Großes Blueh & Blaeh
Es ist ein Aufmarsch der Spaßgesellschaft. Posing und Styling als Exzess, eine Love-Parade, die sich der Protestgesten und politisch korrekten Ambitionen entledigt hat und sich als Maskerade des schönen, schrillen Scheins feiert. Robin Zöffzig zeigt ohne Scham und Hemmung die Nahaufnahmen aus der selbstsüchtigen Scheinwelt des grenzenlosen Vergnügens und erotischen Frohlockens.
Seiner neuen Ausstellung hat er den Titel „Das große Blueh und Blaeh“ gegeben. „Das haben wir als Jugendliche immer gesagt, wenn etwas gähnend langweilig oder äußerst oberflächlich war“, plaudert Robin Zöffzig im Gespräch mit Magdeburg Kompakt. Nach der provokanten Exposition „Fackeln im Shitstorm“ im vorigen Jahr hatte er beim Schaffen seiner neuen Bilder „alle Gedanken und Philosophie“ weglassen, sozusagen eine „inhaltslose Ausstellung“ vorbereiten wollen. Doch betrachtet er die Ergebnisse, ist genau das Gegenteil passiert: „Es kommen ganz tiefe Inhalte zum Vorschein.“ Heutzutage gehe es mehr um Schein als um Sein – ob im Fernsehen oder Internet. „Synthetische Figuren, die sehen vielleicht schön aus, doch es fehlt die Nahbarkeit, die Intimität zu einander.“ Es gibt kein Hinterfragen. Statt Inhalt aufgeblasenes Blaeh, eintönige Landschaften langweiliges Blueh … „Es geht soweit, dass sich die Leute nicht mehr begegnen können.“ Sich zurückziehen in die (Schein)Welt des Internets, aufs Handy schauen anstatt anderen Menschen ins Gesicht.
Die Bilder wurden explizit für diese Ausstellung geschaffen. Er befinde sich in einer „Magdeburg-Phase“, gesteht der Künstler, der aus Leipzig derzeit häufig in unsere Stadt reist, hier nicht nur selbst ausstellt, sondern auch andere Künstler besucht und an Events teilnimmt, wie jüngst die KunstSommerNacht der Kunstgalerie im Hundertwasserhaus. Hier sind Begegnungen noch möglich, freut sich der Künstler. Sozusagen im Gegentrend des „Blueh und Blaeh“.
Geboren in Magdeburg hat Röbin Zöffzig an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle und der Academy of fine Arts, Tianjin, China, studiert, 2015 erfolgreich als Meisterschüler von Prof. Rainer Schade seine Ausbildung abgeschlossen. Er arbeitet als freischaffender Künstler in Leipzig und lehrt künstlerisches Gestalten an der Designhochschule in Leipzig. Zöffzig ist an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt und in wichtigen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. Seine Solo-Schau in Magdeburg 2018 „Fackeln im Shitstorm“ war ein großer Erfolg, an den die aktuelle Schau nahtlos anschließt.
Die neue Ausstellung ist vom 6. bis 29.September in der Kunstgalerie fabra ars in der Grünen Zitadelle zu sehen. Gezeigt werden 16 neue Bilder und 8 Porträts. Die Vernissage beginnt um 18 Uhr, in Anwesenheit des Künstlers. Der Eintritt ist kostenfrei. (ts/ab)