Böse Worte, Taten, Filme

Mit der legendären Zahl 13 starten am 5.September die Magdeburger Literaturwochen. Es ist das 13. Jahr der „verdichtung“ und entsprechend dieser magischen Zahl geht es thematisch um die Frage: Was macht es so anziehend und faszinierend, die dunklen Seiten des Menschen, des Gegenüber, aber natürlich auch die des eigenen Ich zu ergründen!? Wie begegnet man dem Bösen in der Literatur – als Schreibende/Schreibender, als Leser/in. Warum haben beispielsweise Krimis (stets) Hochkonjunktur? Warum zieht viele Menschen jeden Alters das Mystische und Mythische, Obskure und Geheimnisvolle in den Bann? Die Anknüpfungspunkte zum Titel „Das Böse in der Literatur“ sind also vielfältig – genauso vielfältig wie das Programm.
Bereits vor der Eröffnung wird am 31. August (19.30 Uhr, Stadtbibliothek) die Sicht wissenschaftlich: Im Gespräch von Autor Andreas Pflüger mit Prof. Dr. Bernhard A. Sabel von der Magdeburger Universität, der ihm beim Schreiben seines Buches sachkundig zur Seite stand. Dafür gab es den Deutschen Krimipreis 2018. Es gibt Ausstellungen und interessante Lesungen, deren Auswahl auf diesen Seiten zu finden ist. Daneben vermischen sich Literatur und Film ab 13. September auf dem Moritzhof mit „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“. Zum Finale wird Illustratorin Kat Menschik (u.a. „Magazin“) gemeinsam mit Volker Kutscher eines ihrer jüngst illustrierten Bücher vorstellen – „Moabit“ der siebte Teil der historischen Romane Kutschers um den Kriminalkommissar Gereon Rath in Berlin (21. Oktober, Moritzhof).

Bei den Eintrittspreisen sparen Inhaber der SWM- bzw. Sparkassen-Card 1 Euro. Zudem können Kombi-Karten für drei Veranstaltungen nach Wahl zum Preis von 20 Euro erworben werden. Das ist möglich im Literaturhaus (Thiemstraße 7, Tel. 404 49 95, E-Mail info@literaturhaus-magdeburg.de) sowie in den Buchhandlungen fabularium (Grüne Zitadelle, Breiter Weg, Tel. 2 80 39 88) und Bartel & Gand (Olvenstedter Straße 11, Tel. 7 32 86 61).

Berlin liegt im Osten

Schon traditionell gehört die Abschlusslesung der Magdeburger Stadtschreiber als Veranstaltung zu den Literaturwochen. In diesem Jahr stellt Nellja Veremej vor, was sie in ihrer Magdeburger Zeit erlebt, gefühlt, geschrieben hat.

Am 1. März vorigen Jahres nahm die deutsch-russische Schriftstellerin Nellja Veremej als sechste Magdeburger Stadtschreiberin ihre Arbeit auf. Mit ihrer Bewerbung verband die Autorin ein großes Interesse für die Magdeburger Geschichte. Sie wollte aber auch erleben und darüber schreiben, wie es der Stadt und ihren Bürgern gelang, mehrere Umbrüche zu überstehen und zu überwinden. Dies hat durchaus biografische Hintergründe, da die Zeit um die Wende den größten Bruch in Veremejs eigenem Leben darstellt. Daher thematisiert sie diese auch immer wieder in ihren Romanen. Veremejs erster, 2013 veröffentlichter, Roman „Berlin liegt im Osten“ schaffte es direkt auf die Longlist des Deutschen Buchpreises. Drei Jahre später erschien der Roman „Nach dem Sturm“. Musikalisch begleitet wird Nellja Veremej vom Magdeburger E-Cellisten und Klangkünstler Matthias Marggraff und seinem Violoncello.
Dienstag, 11. September, 19 Uhr, Literaturhaus. Eintritt 5€.

