Die Kunstschätze des Doms
Da ragen seine Türme als Wahrzeichen Magdeburgs über die Stadt. Natürlich kennen wir Magdeburger unseren Dom. Was aber könnte man Gästen erklären? Da bieten sich einige ganz verschiedene Aspekte an.
Denkt man an Rekorde, so kann man stolz sagen, dass es sich um den ersten gotischen Dom auf deutschem Boden handelt, der gleichzeitig auch der größte Sakralbau der neuen Bundesländer ist. Sein Zustandekommen hat er einem recht erschreckenden Ereignis zu verdanken. Im Jahre 1207 wurde sein romanischer Vorgänger, der unter Kaiser Otto errichtet worden war, bei einem Stadtbrand zerstört. Der damalige Erzbischof Albrecht hatte in Frankreich studiert und brachte von dort die Begeisterung für den neuen französischen Stil mit, den man später Gotik nannte. Daher stammt wahrscheinlich die Anregung für unseren gotischen Dom. Der Bau wurde 1209 begonnen und nach über 300 Jahren mit den Turmhauben fertiggestellt.
Kirchlich betrachtet war der Dom bis zur Reformation die Kathedrale des Erzbistums Magdeburg und ist seit dem Ende des 16. Jahrhunderts evangelisch. Heute ist der Dom Bischofskirche der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und natürlich auch eine ganz normale Pfarrkirche, in der die evangelische Domgemeinde ihre Heimat hat. Im April 2007 fand im Dom die feierliche wechselseitige Anerkennung der Taufe durch die verschiedenen christlichen Konfessionen statt.
Im Dreißigjährigen Krieg rettete 1631 Domprediger Reinhard Bake durch einen Kniefall vor General Tilly etwa 4000 Magdeburgern, die sich in den Dom geflüchtet hatten, das Leben, während rings um den Dom die Einwohner einem schrecklichen Massaker zum Opfer fielen. Ähnlich gefährlich, aber mit gutem Ausgang, verliefen die Ereignisse im Herbst 1989. Auch hierbei spielte der Dom eine wichtige Rolle. Er war Schutzdach und Ausgangspunkt für die friedliche Revolution in Magdeburg. Großen Anteil am gewaltfreien Verlauf der Montagsdemo hatten Domprediger Giselher Quast und Dompredigerin Waltraut Zachhuber.
Wiederum ein ganz anderes Feld bilden die Kunstschätze des Doms. Ältestes Objekt ist das Taufbecken, das wohl einmal ein römischer Brunnen war und dessen Material aus Ägypten stammt. In der sogenannten Paradiespforte blicken die „klugen und törichten Jungfrauen“ auf uns herab. Sie beziehen sich auf eine Gleichnisrede Jesu. Auch heute berühren uns diese Kunstwerke in ihrer sensibel empfundenen Darstellung. Man staunt, wie schon im 13. Jahrhundert ein unbekannter Künstler solche fast lebendigen Figuren aus dem Stein geschlagen hat. Zur gleichen Zeit entstanden auch die Darstellungen der Patrone des Doms, Mauritius und Katharina, die wir im Hohen Chor finden, sowie das Herrscherpaar in der Rotunde. Das Werk Ernst Barlachs zum Gedenken an die Opfer des Ersten Weltkriegs wurde in unserem Empfinden zu einem allgemeingültigen Mahnmal gegen jeden Krieg.
Schließlich aber beeindruckt der Kirchenraum jeden Besucher durch seine Größe und kann zum Zeichen werden für die grenzenlose geistige Wirklichkeit unserer Welt. Vieles ist nun noch nicht genannt und lohnt einen Entdeckungsbesuch. Jedenfalls hat sich unser Dom als Anziehungspunkt weit herumgesprochen. Jährlich besuchen ihn etwa 100.000 Touristen. Dieter Müller