Zwölf Jahre Hunde-Ehrenamt
Coffie wird im Juni dieses Jahres 14 Jahre alt und hätte eigentlich längst ihren wohlverdienten Ruhestand genießen können. Ja, Rente mit 14 – das klingt gut! Für Menschen unvorstellbar. Doch schließlich ist Coffie eine Rhodesian-Ridgeback-Hündin und hat mit ihrem Alter bereits die für diese Rasse typische Lebenserwartung von zehn bis zwölf Jahren übertroffen. Aber die „alte Dame“ denkt nicht ans Aufhören und erhält Ende Januar eine Auszeichnung als dienstälteste Therapiebegleithündin Sachsen-Anhalts. 2006 hatte Besitzerin Stephanie Brehm eine Ausbildung mit ihrer jungen Hündin begonnen und seit 2007 ist Coffie im ehrenamtlichen Einsatz. In Senioreneinrichtungen verzaubert sie die Bewohner und bringt etwas Abwechslung in ihren Alltag. In Schulen strahlt sie Ruhe aus, die sich auf die Schülerinnen und Schüler überträgt und hilft ihnen so, sich auf die wesentlichen Aufgaben zu konzentrieren. Sieben Jahre lang war die Rhodesian-Ridgeback-Hündin beispielsweise in der Leseförderung tätig. „Das war ganz nach ihrem Geschmack. Sie konnte still irgendwo liegen und die Kinder durften sie als Belohnung für erfolgreich absolvierte Leseübungen streicheln oder mit Leckerlis füttern“, erzählt Stephanie Brehm mit einem Schmunzeln.
Den Rahmen für derlei ehrenamtliche Aktivitäten bildet der Verein „Tierisch geborgen“, dessen Vorsitzende die gebürtige Thüringerin ist. „Gegründet wurde der gemeinnützige Verein 2004 – wir feiern in diesem Jahr also das 15-jährige Bestehen. In der Anfangszeit waren es acht Personen, die sich engagiert haben. Mittlerweile sind es in Magdeburg und Umgebung 35 aktive Mitglieder, in Sachsen-Anhalt sogar 150. Darüber hinaus kommen noch etliche Personen hinzu, die Vereinsmitglied sind, aber sich nicht regelmäßig beteiligen“, erklärt Stephanie Brehm. Die ehrenamtlichen Helfer engagieren sich mit ihren Vierbeinern im Bereich der tiergestützten Arbeit mit Kindern und Erwachsenen vorrangig in Kindergärten, Schulen, Behinderten- sowie Senioreneinrichtungen. „Das Hauptaugenmerk unserer Arbeit lag in der Anfangszeit auf Besuchsdiensten in Pflegeheimen, erst später kamen Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Kindergärten und Schulen hinzu. Der Grundstein, um auch im Bereich der tiergestützten Therapie tätig zu sein, wurde im Klinikum Magdeburg gelegt – es gab Anfragen für Einzel- und Gruppentherapien. Und so haben wir dann allmählich unser Angebot erweitert und angefangen beispielsweise mit dem Autismusverein und Förderschulen zusammenzuarbeiten“, schildert die Vorstandsvorsitzende.
Somit ist Coffie einer von vielen Hunden, die sich gemeinsam mit ihren Besitzern ehrenamtlich engagieren. Und das seit inzwischen zwölf Jahren. Den Versuch, ihre Hündin in den Ruhestand zu schicken, hat Stephanie Brehm bereits 2016 unternommen. „Aber das hat nicht funktioniert. Sie fing an, zu Hause Quatsch zu machen und wollte natürlich weiterhin mitkommen, wenn ich meine Tasche geschnappt habe, um zu Besuchsdiensten zu fahren.“ Also entschied sie sich, ihre Hündin noch weiter zu beschäftigen, reduzierte die Einsätze und konzentrierte sich darauf, was Coffie mag. „In die Schule nehme ich sie beispielsweise nicht mehr mit, weil es dort unter Umständen zu laut ist. In den Senioreneinrichtungen geht es ruhiger zu – dort kann sie sich von den Bewohnern streicheln lassen. In einer Einrichtung gibt es beispielsweise eine ältere Dame, die bettlägerig ist, und sie freut sich immer sehr, wenn Coffie zu Besuch kommt.“ Auch für eine Autistin ist die Rhodesian-Ridgeback-Hündin da. „Das Mädchen war vier Jahre alt, als wir die Therapie begonnen haben. Bis zu ihrem achten Lebensjahr hat sie nicht gesprochen. Erst als einer meiner anderen Hunde die Le-ckerlis fressen wollte, die für Coffie bestimmt waren, platzte es aus ihr heraus“, erzählt Stephanie Brehm. Danach musste sie in jeder Therapiestunde mindes-tens ein Wort sagen – meist Befehle für Coffie. Inzwischen ist das Mädchen zu einer jungen Dame herangewachsen. Die ehrenamtlichen Dienste der Therapiebegleithündin nimmt sie auch weiterhin in Anspruch. Manchmal geht sie mit ihr stillschweigend spazieren und manchmal erzählt sie ihr vom anstrengenden Alltag. Und Coffie hört geduldig zu, widerspricht nicht, strahlt Ruhe aus, lässt sich kuscheln und holt sich zum Dank das eine oder andere Le-ckerli ab. Tina Heinz