Wirkungen über die Messe hinaus
Magdeburg präsentiert sich seit vier Jahren auf der Leipziger Buchmesse. Rainer Nitsche, Beigeordneter für Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit, gibt Auskunft über die Effekte des Messeauftritts.
Herr Nitsche, die Ottostadt zeigt sich vom 15. bis 18. März nun schon zum vierten Mal auf der Leipziger Buchmesse. Welche Rolle spielt die Landeshauptstadt im Umfeld der Leseratten?
Rainer Nitsche: Mittlerweile ist die Landeshauptstadt fester Bestandteil im vielfältigen Programm der Messe. Wir sind dort nicht nur mit einem Stand und vielen Autoren vertreten, sondern nehmen am Lesefestival „Leipzig liest“ teil. Während der Buchmesse rechnen die Veranstalter mit mehr als 30.000 Besuchern bei den Leseveranstaltungen in der Stadt. Im Club „Noch besser Leben“ in Leipzig-Plagwitz (Merseburger Str. 25, Anm. d. Red.) werden Magdeburger Autoren im Rahmen eines Poetry-Jam-Abends performen, lesen und slammen. In Leipzig wirken wir also weit über das Messegelände hinaus.
Die Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt ist fest mit dem Namen Magdeburgs verbunden. Wird man davon etwas zur Buchmesse erleben?
Der Auftritt in Leipzig ist geradezu ideal, um auf die Ottostadt als kulturellen Ort und die Bewerbung aufmerksam zu machen. Durch die Hallen zieht ein kulturinteressiertes Publikum. Man rechnet beim Messeteam mit einem neuen Besucherrekord, der bald an die Marke von 400.000 Gäs-ten heranreicht. Da müssen wir die Kultur-Leuchttürme der Landeshauptstadt natürlich in den Mittelpunkt rücken.
Welche werden das sein?
Das Theater Magdeburg wird im Mittelpunkt unserer Präsentation stehen. Das passt sehr gut zum Thema Buch. Jedem Schauspiel, jeder Oper und Operette liegt ein Stück Literatur zugrunde. Eine Aufführung ist die Inszenierung der Worte. Aber das ist nur ein Schwerpunkt an unserem Stand. Wir bringen die Magdeburger Kabarettszene nach Leipzig. Hans-Günther Pölitz, Frank Hengstmann und Lars Johansen werden in Leipzig dabei sein. Magdeburg hat zwei stehende Bühnen, auf denen politische Satire gegeben wird. Das ist eine echte Besonderheit.
Offensichtlich geht Magdeburgs Messeauftritt weit über das Thema Buch und Schreibkunst hinaus.
Das muss auch so sein. Das Thema Lesen allein wird dem Verlagsleben unserer Stadt nicht gerecht. Wie gesagt, das inszenierte Wort gehört dazu. Innerhalb der Stadt blicken wir auf eine lebendige Poetry-Slam-Bewegung, die inzwischen auch international wahrgenommen wird. Obwohl keine großen nationalen Buchverlage in Magdeburg ansässig sind, gedeiht die kreative Szene. In der Brandenburger Straße haben wir vor einigen Jahren das Kultur- und Kreativzentrum „Forum Gestaltung“ installiert, um Unternehmen der Kreativwirtschaft gute Bedingungen, kurze Wege untereinander und einen attraktiven innerstädtischen Standort zu ermöglichen. Das Konzept ist aufgegangen.
Die Magdeburger Kreativwirtschaft wächst?
Wir nehmen das genauso wahr. Aber die genauen Daten werden wir dazu in Kürze erheben lassen. Vor fünf Jahren hatten wir dazu eine Studie mit Handlungsempfehlungen anfertigen lassen. Die Potenziale waren da und die Empfehlungen haben wir im Wesentlichen umgesetzt. Es wird sich zeigen, welche konkreten positiven Effekte sich bis jetzt eingestellt haben.
Warum halten Sie diesen Bereich für so wichtig?
Weil sich hier ein grundlegender Wandel der Stadt zeigt. Magdeburg identifiziert sich heute eben nicht mehr allein über den Maschinenbau. In der IT-Branche gibt es inzwischen einige gute Player, die national und international aufgestellt sind. Kunst und Kultur sind Ausdruck für ein facettenreiches Angebot und machen die Stadt lebenswert. Im vergangenen Jahr riefen wir die Initiative Gründerstadt Magdeburg ins Leben, um auf ideale Möglichkeiten für junge Unternehmerinnen und Unternehmer aufmerksam zu machen. Dabei spielt auch das kulturelle Angebot eine wichtige Rolle, wo jemand leben und arbeiten will. Es verzahnt sich viel mit dem Thema Kultur. Insofern ist der Auftritt Magdeburgs nicht nur ein Spielfeld für unsere Autoren, sondern vielmehr eine Chance, auf unsere Stadt aufmerksam zu machen. Wir gehen nach Leipzig, um Menschen für Magdeburg zu gewinnen. Fragen: Thomas Wischnewski