„Singen ist cool und macht Spaß“
Kleine Sänger ganz groß: Den Opernkinderchor des Konservatoriums bei einer Probe belauscht.
Weihnachten naht. Vorbereitungen überall, auch beim Opernkinderchor des Konservatoriums Georg Philipp Telemann, so der offizielle Name, kurz Opernkinderchor genannt. Die Mädchen und Jungen proben ihren Part für Tschaikowskis „Nussknacker“. Wie jedes Jahr stehen im Dezember im Theater Magdeburg Aufführungen des beliebten Balletts an. Aber auch zu anderen Zeiten ist der Chor sehr gefragt, ob in „Tosca“, „Cabaret“ oder „Zauberer von OZ“ – ohne die jungen Nachwuchssänger geht es nicht.
Den Auftritten auf den Brettern, die die Welt bedeuten, gehen wöchentliche musikalische Proben mit Chordirektor Martin Wagner und zahlreiche szenische Proben unter der Leitung des jeweiligen Regisseurs voraus. „Die Belastung ist oft hoch, besonders, wenn in der Endprobenphase für eine Inszenierung noch Vorstellungen aus dem laufenden Repertoire dazu kommen. Da ist es ganz wichtig, dass die Eltern dahinterstehen“, erzählt Martin Wagner. Aber damit hat es keine Not. Wagner ist sich sicher: „Die Eltern wissen, dass Singen eine tolle Freizeitbeschäftigung ist. In der Gruppe zu singen und zu spielen, verlangt Konzentration, Leidenschaft und Kreativität jedes Einzelnen. Auf der Bühne zu stehen bedeutet aber auch, sich einzuordnen. Kurz, die Kinder werden in ihrer Persönlichkeit gefördert.“ Die jugendlichen Sänger und Sängerinnen empfinden sowieso weder Proben noch Auftritte als Belastung. Für sie ist es am Theater einfach „cool“. Wer Marianna, Judith, Elias oder Simon fragt, hört Sätze wie: Singen ist cool und bringt Spaß. Im Rampenlicht stehen ist toll. Mir gefällt besonders, dass Herr Wagner und die Kinder so nett sind und die Sänger auch. Ich freue mich immer auf die Proben. Auf der Bühne fühlt man sich größer. Auch Lampenfieber macht den Schülern und Schülerinnen nach eigener Aussage nicht zu schaffen.
Der Chordirektor kann nur bestätigen: „Für die Kinder ist es ein großes Erlebnis, mit den Profis auf der Bühne zu stehen, mit dem riesigen Orchester zu singen und diese Wucht zu erleben. Das geht an niemandem spurlos vorüber.“ Dennoch, Schule geht vor, daran lässt Wagner keinen Zweifel. Und wenn Erziehungsberechtigte wegen zu hoher Belastung Stopp sagen, findet man gemeinsam einen Kompromiss. Auch vom Gesetzgeber gibt es klare Vorgaben: Neben den Eltern müssen Kinderarzt und Schule ihr Einverständnis geben, und zwar für jede Spielzeit erneut. Selbstverständlich sind die kleinen Sänger gegen Unfälle versichert. Vierzig bis fünfzig Jungen und Mädchen zählt der Opernkinderchor. Ein Gerücht besagt, Jungen müssten nicht vorsingen, weil sich nicht genügend männlicher Nachwuchs melden würde. „Unsinn“, sagt der Chorchef. Tatsächlich ist es so, dass jeder vorsingt und auf seine stimmliche Eignung und seine Musikalität getestet wird. „Natürlich reicht ein Lied wie ,Fuchs du hast die Gans gestohlen’. Und wer kein Kinderlied kann, ,Happy birthday’ können sie alle“, lacht Martin Wagner. Der Chorleiter nimmt die Kids gern schon mit fünf Jahren auf, damit sie reinwachsen, wie er sagt. Auf die Bühne darf der Chornachwuchs ab dem ersten Schuljahr. „Die sind dann natürlich noch keine Leistungsträger, aber es ist toll, wenn das Volk in einer Szene aus allen Altersgruppen besteht.“ Für die Jungen ist mit dem Stimmbruch, also mit dreizehn oder vierzehn, Schluss. Bei den Mädchen ist das naturgemäß etwas anders.
Zur Zeit gibt es einige Teenager im Chor. Martin Wagner wird sie in der Spinnstube im „Fliegenden Holländer“ einsetzen. Überhaupt hat Chordirektor Martin Wagner im Hinterkopf, dass aus dem Opernkinderchor künftige Sänger für die Singakademie und im besten Fall gar Profis hervorgehen könnten. Gisela Begrich
Lust am Singen? Kinder jeden Alters sind willkommen. Eltern melden sich bitte per E-Mail bei: michelle.riessler@theater-magdeburg.de