Rainer mit den Scherenhänden

Bei diesem herrlichen Wetter kann man sich doch glücklich schätzen, wenn man draußen arbeiten kann.“ Rainer Schenk lacht. Der Hauswart der Wohnungsbaugenossenschaft Otto von Guericke steht in der Straße Am Stadtblick vor einem Koniferen-Herz, das er mit einer Heckenschere über Jahre geformt hat. Andere Formen entstehen auch, „aber es dauert eben, bis die Thuja wieder nachwächst, wenn man sie beschnitten hat und schließlich so aussieht, wie man sich das wünscht.“
Das Aufgabengebiet eines Hauswarts ist recht vielfältig. Rainer Schenk muss in seinem Bereich im Neustädter Feld zu gegebener Zeit den Winterdienst übernehmen, sich um die Haustechnik kümmern, die Beleuchtung überprüfen und kleine Reparaturen ausführen. „Im Außenbereich wird gefegt, der Rasen gemäht, die Grünanlagen gepflegt“, schildert der 58-Jährige. „Wenn es keinen Notfall gibt beziehungsweise etwas dringend erledigt werden muss, dann können wir uns einteilen, wann wir welche Aufgaben übernehmen. Und bei Sonnenschein bin ich natürlich ganz gern draußen – so wie heute.“
Rainer Schenk lässt seinen Blick über das grüne Herz schweifen. „Hier und da muss es mal wieder beschnitten werden, damit es auch weiterhin so schön aussieht.“ Er deutet Richtung westliches Ende der Straße und erzählt, dass dort eine Kugel entstehen soll. Dann zeigt er auf eine andere Thuja: „Daraus lässt sich auch etwas machen, aber sie muss noch ein Stück wachsen.“ Ideen für die Gestaltung kommen oft von den Wohnungseigentümern beziehungsweise den Mietern. So wie vor mehr als einer Dekade, als die Aktion ihren Anfang nahm. „Die Koniferen waren vor etwa 12, 13 Jahren hier Am Stadtblick sehr hoch gewachsen und versperrten den namensgebenden Blick auf die Stadt“, erinnert sich der Hauswart. „Wir mussten sie zurückschneiden und gemeinsam mit den hier wohnenden Menschen überlegten wir deshalb, wie wir das machen können, damit es dann auch noch schön aussieht.“ Ein Herz sollte es sein, eine Kugel, ein Torbogen – Ideen gab es viele ...

Und so informierte sich Rainer Schenk, welche Gewächse sich überhaupt eignen und was beim Beschnitt beachtet werden muss. „Das wichtigste ist, dass wir zwischen Ende Februar und Anfang Oktober gar nichts zurückschneiden dürfen, um Vögel beim Brüten nicht zu stören und dass wir die Regeln zum Arbeitsschutz beachten.“ Ein Händchen für Gartenarbeit schade außerdem nicht. Alles andere ergibt sich nach Meinung des Hauswarts durch das Ausprobieren. „Man muss eben Erfahrung sammeln und ein Auge dafür entwickeln.“
Auch heute noch wird Rainer Schenk auf das Herz angesprochen. „Bei den Mietern kommen die unterschiedlichen Formen gut an. Ab und zu fragt der eine oder die andere, ob ich diese oder jene Form schneiden könnte. Aber ganz ausgefallene Sachen kann ich während der Arbeitszeit nicht realisieren“, sagt der Hauswart mit einem Lächeln. „Und wenn ich Feierabend habe, bin ich auch mal froh, wenn ich die Gartengeräte aus der Hand legen kann.“ Tina Heinz

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