Unbeliebte Begleiter

Krabbeln und Kribbeln. Und überhaupt: Tiere!

Jeder hat das schon mal an sich erfahren: Man kommt zur Ruhe, und dann juckt und kribbelt es, als ob Ameisen auf einem herumspazierten. So gründlich man auch nachschaut, nichts ist da zu sehen, gar nichts. Trotzdem geht das so weiter. Bis endlich Ruhe einkehrt. Manchmal aber nicht. Dann handelt es sich um sogenannte Parästhesien und diese können Hinweis auf bestimmte Krankheiten sein. Es gibt auch Fälle, bei denen die Vorstellung, auf oder unter der Haut krabbelten Insekten oder Würmer herum, von einer wahnhaften Art ist – man spricht dann von einem Dermatozoenwahn.

Was die Wenigsten für möglich halten: Überall und ständig krabbelt es in uns, nur eben, dass wir davon nichts merken. Bestimmte Zellen des Blutes und des Bindegewebes sind darauf spezialisiert, sich selbständig fortzubewegen. Auf der Suche nach Keimen oder nach kranken Zellen patrouillieren sie in den verborgensten Winkeln unseres Körpers. Unter dem Mikroskop betrachtet, könnte man glauben, Amöben vor sich zu haben. Es sind aber keine. Es sind körpereigene Fresszellen, Makrophagen genannt. Zellen mit einem Zellkern, wie ihn auch jede andere unserer Körperzellen besitzt. In eine entkernte menschliche Eizelle verfrachtet, würde sich daraus ein eineiiger Zwillingspartner entwickeln, eine Zwillingsschwester, ein Zwillingsbruder! Bei Versuchstieren wird so etwas seit langem praktiziert.

Auch in unserem Darm krabbelt es, ständig und nicht spürbar, in unserer Lunge, auf unserer Haut. Hier finden sich mehr Bakterien, als unser Körper Zellen aufweist, und tatsächlich, viele Arten von ihnen bewegen sich ebenfalls aktiv. Die wenigsten dieser Fremd-Organismen machen uns krank, im Gegenteil, meistens wirken sie sich auf Körperfunktionen stabilisierend aus. In einer pieksauberen Umgebung aufwachsend neigen wir zu Allergien. Nachgewiesenermaßen leiden Kinder, die sich schmutzig machen dürfen, eher selten unter Allergien.

Läuse, Flöhe, Würmer

Allerdings, ekelhafte kleine Biesterchen, die uns piesacken, die an unser Blut wollen, die gibt es natürlich auch. Läuse, Flöhe, Stechmücken, Gnitzen und Kriebelmücken, Wanzen, Bremsen und Zecken gehören dazu. Manche von ihnen übertragen Krankheiten, auch tödliche: Fleckfieber, Pest, Chagas-Krankheit, Malaria, Gelbfieber, Borreliose, Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME). Nicht zu vergessen, die Würmer: Bandwürmer, Spulwürmer, Fadenwürmer, Pärchenegel. Doch sind nicht alle Tiere, die uns besiedeln, bösartig. Zum Beispiel die Haarbalgmilben nicht. Wir alle, zumindest die meisten von uns, sind Wohnsitz solcher Krabbeltierchen. Allerhöchstens einen halben Millimeter lang, leben sie von uns völlig unbemerkt in ihren Verstecken, in Haarfollikeln und Talgdrüsen.

Das Füllhorn mit Tieren, die etwas von uns wollen, was wir nicht wollen, ist beachtlich. Zu denken sei an all die Fliegen-, Ameisen- und Wespenarten, an Schaben und Silberfischchen, an Kleider-, Mehl- und Wachsmotten, an Teppich-, Pelz- und Brotkäfer, an den Holz“wurm“ (die Larve des Nagekäfers). Aber auch an Mäuse und Ratten. Zudem ist da noch das Heer von tierischen Schädlingen, die sich an unsere Nutzpflanzen und Haustiere ranmachen. Allesamt Tiere übler Art, mit einem Wort: Ungeziefer.

Krabbelnde Helferchen

Prof. Dr. Gerald Wolf mit einem seiner Haustiere, einer Vogelspinne. Foto: privat

In unserer Nähe gibt es aber auch Tiere, die von uns Menschen nichts „wollen“: die Spinnen. Im Gegenteil, sie befreien uns von Schädlingen und Lästlingen. Um ihre Aufgabe zu bewerkstelligen, weben viele von den Spinnen Fangnetze, und diese filtern nicht nur Insekten aus der Luft, sondern auch Staub und Schmutz. Vermengt mit Resten an Beutetieren führt solches Tun regelmäßig zu Misshelligkeiten. Insbesondere bei Menschen, die ganz besonders auf Sauberkeit bedacht sind. Nicht wenige Frauen neigen beim Anblick von Geweben der genannten Art zu Ekelreaktionen. Auch zum Schreien, wenn sie der Produzenten ansichtig werden. Den Einwand, sie könnten sich doch über diese kleinen, krabbelnden Helferchen freuen, zieht zumeist nicht. Auch nicht das Argument, Spinnen seien hochinteressante Tiere, sowohl ihren Körperbau betreffend als auch ihre Leistungen, allein in Deutschland gäbe es etwa 1.000 Arten, und … – Nein, diese verdammten Biester seien giftig, keift es dann zurück, und überhaupt: raus und weg damit! Nun ja, giftig schon, aber bis auf zwei der heimischen Arten nicht für uns Menschen. Gleichwohl, der Argumentator wird immer den Kürzeren ziehen.

Fische, Schlangen und Spinnen

Und dann, nicht zu vergessen, gibt es Leute, die haben weder Hund noch Katze noch Pferd, sie bevorzugen vielmehr ein Aquarium mit Fischen und Schnecken. Es schmückt die Stube, außerdem, so sagen sie, wirke das Betrachten auf sie beruhigend. Irgendwie wohltuend. Andere stellen sich ein Terrarium in die Zimmerecke, eines mit Echsen oder mit Schlangen, mit Riesenschlangen, mit Giftschlangen gar. Wozu? Ist es das Kribbeln, dass sie brauchen, wenn sie mit ihren Lieblingen in Kontakt kommen? Es gibt auch Menschen, die favorisieren Spinnen. Vor allem Vogelspinnen. Deren Biss tötet zwar nicht (die Beute schon, uns aber nicht), er kann für uns jedoch sehr unangenehm sein. Man fragt sich: wozu Spinnen, ausgerechnet Spinnen? Darüber schweigt der Autor. Er selbst besitzt zwei dieser possierlichen Tierchen.

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