Vom Draht- zum Lastenesel

Seitdem Karl von Drais 1817 seine Laufmaschine vorstellte, hat sich das Fahrrad stetig weiterentwickelt. Während die „Draisine“ noch als Spielzeug für Reiche galt, sorgte der technische Fortschritt dafür, dass das Zweirad innerhalb einiger Jahrzehnte zum Fortbewegungsmittel für eine Vielzahl von Menschen wurde. Heute sind Fahrräder aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken und der Ideenreichtum einiger Personen sorgt dafür, dass es auch in diesem Bereich immer wieder etwas Neues gibt.

Früher begnügte man sich damit, sich selbst per Rad von A nach B transportieren zu können. Heute darf es gerne etwas mehr sein. Wer – aus welchen Gründen auch immer – im Stadtverkehr auf Auto und Co. verzichten möchte, stößt schnell an seine Transportkapazität-Grenzen. Dabei gibt es auch für das „Velo“ zahlreiche Lösungen, um mit mehr als nur einer kleinen Tasche oder einem Rucksack längere Strecken zu bewältigen. Die minimalistischste Variante sind Packtaschen, die am Lenker, am Sattel, am Rahmen oder im Bereich des Vorder- beziehungsweise des Hinterrades befestigt werden können. Mit einem Volumen von bis zu 35 Litern pro Tasche (die Größen variieren natürlich je nach Modell) lässt sich der Wocheneinkauf auf diese Weise auch mit dem Fahrrad erledigen – ein wenig Balancegefühl vorausgesetzt.

Wer etwas mehr Platz beim Transport benötigt, kann auf Anhänger zurückgreifen. Die lassen sich – und auch hier kommt es auf das Modell an – fast genauso schnell an- und wieder abbauen wie Fahrradtaschen. Der klassische Fahrradanhänger ist ein zweispuriger Einachser, der beispielsweise unter dem Sattel (Hochdeichsel) oder am hinteren linken Ausfallende des Rahmens beziehungsweise unmittelbar neben der Achse des Hinterrades (Tiefdeichsel) befestigt wird. Ob damit nun die Einkäufe, Kinder, die Haustiere oder das Gepäck auf Radreisen transportiert werden – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Grenzen ziehen nur einige Fahrradhersteller, die für ihre Produkte den Anhängerbetrieb komplett ausschließen oder durch die Angabe eines maximalen Systemgewichts – Fahrrad + Radfahrer + Anhänger + Fracht) die Zuladung beschränken.

Gedanken über die Funktion und das Design von Anhängern haben sich auch zwei Studenten der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg gemacht. Finn Süberkrüb und Markus Rothkötter haben mit „Trenux“ einen Fahrradanhänger entwickelt, den man immer und überall dabeihaben kann, ohne die Flexibilität des Fahrrads einzuschränken. Durch einen Klappmechanismus werden Gepäckträger und Anhänger in einem kombiniert und mit einem Handgriff in das jeweilige Produkt umgewandelt. Ausgeklappt bietet der Lastenanhänger Platz für zwei Getränkekisten, einen Reisekoffer oder vier Blumenkästen – wie auf der Website beschrieben wird. Eine in den Klappmechanismus integrierte Tasche bildet die rechteckige Ladefläche. Nach Angaben der beiden Tüftler passt der Anhänger an jedes handelsübliche Bike.

Wer jedoch noch mehr Platz benötigt, ist mit einem Lastenrad gut beraten. Seit einiger Zeit erfahren die etwas klobigeren Vehikel nicht nur in den Niederlanden und Dänemark, sondern auch hierzulande einen Aufschwung. Verbreitet sind vor allem Transport-Zweiräder wie das Bäckerrad oder der Vorderlader, der häufig auch als Long John bezeichnet wird. Sie sind mit einer größeren Ladefläche vor dem Lenker ausgestattet, wo der Fahrer die Ladung stets im Blick hat. Bereits seit den 1930er Jahren werden Vorderlader hergestellt, bei denen sich die Ladefläche oder die Transportkiste zwischen Lenker und dem weiter vorn befindlichen Vorderrad befindet. Hinterlader mit ihrem verlängerten Heck hingegen sind seltener im Straßenverkehr zu entdecken. Während Lastenräder zweifelsohne etliche Vorteile aufweisen, sollte man vor dem Kauf bedenken, dass sie etwas behäbiger sind, ohne E-Antrieb auch viel Muskelkraft benötigen und aufgrund ihrer Größe und des Gewichts nicht überall untergebracht werden können. Tina Heinz

"Trenux" unter den Finalisten der Kultur- und Kreativpiloten Deutschland

Über 800 Bewerbungen erreichten die Initiatoren der Kultur- und Kreativpiloten Deutschland, die einzige Auszeichnung der Bundesregierung für innovatives Unternehmertum in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Die 96 ausgewählten Finalisten treffen aktuell auf Wirtschaft-, Kultur- und Politikexperten, um hieraus die diesjährigen 32 Titelträger zu ermitteln. Aus der Region Magdeburg haben es drei Projekte ins Finale der kreativen Denker geschafft - unter ihnen auch "Trenux".

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