30-jähriger Krieg regional beleuchtet

Die Plünderung Magdeburgs (Die Magdeburger Jungfrauen). Historisierendes Gemälde von Eduard Steinbrück (1802–1882). Eigentümer: Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Alte Nationalgalerie.

Der 30-jährige Krieg im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation führte auch in Magdeburg und Halberstadt zu drastischen Veränderungen. Das Buch von Hermann Böttcher, Halberstadt im 30jährigen Krieg, aus dem Jahre 1914 erfährt nun eine Wiederauflage. Die Magdeburger Hochzeit als Beispiel der Auswirkungen des Krieges.

Am 20. Mai 1631 schrieb Magdeburg im 30-jährigen Krieg traurige Geschichte mit der sogenannten Magdeburger Hochzeit. Bei diesem Ereignis fanden etwa 25.000 Menschen den Tod.

1524 bekannte sich Magdeburg zur Reformation und wurde seitdem mehrmals von kaiserlichen Truppen belagert. Nachdem Gustav-Adolf gelandet war, kam es zu einem Bündnis zwischen Magdeburg und Schweden, sodass die Stadt Magdeburg 1630 einen Kommandanten, Dietrich von Falkenberg, bekam. Er gestaltete die Verteidigung und sorgte für neue Truppen, die sogleich von Nutzen waren, da im November 1630 die ersten Truppen des Kaisers vor der Stadt Stellung nahmen.

Nach dem ruhigen Winter folgte die Belagerung Magdeburgs durch General Tilly, der mit einem großen Aufgebot die gesamte Stadt umgab. Daraufhin wünschten sich immer mehr Bürger die friedliche Kapitulation. Diese lehnte von Falkenberg allerdings ab, da er sich auf das Eintreffen der schwedischen Truppen unter Gustav-Adolf verließ.

Nachdem bereits zwei Vorstädte zerstört waren, alle Verhandlungsversuche scheiterten und ein Bombardement die Folge war, wurden die Magdeburger am 18. Mai 1631 erneut zur Kapitulation durch Tilly gedrängt.

„Halberstadt im 30jährigen Kriege“ Hermann Böttcher Ostfalia-Verlag ISBN: 978-3-926560-96-4

Einen Tag später kam es letztmalig zu Verhandlungen durch den Stadtrat hinsichtlich der weiteren Vorgehensweise und Überlegungen zur Kapitulation. Die schwedischen Verbündeten negierten diese Überlegungen – obwohl Gustav-Adolf noch immer auf sich warten ließ. Von Falkenberg nutzte dennoch die Aussicht auf die schwedische Verstärkung, um eine Übergabe der Stadt hinauszuzögern. Dies sollte sich bald darauf als Fehler herausstellen.

Am 20. Mai begann das Grauen für die Stadt: gegen 7 Uhr waren die ersten Geschützfeuer zu hören, zwei Stunden später war die kaiserliche Armee der Stadt immer nähergekommen. Von Falkenberg, der während einer Rede von den Neuigkeiten erfuhr, war weiterhin von einer stabilen Abwehr überzeugt. Als er sich jedoch ein Bild von den Ereignissen machen wollte, musste er feststellen, dass der Feind bereits bis in die Stadt vorgedrungen war. Von Falkenberg und Oberleutnant Trost kämpften mit ihren Truppen gegen die Eindringlinge, an einer Stelle erfolgreich, doch wenig später wurde von Falkenberg von einer Kugel getroffen und erlag den Wunden. Die kaiserliche Armee unter Tilly und Pappenheim drang weiter in die Stadt ein – das Ende für Magdeburgs Widerstand. Erst jetzt begann das wirkliche Grauen: die Söldner, von der kräftezehrenden Belagerung abgestumpft, plünderten alles, was möglich war, und nahmen dabei keine Rücksicht auf die dort lebenden Bürger. Ausgezehrt und vom Erfolg getragen, zogen sie brutal durch Magdeburgs Straßen – Frauen und junge Mädchen wurden vergewaltigt, Säuglinge aufgespießt und beinahe repräsentativ durch die Stadt getragen. Auf den nun rot gefärbten Straßen türmten sich die Leichen.

Reichere Bürger versuchten sich frei zu kaufen und diejenigen, denen es gelang, flüchteten aus der Stadt. Viele andere jedoch waren gezwungen, in der Stadt zu bleiben und nicht nur die weiteren Plünderungen über sich ergehen zu lassen, sondern auch den Brand, der durch Tillys Truppen gelegt wurde. Erst einige Tage später wurde der Befehl erlassen, die Kampfhandlungen in Magdeburg einzustellen. Diese Tage kosteten 25.000 Einwohner das Leben, eine kleine Schar der Überlebenden verließ die geschundene Stadt. Von 35.000 blieben 450 Einwohner übrig, erst 200 Jahre später konnte sich die Einwohnerzahl langsam wieder den 35.000 annähern.



Veranstaltungshinweis: „Magdeburg und Halberstadt, zwei Städte mit nachhaltigen Wirkungen im 30jährigen Krieg“, Dienstag, 8. Mai, ab 17 Uhr, URANIA, Nicolaiplatz 7, 39124 Magdeburg

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