Es staubt den Alltag von der Seele

Premiere des Stücks im Heckentheater Potsdam. Eine Szene mit Andreas Klopp als Dorante und Clara Schoeller als Silvia. Am 2. August ist Magdeburg-Premiere im Möllenvogteigarten. Foto: Katharina Seipt

Mit einer sommerleichten Komödie gastiert das Theater Poetenpack ab 2. August im Garten der Möllenvogtei.

Es ist ein Spiel von Liebe und Zufall. Im wahrs-ten Sinne. Ist das doch gleichzeitig der Titel der literarischen Vorlage aus der Feder des französischen Literaten Pierre Carlet de Marivaux. Der hatte dereinst großen Erfolg mit komödiantischen Theaterstücken, in denen es immer wieder um das ungewollte Verlieben von Paaren unterschiedlichen Standes ging. Ähnlich auch im „Spiel von Liebe und Zufall”: Silvia und Dorante, durch väterliche Vereinbarung füreinander bestimmt, wollen zunächst unauffällig den potenziellen Partner kennenlernen und tauschen deshalb beide mit ihren jeweiligen Dienern die Rollen. Wen sie dann als „Herrschaften“ erspähen, missfällt ihnen ganz und gar. Allerdings die andere Dienerschaft lässt die Herzen höher schlagen. Silvia und Dorante verlieben sich – ebenso wie Lisette und Arlequin, die deren herrschaftlichen Rollen eingenommen haben. Es entspinnt sich ein vergnügliches Verwirrspiel mit gewitzten und temporeichen Dialogen. Darüber hinaus geht es um gesellschaftliche Konventionen, Möglichkeiten und Schwierigkeiten mit der Liebe und Äußerlichkeiten, die ihr im  Wege stehen. Auch heute noch geht es um Ambition, Vernunft, den persönlichen Lebensentwurf, der Auswirkungen auch auf die Partnerwahl hat, sagt Theaterchef und Regisseur Andreas Hueck. „Es gibt die Angst vor sozialem Abstieg.“ Damit ist der historische Stoff nach wie vor aktuell.  Ebenso wie die Frage: Wie kommen Liebe und Vernunft zusammen? 

Das Theater Poetenpack widmet sich seit seiner Gründung 1999 vor allem Inszenierungen von Klassikern, darunter „Cyrano de Bergerac“ von Edmond Rostand aus dem Jahr 1897, „Der Eingebildete Kranke“ von Molière (1673) oder auch Lessings „Nathan der Weise“ (1779), um nur einige Beispiele aus dem facettenreichen Repertoire zu nennen. Klassisch und doch modern überzeugen die Inszenierungen des Poetenpacks. Jüngeren Datums ist die „Mittsommernachts-Sex-Komödie” von Woody Allen (1982), die in Magdeburg ebenso als Sommertheater gefeiert wurde. Mit ähnlichem Charme kommt die aktuelle Inszenierung daher, erklärt Andreas Hueck. „Es geht heiß her“, verspricht er, „komödiantisch und hintergründig“. Obwohl fast 300 Jahre alt, „ist die Sprache keineswegs barock, sondern pfiffig, raffiniert, psychologisch“. Und doch hat das Stück eine klare Struktur, entsprechend klar ist die Bühnengestaltung. Dazu erklingt Musik von den Beatles, „schlicht und raffiniert, das fanden wir passend“. Die Inszenierung, so schwärmt er, schafft es, „den Staub des Alltags von der Seele zu pusten“. Mit französischem Esprit bietet sie intelligente Sommerleichtigkeit, sagt Andreas Hueck. Zu erleben ab 2. August im Möllenvogteigarten am Dom. (ab)

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