Sparkasse: Vor 195 Jahren aus der Taufe gehoben
Zum Ende des 18. Jahrhunderts beginnt die Geschichte der Sparkasse. Der Großteil der Bevölkerung ist von Armut geprägt und kann weder Rücklagen aufbauen noch Anleihen zurückzahlen. Nur in den Handelszentren gibt es eine gewisse Betriebsamkeit. 1778 kommt es in der Hansestadt Hamburg zur Gründung der ersten Sparkasse der Welt durch die „Patriotische Gesellschaft zur Beförderung der Künste und des Unterrichts“. Dies ermöglicht den Bürgern, kleine Beträge anzusparen und eine wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erreichen. Die erste Sparkasse – die „Hamburger Allgemeine Versorgungsanstalt“ – hat zu diesem Zweck eine „Ersparungskasse“ in der neunten Abteilung.
Der Senat zu Hamburg übernimmt trotz der Privatgründung eine Zinsgarantie über drei Prozent Zinsen. 1810 wird der Zweck der gegründeten Sparkasse durch Napoleon infrage gestellt, da durch ihn drei Millionen Mark beschlagnahmt werden. Immer mehr Anleger wollen ihre Ersparnisse zurückerhalten und so wird die Sparkasse vorerst geschlossen und 1814 aufgelöst.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzt sich die Geschichte der Sparkasse fort: es kommt zur Gründung kommunaler Sparkassen. Die Gründung der Sparkasse in Berlin folgt 1818. Die Bürger können hier zwischen 15 Groschen und 50 Taler einzahlen. Während 1820 in Dresden eine Sparkasse durch einen privaten Verein gegründet wird, erarbeitet der Magistrat der Stadt Magdeburg ein Statut für die Gründung einer Sparkasse vor Ort. 1821 gibt es eine endgültige Fassung. Darin wird unter anderem festgelegt, wer etwas anlegen und wie hoch diese Anlage sein darf. Nach langem Warten auf die Bestätigung des Statuts durch die königliche Regierung wird am 7. Mai 1823 die Sparkasse in Magdeburg in Gegenwart des Oberbürgermeisters und der Mitglieder des Direktoriums eröffnet. Städtische Beamte kommen zuerst in den Genuss eines Sparbuchs. Da die Sparkasse keine eigenen sicheren Möglichkeiten zur Aufbewahrung hat, werden jegliche Wertpapiere in die Kämmerei gegeben.
Die ärmere Bevölkerung findet keinen Zugang zum eigentlich erwünschten Sparen von Kleinstbeträgen. Stattdessen werden ausschließlich Spareinlagen der Bessergestellten getätigt.
Während in der ersten Zeit das Sparen als Hauptgeschäft der Sparkasse gilt, sind Anleihen und Anlage eher ein Nebengeschäft. Die Möglichkeit, Geld verzinslich anzulegen, wird jedoch weiterhin vorrangig von gut gestellten Bürgern genutzt. Dieser Missbrauch soll durch die Bestimmung von Höchsteinlagen und eine Bekanntmachung des Magistrats, die die ärmere Bevölkerung zum Sparen aufruft, eingeschränkt werden. Diese Veröffentlichung ändert nur geringfügig den Kreis der Einleger, obwohl die Statuten der Sparkasse, durch Sparen an Reichtum zu gewinnen, vor allem an die Ärmeren gerichtet sind. 1825 kommt es zur Währungsumstellung durch ein Münzgesetz, das die Berechnung der Zinsen erschwert. Das und Differenzen aufgrund der Masse an Konten, mittlerweile gibt es 4.836, führt zu Schwierigkeiten bei der Erstellung des Jahresnachweises.
Ab 1836 wird von der Regierung eine Aufzeichnung der Gewinne mit beabsichtigter Verwendung sowie Meldungen und Statistiken aufgrund der rasanten Ausbreitung der Sparkassen gefordert. 1838 gibt es 86 Sparkassen. Folglich gibt es eine gesetzliche Staatsaufsicht mit gelegentlichen Kassenüberprüfungen, die den Einlegern Sicherheit vermitteln sollen. Es wird festgelegt, dass die Sparkassen Kredite gewähren dürfen.
1843 kommt es zu einer Zinsänderung sowie einer Anlageerweiterung. Es werden viele Aktien der Magdeburger-Leipziger-Eisenbahn gekauft. Die Spareinlagen erleiden aufgrund der sinkenden Reallöhne und der schlechten Ernten einen Rückgang und ein Großteil der Magdeburger verarmt.
