Sammeln statt gammeln

Der Archetypus der Menschheit, so lernten wir einst im Geschichts- und Biologieunterricht, teilte sich in Jäger und Sammler. Aber erst nachdem der Mensch den aufrechten Gang meisterte. Viele Menschen auf dieser Erde haben in der heutigen Zeit den aufrechten Gang massiv degeneriert. Aber! Sie jagen und sammeln immer noch. Wahrscheinlich ein menschlicher Ur-Instinkt, der sich auch durch gezielte Genmanipulierte  Humanexperimente nicht mehr ausmerzen lässt.

Kommen wir kurz zu den Jägern. Der am meisten verbreitete Jäger, in dieser Gesellschaft ist nicht der Jäger welcher Rot- Damm und Niederwild vor der Flinte haben möchte. Nein! Es ist der Schnäppchenjäger. Er durchforstet das Übermaß an Werbung im Briefkasten. Viele bestellen ihre Tageszeitung ab, damit noch mehr Platz für Werbung im Briefkasten vorhanden ist. Verzeihung! Ich bin ja eher ein Sammler.

Darf ich Sie was fragen? Haben sie gewählt? Und was haben Sie gewählt? Ich weiß, das geht mich nichts an. Aber ich will nicht wissen, welche Partei Sie gewählt haben, sondern welche Marke. Nein, ich meine jetzt auch die Automarke. Ist doch völlig egal. Alle Automarken haben ihre Abgas manipulierte Rosette geöffnet und uns beschissen.

Ich meine die Zigarettenmarke. Ach, Sie rauchen gar nicht. Das ist gesund aber schade. Ihr „Have Fun Faktor“ muss sich auf einem sehr niedrigen Level befinden und Sie sind auch irgendwie ein „Kriegstreiber“. Ja! Im Jahr 2015 hat der Bundesfinanzminister 14,25 Milliarden Euro an Tabaksteuer eingenommen und mehr als die Hälfte dieser Tabaksteuer wird zur Terrorbekämpfung eingesetzt. Wir Raucher rauchen für eine friedliche Welt. Helmut Schmidt ist vor seinem Tod ganz kurz am Friedensnobelpreis vorbei geschrammt.

Wir Raucher haben in den letzten Jahren die hohen Kosten im Gesundheitswesen gesenkt. Ja, natürlich! Draußen 20 Grad minus! Aber ohne Dampf kein Kampf. Wir Raucher sterben nicht mehr an sehr teurer zu behandelndem  Lungenkrebs, sondern an einer viel billigeren Lungenentzündung.

Und um noch einmal auf den „Have Fun Faktor“ zurückzukommen. Die Nichtraucher haben plötzlich wesentlich weniger Freude am Leben. Sie können nicht mehr meckern, weil in öffentlichen und geschlossenen Räumen nicht mehr geraucht werden darf. Nicht mehr richtig meckern zu können, ist für Viele eine Einschränkung der Lebensqualität.

Und dann sind die Nichtraucher völlig abgeschnitten von neuer, frischer und bildhafter Ästhetik. In einem Fotoalbum sammle ich diese tollen Schockbilder auf den Zigarettenschachteln. Ich schneide sie penibel aus und stecke sie in mein Album. Dann gehe ich auf Schockbildertauschbörsen.

Da sitzen wir Raucher an Tischen uns gegenüber. Mit Pokerface. Nein, wir rauchen nicht. Ist ja drinnen verboten. Nein, wir schachern um die Schockbilder und tauschen sie. „Ich biete dir für dein offenes Raucherbein zwei Lungenkrebse von mir“. Mit einem flüchtigen Blick sehe ich: Mein Gegenüber hat das von mir schon lange gesuchte Schockfoto des Kehlkopfkrebs. Dieses Schockfoto erinnert mich immer an einen zu engen After und ich gehe vorsichtshalber präventiv zur Toilette. Frisch entleert gehe ich in die Offensive. „Gibst du mir den Kehlkopfkrebs, bekommst du von mir drei Blutspuckefotos und eins von dem Mann, der nicht mehr kann“.

Den Ausgang der Schacherei will ich jetzt mal offen lassen. Aber mal ehrlich, verehrte Nichtraucher. Sie müssen sich doch total unterprivilegiert fühlen. Sie haben nicht Teil an unserer „gesundheitsschädlichen“ Sammelleidenschaft. Doch kann ich sie sicher beruhigen. Die EU muss und wird weiter die Bürger vor dem selbstgewollten Tod schützen.

Auf Naschereien, wie zum Beispiel „Ritter Sport“, wird man künftig einen sportlichen Ritter sehen, wie er zu fette Kinder, die durch „Ritter Sport“ auch allein geplatzt wären, auf seiner Lanze aufgespießt hat. Die EU wird beschließen, dass Neuwagen, also Autos, nicht mehr lackiert werden dürfen. Sie werden mit Schockbildern beschichtet. Auf der Fahrertür ihres PKW schweigt ihnen ein stark blutender, abgerissener Kopf entgegen. Ursächlich wieder einmal ein LKW-Unfall auf der A14. Bei den sogenannten freiheitlichen, demokratischen und geheimen Wahlen wird man in den Wahlkabinen Fotos der Politiker sehen, die man eigentlich wählen soll. Da bekommt das Wort „Kreuz“, das man machen soll, eine ganz andere Bedeutung. Sie werden schreiend aus der Wahlkabine flüchten.

Oder auf Hühnereiern. Da kleben bald Fotos von wundgelegten Hühnerärschen und man kann dann als Eierkäufer entscheiden, erwerbe ich die Eier der Hühnerfarm „Jedem das Ei-ne!“ oder „Arbeit macht Ei!“ Alles und jeder regt sich auf über diese heutigen sogenannten „Schockfotos!“ Dabei ist doch die bildliche Darstellung von Tod und Verdammung gar nicht so neu. In jeder Amtsstube der „Sogenannten DDR“ hing das Bild eines Saarländischen Dachdeckers, der die Kampagne initiierte: „Dächer dicht!“ Aber das Material fehlte. Es wurde für die Mauer missbraucht.

Ich bin ja militanter Atheist. Gehe aber trotzdem mit meinen Enkeln in die Kirche. Und immer dann, wenn meine Enkelkinder den armen angenagelten Mann sehen, rennen sie weinend aus der Kirche und rauchen wahrscheinlich erst mal eine.

Doch Gottes Sohn sagte einst im 1. Korinterbrief, Kapitel sechs, Vers 12: „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient mir zum Guten“. Daraus könnte, ich betone hier den Konjunktiv, könnte man schlussfolgern, dass Jesus Christus damals auf dem Schulhof der Gesamtschule in Nazareth die eine oder andere durchgezogen hat. Wie sonst ist heute noch der Weihrauch zu erklären? Ja! Das war eben etwas blasphemisch aber wer weiß!

Egal. Ich sammle weiter diese Schockfotos und stecke sie in mein Album. Und dann, wenn für mich der jüngste Tag kommt, wird der mich behandelnde Arzt in meinem Album blättern, sich die Schockbilder ansehen und ganz klar diagnostizieren, woran ich nicht gestorben bin. Frank Hengstmann

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