Eine wechselvolle Schlossgeschichte

Schlosskapelle

Die Burg Erxleben als Niederungsburg mit Wassergräben und Wällen wurde nach Harksen erstmals 1273 erwähnt. Kunsthistoriker Udo von Alvensleben datiert die urkundliche Ersterwähnung 958, ebenfalls Sobotka und Strauss in ihrer Publikation 1994. In der Folgezeit des Bestehens dieses Schlösserkomplexes, der sein heutiges Aussehen im 16. Jahrhundert erhielt und 1554 zu zwei voneinander getrennten Schlössern mit zwei verschiedenen Linien in der Familie von Alvensleben, den „weißen“ und „schwarzen“ Alvensleben führte, war 1553 die „rote Linie“ ausgestorben. Die weiße Linie war Besitzerin des Schlosses Erxleben I und die schwarze Linie Besitzerin des Schlosses Erxleben II bis zur zwangsweisen Enteignung 1945.

Die Zeit des Mittelalters war nach Harksen geprägt von der Einäscherung des Dorfes Erxleben durch den Kaiser Otto IV. Davor kaufte bereits (nach Werner und seinem Bezug zur Chronica des Stifts Magdeburg) 1166 Erzbischof Wichmann das Schloss Erxleben. Doch schon 1282 wechselte es zur Familie von Alvensleben, Gebhard von Alvensleben tat sich als Besitzer hervor. Im 14. Jahrhundert war die Schlossanlage Erxleben brandenburgisches Ministerialallodium; die Zehnten und meisten Besitzungen im Ort hingegen waren Lehen des Erzstiftes Magdeburg und des Stiftes Halberstadt. Es kam zu nachweisbaren Schlossbelagerungen 1317, 1319, und die Belagerung von 1352 durch die Bürgerschaft von Magdeburg führte zum Ausbrennen der Burg. Die erste Nachricht über Baulichkeiten der Burg mit Nennung eines Turms auf der Brücke, einem anderen oberhalb der Brücke, von Ringmauern und Gräben gab es bereits zuvor, aus dem Jahr 1336 stammend. Vermutlich gab es eine starke Befestigung. 1399 wurde ein Drittel des Schlosses dem Herzog Friedrich von Braunschweig-Lüneburg verpfändet. Schließlich kam es 1428 durch Heinrich von Alvensleben zur Verpfändung der Hälfte des Schlosses an die Brüder Bernd und Werner von der Schulenburg. Aber bereits ein Jahr später löste der Erzbischof Günther von Magdeburg die Pfandschaft ab und schloss den Vergleich, dass im Falle des kinderlosen Todes von Heinrich Erxleben an das Erzstift fallen sollte. Hierauf setzte sich Markgraf Johann von Brandenburg im Schloss fest. 1441 wurde Schloss Erxleben durch die Herzöge Heinrich von Braunschweig und Otto von Lüneburg zerschossen und verbrannt, aber nicht eingenommen. Nach 1447 erhielten Werner und Heinrich von der Schulenburg das halbe Schloss für 2.000 Gulden zum Pfand. Diese Pfandschaft wechselte mehrfach, bis sie endlich 1505 durch Busso IX. von Alvensleben von Levin von der Schulenburg eingelöst wurde. Bei der Teilung am 2. Juni 1554 erhielt die weiße Linie den Turm im Schloss, das Haus mit der Kapelle, das alte verfallende Gebäude bis an das Brauhaus, die Hälfte aller Scheunen und Ställe und den Platz zwischen beiden Mauern von der alten Quermauer bis an das Tor beim Hausmannsturm. Die schwarze Linie bekam das neue Wohngebäude, das Brauhaus, das Gebäude über dem Tor zwischen Wohnhaus und Turm, die Hälfte der Scheunen und Ställe und den Platz mit dem Vorwerk vom Tor bis an die alte Quermauer. Zwischen beiden Besitzungen bildete eine Mauer eine klare Trennung. Eine neue Kapelle neben dem Hausmannsturm sollte auf gleiche Kosten gebaut werden. Im Rohbau wurde sie 1562 bis 1564 hergestellt. Der erste Gottesdienst fand am 9. September 1580 statt.

Die Burgherren von Alvensleben hatten sich in den von ihnen beschenkten Klöstern bestatten lassen, vor allem in Marienberg und Marienthal. Im letztgenannten Kloster besaßen sie eine eigene Grabkapelle. Joachim I. von Alvensleben (1514-1588 ) war der erste Schlossherr von beiden Linien, der sich in der neuen Kapelle beisetzen ließ. Er hatte 19 Kinder gezeugt! Ein prächtiges Epitaph zeigt ihn lebensgroß kniend mit seinen 3 Frauen, dahinter Reliefs mit der Auferstehung und darüber mit der Himmelfahrt. Die Inschrift am Sockel des Epitaphs unterstreicht seine Stellung in der mittelalterlichen Wissenschaft und als Bibliotheksgründer der Alvensleben’schen Lehnsbibliothek. Sie wird jetzt im Schloss Haldensleben/Hundisburg aufbewahrt.

Im 16. Jahrhundert zerfiel die Burg Erxleben noch ungeteilt in Oberburg, Unterburg und Vorburg, befestigt durch mindestens drei Ringgräben, Außenwälle, Schanzwerke und vorgeschobene Warten. 1674 wurde die Schlosskapelle erneuert, erweitert und mit Begräbnisgewölben versehen. Das davor 1632 verbrannte Schloss Erxleben II wurde von 1679 bis 1682 erneuert, das Schloss Erxleben I. Von Friedrich August II. 1782 bis 1784. 1840 erhielt die weiße Linie den Grafentitel, der an den Besitz von Erxleben I geknüpft war. Die schwarze Linie hatte ihn bereits 1798 erhalten. Der Titel erlosch 1858, wurde jedoch 1888 erneuert und erlosch 1928 abermals. Der gleichen Linie verlieh die preußische Krone 1845 die Würde des Erbtruchsessamtes von Halberstadt, die das Geschlecht vom 12. bis 15. Jahrhundert innegehabt hatte. In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts nach Aufhebung der Lehen wurden Erxleben I (mit Eimersleben) und Erxleben II (mit Uhrsleben) Fideikommissgüter.

Ohne Frage ist die Schlosskapelle ein mehr als sehenswertes sakrales Kleinod mit Spuren der Renaissance- und Barockzeit. Volker A. W. Wittich

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