Sicher, ökologisch, wirtschaftlich: Licht und Wärme aus Müll

Aus Müll wird grüne Energie: Magdeburgs moderne Abfallbehandlung im Müllheizkraftwerk

Kaum jemand macht sich Gedanken um den Müll, den jeder Haushalt in Deutschland produziert. Dabei wächst das Aufkommen stetig - mit über 600 Kilogramm pro Kopf und Jahr sind die Deutschen Müll-Europameister. Jährlich sammelt sich so ein gigantischer Müllberg von 500 Millionen Tonnen Gewicht an, davon mehr als 50 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle. Dabei ist genau dieser Müll ein wertvoller Rohstoff. Rolf Oesterhoff, Kaufmännischer Geschäftsführer der Müllheizkraftwerk Rothensee GmbH, bringt es mit einem simplen Vergleich auf den Punkt: „Es ist einfach genial - im Müll steckt Energie. Roh- und werkstofflich nicht mehr verwertbare Restabfälle, die früher in Deponien abgeladen wurden, sind dank technischem Fortschritt und klugem Menschenverstand heute wertvolle Energieträger. Aus unserem täglich produzierten, scheinbar nutzlosen Abfall entsteht in Magdeburgs Norden für uns alle wertvolle Energie in Form von Licht und Wärme. Und es gibt vor allem einen Gewinner: Unsere Umwelt“.

Die Müllheizkraftwerk Rothensee GmbH hat im Norden der Landeshauptstadt eine der modernsten thermischen Restmüllbehandlungsanlagen Deutschlands geschaffen. Sie verwendet die effektivsten Technologien in der Abfallwirtschaft, sichert Arbeitsplätze, erhält langfristig niedrige Abfallgebühren, belässt die Wertschöpfung in der Region und leistet insbesondere einen markanten Beitrag zum Umweltschutz. Im MHKW werden jährlich bis zu 650.000 Tonnen Hausmüll und ähnliche Abfälle zu Strom und Fernwärme umgewandelt. Ein Großteil des Stromes für Magdeburg und die gesamte Fernwärme werden vom Müllheizkraftwerk erzeugt. Anstatt auf Öl und Gas setzen die SWM - Städtische Werke Magdeburg - als regionaler Energieversorger möglichst auf Wärme, die im Kraftwerk in Rothensee entsteht. Im Gegensatz zu Öl und Gas zählt ein großer Teil der Fernwärme als regenerative Energie und ist damit ökonomisch und effizient. Grund ist der Anteil organischer Stoffe wie Holz, die im Müll enthalten sind. Das Umweltbundesamt zertifiziert den grünen Strom, der in Rothensee aus biogenem Abfall entsteht, als Ökostrom.

Rolf Oesterhoff, Kaufmännischer Geschäftsführer der Müllheizkraftwerk Rothensee GmbH.

Dauerbrenner MHKW: Mit dem bei der thermischen Müllbehandlung entstehenden Dampf erzeugen die Betreiber des MHKW Rothensee 365 Tage und rund um die Uhr Strom und Fernwärme. Eingespeist in das Netz der Städtischen Werke Magdeburg, versorgt die Fernwärme 44.000 Haushalte in der Stadt. Die im MHKW erzeugten 370.000 Megawattstunden Strom versorgen 44.000 Haushalte. Dieser Zusatzeffekt schont die fossilen Energieressourcen Erdgas und Öl. Statt die erzeugte Wärme und Energie aus der Müllverbrennung zu erzielen, müssten 20 Millionen Kubikmeter Erdgas bzw. 18.000 Tonnen Heizöl eingesetzt werden. Ein weiterer positiver Nebeneffekt der thermischen Müllbehandlung sind die bei der Verbrennung übrigbleibenden Restprodukte. Aus der Asche werden wertvolle Metalle zurückgewonnen und die anfallende Schlacke findet ihre Weiterverwendung im Straßenbau. Von einer Tonne Abfall bleiben nach der Verbrennung lediglich zehn Prozent des ursprünglichen Volumens übrig, die zudem deponierfähig sind. Das Volumen des Abfalls reduziert sich also um 90 Prozent.

Neue, ausgereifte Technologien mit hocheffizienten Systemlösungen wie die thermische Abfallbehandlungsanlage, gekoppelt mit dem ausgefeilten wirtschaftlichen und umweltverträglichen Gesamtkonzept, überzeugen große und kleinere Kunden gleichermaßen. Kunden des MHKW sind sowohl die Landeshauptstadt Magdeburg als auch private Entsorgungsgesellschaften sowie Landkreise in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Mittlerweile kommen die zu behandelnden Abfälle aus dem Ausland wie der Schweiz, England oder Irland. Und dies sogar klimafreundlich, da bestehende Transportkapazitäten voll ausgelastet werden und damit der Klimakiller Nr.1 - das Kohlendioxid - vermieden.