Der Meister des Fantastischen

Chicago, 1893: Die kürzlich eröffnete Weltausstellung lockt Millionen Besucher nach Chicago. Alle wollen sich an den neuesten technischen Wundern ergötzen. Doch unter die nichts ahnenden Besucher hat sich ein Raubtier gemischt. Thornhill hat schon viele Menschen getötet und in Chicago entflammt sein Hunger erneut. Wenn die Dunkelheit ruft, muss Thornhill dem Ruf folgen… Wolfgang Hohlbein reizt nicht nur die Lust am Fabulieren, sondern auch das freie Spiel mit ungewöhnlichen Ideen und fantastischen Einfällen. Hohlbein hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten: vom „Bester Autor National“ über den Deutschen Phantastik-Preis, dem Sondermann-Preis auf der Buchmesse 2005 bis zum Publikumspreis „Nyctalus“ 2005 für vampireske Arbeiten. Zu den Literaturwochen kommt er nach Magdeburg und stellt sein im März veröffentlichtes Buch „Killer City“ vor.
Donnerstag, 13. September, 19 Uhr, Literaturhaus. Eintritt: 10€, Abendkasse 12€.

Seelengeografie und Musik

Literatur & Musik verbindet die Veranstaltung mit Alexander Suckel, der mit seinem Roman „Inquietudo“ zu den Literaturwochen kommt. Eine Seelengeografie. Am Anfang steht eine unerfüllte Liebesgeschichte. Kruse, Ende zwanzig, Pianist in einer Nachtbar, begegnet der TV-Moderatorin Marcenda. Kurz darauf stirbt sie bei einem mysteriösen Autounfall. Kruse flüchtet nach Lissabon, um mit seinem Schmerz allein zu sein. Die Stadt erscheint ihm wie ein Vexierspiegel. Tatsächliche Ereignisse überlagern sich mit sonderbaren und irrealen Vorkommnissen. Er trifft auf Menschen, die längst gestorben sein müssten, und schon bald verschwimmt die Gegenwart zu einer Unform aus Träumen, Fantasien und Realem.

In seinem Debütroman erzählt der Dramaturg und Musiker Suckel in eleganter, leichter Sprache, gespickt mit vielen literarischen wie philosophischen Anspielungen. Alexander Suckel – Leiter des Literaturhauses Halle – gestaltet mit seiner Band „Preliminary Injunction“ zugleich die musikalische Untermalung des Abends in besonderer Atmosphäre.
Dienstag, 25. September, 19.30 Uhr, im Ravelin 2, Maybachstraße 8. Eintritt: 10€, Abendkasse 12€.

Frankensteins Schöpferin

Fast jeder kennt den Jahrhundertroman „Frankenstein“, der mit seinem Erscheinen die Gattung der Gruselgeschichten revolutionierte. Es vereint Liebe und Horror. Doch wer war die Frau, die diese Figur erfand? Das Buch erscheint 1818 und erlangt Weltruhm, wird Vorlage für unzählige Verfilmungen und ist bis heute populär. Die Autorin Barbara Sichtermann (Foto) erzählt die spannende Geschichte einer inspirierenden, emanzipierten und starken Frau, die selbstbewusst ihren Traum vom Schreiben verfolgt. Bei den Literturwochen stellt sie ihr Buch vor: „Mary Shelley. Leben und Leidenschaften der Schöpferin des Frankenstein“.
Freitag, 28. September, 19 Uhr, Literaturhaus. Eintritt: 6/8 €.

Sörensen fängt Feuer

Humor, Spannung und psychologischer Scharfsinn vereint Sven Stricker in seinen Geschichten um seinen Kommissar  Sörensen. Den hatte es im ersten Teil von Hamburg nach Katenbüll in Nordfriesland verschlagen, um Ruhe zu finden. Dass er die nicht fand, wissen Strickers Leser und warteten gespannt auf die Fortsetzung. Die ist mit „Sörensen fängt Feuer“ erschienen und wieder feinste Krimikost. Diesmal muss sich Sörensen nicht nur mit religiösem Fanatismus befassen, sondern auch mit seinen eigenen Dämonen, denn er hat kürzlich die Medikamente gegen seine Angststörung abgesetzt ...
Freitag, 5. Oktober, 19 Uhr, Literaturhaus. Eintritt 6/8 €.

Gaunertricks und Jazzmusik

Bei der musikalischen Buchlesung präsentiert der gauner- und medienerfahrene Kriminalbeamte Lothar Schirmer einen Mix aus Bühnenshow, temperamentvoll vorgetragenen Fällen und gelesenen Geschichten aus seinem Buch „Die Tricks der Gauner und Ganoven“. Begleitet wird er von dem Jazz-Saxofonisten Frank Schöpke, der musikalisch einleitet und mit kurzen Sequenzen eine stimmungsvolle Überleitung der Geschichten schafft. Alles gewürzt mit dezent eingestreuten Tipps.
Sonntag, 7. Oktober, 16 Uhr, Mückenwirt. Eintritt: 6/8€.

