Weihnachtsmarkt früher und heute: Aale und Kolonialwaren
Weihnachtsmäkrte in Magdeburg haben ihre Ursprünge in einer spätmittelalterlichen Verkaufsmesse auf dem Domplatz. Der Duft von gerösteten Kastanien, Mandeln und Nüssen durchzog die Buden. Reisende Händler versorgten hier die Elbestädter mit Handwerkserzeugnissen, „Kolonialwaren”, Lebkuchen und süßem Naschwerk wie Türkischen Honig. Selbst Aale standen, wie hier aus einer Aufnahme aus dem Jahr 1936, hoch im Kurs. Aber auch Kinderspielzeug aus Holz und die bei Kindern so beliebten Zinnfiguren. Nach dem Zweiten Weltkrieg regte sich ab 1945 wieder ein zartes Pflänzchen „Markttreiben” in der Leiterstraße, die bis Ende der 1960er Jahre als Kulisse für den Weihnachtsmarkt diente.
Broiler und Volkskunst
Nachdem beschlossenen Umbau der Leiterstraße zum sozialistischen Vorzeige-Straßenzug Ende der 1960er Jahre, fand der Weihnachtsmarkt sein Domizil wieder auf dem Alten Markt (Foto von 1969). Reisende Schaustellerfamilien, die auch in der DDR von Jahrmarkt zu Jahrmarkt zogen, schlugen ihre Buden und Zelte auf. Neben Karussells und Losständen konnte man auch mit dem Luftgewehr an der Schießbude sein Lebkuchenherz mit einigen Treffern ergattern. Zu DDR-Zeiten durften Schausteller keine Gastronomie auf dem Weihnachtsmarkt betreiben – Broiler, Grilletta und Getränke boten ausschließlich HO und Konsum an. Und auch ideologischer Schnörkel machte vor dem Markt nicht halt. Der Holzengel hieß plötzlich „geflügelte Jahresendfigur” und war als geschnitzte Volkskunst auf dem Markt vertreten.
Singende Rentiere & Sushi
Der Weihnachtsmarkt von heute um und auf dem Alten Markt ist ein Lichtermeer und ein Treffpunkt für die Elbestädter und Besucher. Überall duftet es nach Pfefferkuchen, Glühwein und Tannengrün. Prachtvoller Lichterglanz, der Duft von gebrannten Mandeln und die berühmte Magdeburger Glühweinkultur verführen Gäste und Einheimische zum Bummel auf einem der schönsten und kinderfreundlichsten Weihnachtsmärkte Deutschlands. Auf dem Historischen Weihnachtsmarkt kann man sich frei von der Hektik der Neuzeit bei Markthändlern, mittelalterlichem Handwerk und Künstlern in die spannende Stadtgeschichte Magdeburgs zur Zeit der Ottonen entführen zu lassen. Ob Glühweintheke mit einem singenden Rentier oder ein Ausflug in kulinarische Sphären – von Grünkohl bis Sushi – der Weihnachtsmarkt überrascht jedes Jahr mit seiner Attraktivität.