Blick in den Leitstand des Müllheizkraftwerkes Rothensee, an dem Mitarbeiter die vier Verbrennungslinien Deutschlands modernster Thermischer Restmüllbehandlungsanlagen permanent überwachen.

Auf dem Gelände zwischen Müllheizkraftwerk und Reserveheizwerk errichteten die SWM Magdburg zur sicheren Versorgung der Landeshauptstädter einen neuen Heißwasser-Wärmespeicher mit neun Wasserspeichern, für den das MHKW Rothensee die Betriebsführung übernommen hat. Die riesigen Tanks, jeder von ihnen ist 30 Meter hoch, optimieren den Betrieb der Fernwärmeversorgung. Und zwar so: In den Nachtstunden wird überschüssige Wärme gespeichert und am Morgen zu Spitzenzeiten wieder in das Fernwärmenetz eingespeist. Die Anlage wird komplettiert durch ein Pumpengebäude und verfügt über 3.500 Kubikmeter Speichervolumen. Mit einer Kapazität von 240 Megawattstunden können so etwa 10.000 Magdeburger Haushalte über acht Stunden lang mit molliger Wärme versorgt werden. Mit der Speicherung dieser Wärmeenergie, leistet das MHKW Rothensee einen immensen Beitrag zum Klimaschutz. Das Heizkraftwerk kann so Lastspitzen ausgleichen, also Zeiten, zu denen ein hoher Wärmebedarf besteht. Und zwar ohne den zusätzlichen Einsatz von Öl und Gas zur erhöhten Wärmeproduktion. Kommt es zu Engpässen in der Fernwärmeversorgung, springt der Heißwasser-Wärmespeicher ein - kein Reserveheizwerk. Durch die zeitliche Entkopplung der Lastspitzen Strom und Wärme wird der Betrieb des Müllheizkraftwerkes Rothensee zudem noch effizienter, das heißt, die Stromproduktion kann in Spitzenzeiten deutlich erhöht werden. Ein wichtiger Schritt in Richtung Energiewende, von dem alle Magdeburger profitieren. Denn weniger Öl und Gas bedeutet auch: weniger Kohlendioxid in Magdeburgs Klimabilanz.

Grüner Stromer: Der Dienstwagen von MHKW-Mitarbeiter Roberto Niemann fährt voll elektrisch und das mit grünem Strom. Foto MHKW/Böse

Dass die Magdeburger zu jeder Zeit ihren Strom mit gleichbleibender Spannung und vor allem auch gleicher Frequenz aus der Steckdose ziehen, ist heutzutage eine Selbstverständlichkeit. Für die Netzbetreiber hingegen eine ständige Herausforderung. Das MHKW Rothensee, das mit zwei Blöcken und vier Öfen rund um die Uhr in Betrieb ist, zählt seit vielen Jahren zu einem zuverlässigen Lieferanten von Strom und Fernwärme. In der Leitstelle des MHKW Rothensee sorgen daher die Mitarbeiter im Fünf-Schicht-System dafür, dass alles rund läuft. Wie funktioniert das Netz? Wird das Wetter anders als erwartet? Hinter jeder Frage stecken wichtige Antworten für die nächste Schicht. Ein Blick auf die Wetterprognosen ist wichtig, weil daran der Strom- und Wärmebedarf gekoppelt ist. Weht mehr Wind, scheint die Sonne kräftiger, wird das Stromnetz stärker belastet. Das Müllheizkraftwerk ist dabei ein verlässlicher Partner, wenn es um eine sichere Stromversorgung geht. Denn damit diese jederzeit gesichert bleibt, müssen die Netzbetreiber unmittelbar auf die kleinste Instabilität im Netz reagieren. Dazu greifen sie auf Kapazitäten zurück, die sich am Markt für Minutenreserve eingebracht haben. Mit dem Einsatz der Minutenreserveleistung wird die Netzfrequenz gestützt, wenn sie signifikant unter 50 Hertz sinkt oder über 50 Hertz steigt. Innerhalb kürzester Zeit erfolgt in den meisten Fällen der Abruf der Reserve. Je nachdem ob im Netz eine Über- oder Unterspeisung vorliegt, rufen sie positive oder negative Minutenreserve ab.

www.mhkw-rothensee.de

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