Wahrheit. Und dann geht die Reise weiter. Wie oft übst du an der Gitarre? Jeden Tag, mindestens 15 Minuten. Das gehört dazu. Und Gott sei Dank ist man mit seinem Instrument niemals am Ende. Es kann also weitergehen.
Infos unter: www.scheselong.de und www.juckreiz-ndw.de
HÄRTETEST
Drei Generationen Rockmusik aus Magdeburg Scheselong – Crossfire – mobilFUNKgerät 28.01.2017, Einlass 19 Uhr, Beginn 20 Uhr Eventhalle Halber85 30112 Magdeburg, Halberstädter Str. 85 Karten 13 Euro zzgl. VVK | 16 Euro Abenkasse: Magdeburg Ticket, Kartenhaus im Allee-Center, Volksstimme Service-Center Telefonisch: 0391-79296750 (9 bis 16 Uhr) Infos unter: www.magdeburg-kompakt.de