Die Giro- und Lehnbank Friedrich II. wird 1846 zur Preußischen Bank – Privatpersonen können sich nun beteiligen. Es dürfen Banknoten im Wert von 25, 50, 100 und 500 Talern herausgegeben werden. Ab 1856 dürfen diese bei Bedarf auch vermehrt werden. 1848 kommt es aufgrund von Demonstrationen zwischen Arbeitern und Kleinbürgern mit der Polizei zu Einbußen. 1849 gibt es bereits 12.945 Sparbücher. Drei Jahre später werden die Räume der Sparkasse erweitert, ab 1853 soll Miete gezahlt werden. Die Millionen-Grenze der Spareinlagen ist bereits erreicht und der Reservefonds beträgt 212.022 Taler. 1875 bestehen 1.005 Sparkassen, deren Aufschwung 1857/58 gestoppt wird. Nur zwei Jahre später ändert sich dies wieder. Die Spareinlagen steigen stetig an und der von der Sparkasse erwirtschaftete Überschuss findet in Investitionen Verwendung. Bis zur Reichsgründung erfolgt der weitere Ausbau des Sparkassennetzes und der Geschäftsumfang unterliegt einem stetigen Wachstum bis hin zur Überschreitung der Drei-Millionen-Grenze. (soa)
Aus der Geschichte der Stadtsparkasse Magdeburg
7. Mai 1823 Gründung durch OB August Wilhelm Francke; Erstes Kassenlokal im Rathaus, mittwochs 4 Stunden geöffnet; Erstes Sparkassenbuch für Minna Francke, Tochter des OB, Einzahlung am ersten Tag: 1.015 Taler
1873 50. Jubiläum, Reingewinn 711.340 Taler
1875 Reichseinigung, Währung Reichsmark
1881 erste Versuche zum Markensparen, nach 4 Jahren abgeschafft, später erfolgreich erneut eingeführt
1892 erstes seperates Geschäftsgebäude: Spiegelbrücke 1-2 (Nähe Jakobstraße)
1905 Vermietung erster Schrankfächer
1907 erster eigener Neubau: Bei der Hauptwache 4-6
1909 Einführung des kommunalen Giro- und des Postscheckverkehrs / Teilnahme am Zahlungsverkehr
1914-18 I. Weltkrieg („Kriegsanleihen“)
1915 Einzahlungsstelle für Steuern, Schulgeld, Mieten, Rechnungen / Erweiterung des Geschäftsverkehrs auch mit Firmen
1922 neuer Name: Städtische Sparkasse zu Magdeburg
1923 Inflation / Abwertung der Währung / Notgeld; 100. Jubiläum / Einlagen 34 Billionen Papiermark; Einführung Rentenmark: 1 RM = 1 Billion Mark
11.09.1923 Einzug in das Gebäude Große Münzstraße 6 (Hauptsitz bis 1995); 8 Zweigstellen im Stadtgebiet
1926 Einführung des Schulsparens / Sparmarken und Heimsparbüchsen / Abholverfahren
1929 neuer Name: Stadtsparkasse zu Magdeburg
1932 erste Betriebs-Zweigstelle im Krupp-Gruson-Werk
1933 Machtergreifung der Nationalsozialisten; Sparkassenmitarbeiter heißen „Gefolgsschaftsmitglieder“
1936 Übernahme der Stadtbank; Eröffnung weiterer Zweigstellen; HJ-Sparen, KdF-Sparen, Lehrlingssparen, Gefolgschaftssparen, „Eisernes-Sparbuch“
1939-45 II. Weltkrieg; Zerstörung vieler Zweigstellen und der Großen Münzstraße
Juli 1945 Einstellen der Tätigkeit der Sparkasse
August 1945 Bankenschließtag / Anordnung zur Eröffnung neuer Sparkassen in der Sowjetischen Besatzungszone; Blockierung der Altguthaben
Juni 1948 Währungsreform; Umwertung der Guthaben, Kupongeld, Ablösung der Reichsmark durch DM
07.10.1949 Gründung der DDR – Spar- und Girokontenführung, kaum Kredite, Vertragssparen, Konsumsparen, „Sparen hilft Wünsche erfüllen“, Sparlieder, Sparwochen
1952 Teilzahlungskreditgeschäft
13.10.1957 Geldumtauschsonntag
01.08.1964 Währung: Mark der Deutschen Notenbank
1967 Einführung der 5-Tage-Arbeitswoche
1973 Einführung der elektronischen Datenverarbeitung (ROBOTRON 300)
1988 erste Geldautomaten in Magdeburg
01.07.1990 Währungsunion, Einführung DM
ab 1991 Um- und Neubau der Geschäftsstellen
Mai 1995 Ferstigstellung des neuen Hauptgebäudes des Stadtsparkasse Magdeburg, Zentralisierung der Verwaltung
01.08.1999 Übernahme der Kunden des Bankhauses Löbbecke
10.12.2001 Eröffnung der neuen Hauptgeschäftsstelle am Alten Markt 12 (vorher Gr. Münzstr.)
01.01.2002 Einführung des Euro, Rücknahme der DM-Bestände
seit 2015 Anpassung des Geschäftsstellennetzes an die Marktentwicklung und Kundennutzung