Salongeflüster: Out of the Glatze

Neulich habe ich mich an einer Ausschreibung beteiligt, nämlich der zur europäischen Frisurhauptstadt. Da habe ich überlegt, was kann ich besser als andere oder we-  nigstens genauso gut oder nicht viel schlechter oder überhaupt. Denn Waschen, Schneiden, Legen reicht nicht mehr aus. Dafür gibt es vermutlich schon eine App, die das kostenlos, aber dafür mit Werbung erledigt. Färben macht sowieso schon jeder zuhause und wundert sich dann, dass es so aussieht wie es aussieht und nicht so wie auf der Verpackung. Aber dafür war es billig. Und man musste nicht aus dem Haus. Eine Kollegin von mir hat sich deshalb auf Hausbesuche spezialisiert. Sie erzählte, dass sie überrascht sei, in was für Wohnungen sie manchmal reingelassen wird. In manchen davon bietet sie gleich Spontanrenovierungen an, damit die tolle neue Frisur auch in die olle Einrichtung passt. Andere sind so penibel gesäubert, dass sie Angst hat, auch nur ein Haar fallen zu lassen, weil es vermutlich sofort von einem schwer bewaffneten Saugroboter mit Laserstrahlen eliminiert wird. Darum bleibe ich bei mir im Salon. Da sind die Kunden Gäste, freundlich begrüßt und schnellstmöglich verabschiedet. Aber wie werde ich damit Frisurhauptstadt, schließlich bewerben sich auch viel größere und vor allem teurere Salons? Also habe ich einen Imageberater angeheuert, der schon Udo Walz zum Gewinner gemacht hatte. Der sagte mir, das Wichtigste wäre ein richtig guter Slogan. Was ich denn so am besten könne? Ja, nüscht, habe ich ehrlich geantwortet. Er fand, das wäre ein guter Anfang. Wenn auf dem Kopf nüscht ist, dann ist das eine Glatze und davon will ich doch weg. Englisch heißt „Weg von der Glatze“: Out of the bald. Ja, habe ich gemeint, bald wäre gut, nicht zu lange warten. Er erklärte mir dann, dass „bald“ Glatze heißt. Das leuchtet ein, schließlich haben viele Leute bald eine Glatze. Und keiner will eine, außer er ist ein rechter Drecksack, dann braucht er eine, damit er sich erkennt. Jetzt habe ich einen Slogan und ganz viele Bilder von Glatzen. Die sehen sehr künstlerisch und kahl aus. Ich glaube ja nicht, dass ich damit einen Blumentopf gewinne, aber er ist der Experte und der wird es schon wissen. In diesem Sinne: Der Nächste bitte. Lars Johansen

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