Emotionale Zeilen, szenisch gelesen

Der Roman „Adressat unbekannt“ von Kathrine Kressmann Taylor, erstmals 1938 veröffentlicht, ist ein literarisches Meisterwerk von beklemmender Aktualität. Gestaltet als Briefwechsel zwischen einem Deutschen und einem Juden, der in der Zeit um Hitlers Machtergreifung nach Amerika emigriert. Zunächst scheint die Entfernung ihnen nichts auszumachen. Dann zeichnet dieser Roman in bewegender Schlichtheit die dramatische Entwicklung einer Freundschaft und skizziert auf wenigen Seiten, wie gleichermaßen verstörend und zerstörend Worte wirken können. Vorgetragen als szenische Lesung von den Schauspielern Oliver Breite (Foto) und Thomas Zieler, eingerichtet von Norbert Pohlmann.
Mittwoch, 10. Oktober, 20 Uhr, Forum Gestaltung. Eintritt: 10/ Abendkasse 12 €.


Für junge Leser

Besondere Lesungen gibt es für die Jüngsten, u.a. in der Kinderbibliothek in der Stadtbibliothek am Breiten Weg, in den Stadtteilbibliotheken und im Literaturhaus. Dabei geht es um diese Bücher:
Kai Lüftner: Die Finstersteins. Der dritte Band der Finstersteins über die Grusel-WG.
Otfried Preußler: Die kleine Hexe. Eine Reise durch die aufregende und spannende Welt der kleinen Hexe mit der Frage: Kann Gutes böse sein?
Lieve Baeten: Kleiner, schrecklicher Drache. Wer hat mehr Angst – Kind oder Drache? Und warum?
Wilhelm Busch: Max und Moritz. Ihr fünfter Streich – wie ging er sogleich? Max und Moritz spielten viele böse Streiche. Diesmal geht es um den fünften, mit den Käfern von den Bäumen geschüttelt, um Onkel Fritze damit einen Streich zu spielen. Nebenbei lernen die Kinder Wissenswertes zu dem seltsamen Leben der Maikäfer.

Informationen gibt es im Literaturhaus bzw. unter  www.literaturhaus-magdeburg.de/Veranstaltungen

Ausstellungen

Kat Menschik: Illustrationen. Auf unnachahmliche Weise bebildert Kat Menschik Klassiker der Weltliteratur, wie Kafkas „Ein Landarzt“ (Foto), „Die Bergwerke zu Falun“ von E.T.A. Hoffmann, „Unheimliche Geschichten“ von Edgar Allan Poe sowie „Moabit“ von Volker Kutscher und „Der Held im Pardelfell“ von Schota Rustaweli. Eine Auswahl davon wird im Literaturhaus gezeigt.
Der goldene Grubber. Zeitgleich zeigt das Frauenzentrum Courage im Volksbad Buckau die Kat-Menschik-Sonderausstellung „Der goldene Grubber. Von großen Momenten und kleinen Niederlagen im Gartenjahr“.
Beide Ausstellungen sind zu sehen jeweils vom 5. September bis zum 26. Oktober. Am Eröffnungstag ist der Eintritt kostenfrei.

Weitere Termine

Freitag, 7. September: Das Turmalintheater präsentiert: „Kafka oder Das Zögern vor der Geburt.“ Ab 19.30 Uhr im Gesellschaftshaus, Gartensaal.
Sonntag, 16. September: Böse Orte, böse Worte; Sonntagsmatinee mit Annett und Nadja Gröschner; ab 11 Uhr entlang der Leipziger Straße.
Samstag, 22. September: 5. Magdeburger Kulturnacht: „Das muss Liebe sein…“. Liebe geht nicht nur durch den Magen, sondern ist auch mit Gedanken an das Ende verbunden; und so gibt es kulinarische Kurzkrimis aus der Anthologie „Blasenwurst und tote Oma“ sowie die „Legende vom Ende“ mit Jeskom. Ab 19 Uhr im Literaturhaus.
Dienstag, 2. Oktober: Auf den Spuren einer his-torischen Bluttat: Historikerin Dr. Gudrun Wittek berichtet über die Ermordung des Magdeburg Erzbischofs Burchard III. 1325, und zwar am vermeintlichen Tatort: Ab 17 Uhr im Ratskeller.
Montag, 15. Oktober: Die Schreibkräfte auf der Spur des Bösen in jedem von uns. Ab 20 Uhr in der Festung Mark.

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