Statistik: Orte der Erinnerung
Ob im Sarg oder in der Urne, ob in einer anonymen Gemeinschaftsanlage, im eigenen Grab oder in einer prunkvollen Familiengruft – die letzte Ruhe finden die Menschen in unserem Kulturkreis auf dem Friedhof. Hierzulande gesetzlich als Stätte für die Toten bestimmt, sind die auch als Kirchhof oder Gottesacker bezeichneten Plätze für die Hinterbliebenen Orte der Trauer und der Erinnerung. Bereits im Altertum gab es sogenannte Nekropole. Während reiche und prominente Bürger innerhalb der Stadtmauern oder an markanten Punkten, beispielsweise entlang der Via Appia, mit pompösen Grabstätten bedacht wurden, mussten Sklaven und Arme eingeäschert in nicht mehr genutzten Stein- oder Tongruben vergraben werden. Erst im 19. Jahrhundert setzte sich die Gepflogenheit durch, Friedhöfe außerhalb der Stadtmauern zu etablieren. In dieser Zeit entstanden auch parkähnliche Anlagen wie wir sie heute kennen, indem die als Friedhof vorgesehenen Gebiete üppig bepflanzt wurden.
In Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt gibt es 16 städtische Friedhöfe, sie nehmen eine Fläche von knapp 116 Hektar ein. (Zum Vergleich: Die Gesamtfläche Magdeburgs beträgt etwa 20.100 Hektar, somit macht der Anteil der Friedhofsfläche nicht mal 0,6 Prozent aus.) Der größte ist laut Eigenbetrieb Stadtgarten und Friedhöfe Magdeburg der Westfriedhof mit 62,50 Hektar, der 1898 eröffnet wurde. An zweiter Stelle steht der Südfriedhof (1872 eröffnet) mit 18 Hektar, gefolgt von den Friedhöfen Groß Ottersleben (1903) mit 7,81 Hektar und Buckau (1876) mit 7,69 Hektar. Der Ostfriedhof (1882 eröffnet) hat eine Größe von 6,43 Hektar, der Friedhof Westerhüsen (1918) 4,4 Hektar. Weitere städtische Friedhöfe sind in Salbke (1905 eröffnet; 2,25 Hektar), Brückfeld (1901; 1,53 Hektar), Klein Ottersleben (1853, 1,49 Hektar), Lemsdorf (1912; 1,26 Hektar), Rothensee (1910; 1,13 Hektar), Sowjetischer Friedhof/Nordpark (1946; 0,74 Hektar), Pechau (1962; 0,58 Hektar), Sohlen (1964; 0,53 Hektar), Beyendorf (1961; 0,45 Hektar) und Prester/östlicher Teil (1932; 0,32 Hektar). Einer der ältesten Friedhöfe Magdeburgs ist jedoch der Alte Sudenburger Friedhof. 1813 angelegt, wird er seitdem von der St. Ambrosiusgemeinde betrieben.
Zwischen 1996 und 2016 war in Magdeburg laut Einwohnermelderegister die Zahl der Sterbefälle deutlich höher als die der Geburten. In diesem Zeitraum stieg die Anzahl der Geburten an, während die Zahl der Sterbefälle annähernd konstant blieb. 1996 kamen 1.473 Babys in Magdeburg zur Welt, im selben Jahr sind jedoch 2.847 Personen in der Landeshauptstadt verstorben. 2001 wurden 1.636 Babys geboren, 2.619 Menschen starben. Die Zahl der Geburten stieg im Jahr 2006 auf 1.762, die Zahl der Sterbefälle ging auf 2.442 zurück. 2011 lag die Zahl der Geburten bei 2.015, die Zahl der Sterbefälle bei 2.607. Im vergangenen Jahr schließlich kamen 2.399 Babys in Magdeburg zur Welt, es verstarben jedoch 2.926 Personen.
Nach Angaben des Eigenbetriebs Stadtgarten und Friedhöfe Magdeburg wurden im Jahr 2015 von den 2.926 Verstorbenen 1.712 Personen auf den städtischen Friedhöfen bestattet. 93,9 Prozent aller Bestattungen waren Urnenbeisetzungen, der Anteil der Erdbestattungen lag bei 6,1 Prozent. 4.120 Verstorbene wurden im Krematorium eingeäschert – die im Vergleich zu den Sterbefällen deutliche höhere Zahl erklärt sich dadurch, dass sich die Zahl der Sterbefälle auf Personen mit Hauptwohnsitz Magdeburg bezieht, auf den hiesigen Friedhöfen jedoch auch auswärtige Personen bestattet sein können. Bei den Erdbestattungen und Urnenbeisetzungen dominierten 2015 die Wahlgrabstätten, die Anzahl der anonymen Bestattungen ist gegenüber den Vorjahren rückläufig (2006: 120 Erdbestattungen, davon 6 anonym; 2015: 105 Erdbestattungen, davon 6 anonym – 2006: 1.313 Feuerbestattungen, davon 480 anonym; 2015: 1.607 Feuerbestattungen, davon 434 anonym). Zuwachs gab es in den vergangenen Jahren bei den ordnungsbehördlichen Bestattungen. Hierbei handelt es sich um Bestattungen, die durch das Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Magdeburg veranlasst werden, wenn kein Bestattungspflichtiger zu ermitteln ist. Wurden 97 Fälle im Jahr 2010 registriert, waren es 2015 bereits 147 Fälle. (th)