Ohne Pause Weihnachtsmann

Der Magdeburger Weihnachtsmann, alias Ekkehard Schwarz, hat die elektrische Eisenbahn seines Opas mit der Spur 0 aus den 1930er Jahren im Schaufester des Geschäfts von Stefan Gehring „Leder & Pelze“ im Breiten Weg 29 ausgestellt. Foto: Peter Gercke

Es kann nur einen geben. So lautete jedenfalls 1986 der Titel im Streifen „Highlander“ von Russell Mulcahy. Auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt gibt es seit vielen Jahren auch nur einen, der Weihnachtsmann sein kann: nämlich Ekkehard Schwarz, von Beruf Diplom-Schauspieler. Seit einer gefühlten Ewigkeit schlüpft „Ekke“ – wie ihn die guten Bekannten nennen – ins rote Kostüm mit dem weißen Pelzbesatz und stapft vom Tag der Eröffnung bis zum 26. Dezember über den Alten Markt. In seinem Wohnzimmer wartet er auf kleine Weihnachtsmarktbesucher, erzählt und singt mit ihnen, verteilt Süßigkeiten.

Man könnte meinen, dass Ekkehard Schwarz am Heiligen Abend genug von seiner Dauerrolle in der Magdeburger Innenstadt hätte. Nein, auch am Bescherungstag ist er ab Nachmittag bis zum Abend unterwegs, um Kindern die Geschenke zu überbringen. „Ich habe da sogar eine Lieblingsfamilie“, gesteht der Weihnachtsmann. Seit ein paar Jahren besucht er eine Magdeburger Familie, die am 24. Dezember in drei Generationen zusammensitzt. Dort ist es festlich still, leise Weihnachtsweisen erklingen und gemeinsam erlebt man den Auftritt des Weihnachtsmannes. „Eine Zeit lang hatte ich am 25. Dezember einen Ruhetag“, sagt Schwarz. Allerdings muss er seit einem Jahr in der eigenen Familie als Bescherer auftreten. In der Runde sitzt auch die fast 91-jährige Mutter des Weihnachtsmannes. Am 2. Weihnachtsfeiertag steht er dann noch einmal auf dem Alten Markt und nimmt den Dank von Kindern entgegen oder auch die Beschwerden über Geschenke, die nicht gefallen haben.

Während in den meisten Stuben zu Weihnachten Besinnlichkeit einzieht, Arbeit und Stress draußen bleiben, muss der Weihnachtsmann-Motor noch einmal auf Hochtouren laufen. Und wann kommt der Rotrock dann selbst runter? „Eigentlich erst im Januar. Da kann ich Mal die Beine hochlegen“, gesteht der gebürtige Thüringer. Dann wird die Eisenbahn aus Kindertagen aufgebaut und all das, was andere in der Vor- und Weihnachtszeit tun, geschieht bei Ekkehard Schwarz erst, wenn die Festtage vorbei sind. Modelleisenbahnen sind Weihnachtsspielzeuge, seit es Eisenbahnen gibt. Und die his-torische Metallbahn der Spurweite 0, die sein Großvater einmal in den 1930er Jahren angeschafft hatte, pflegen Ekkehard Schwarz und sein Bruder Joachim noch heute. Man kann das antike Spielzeug übrigens im Schaufenster des Geschäftes „Leder & Pelze“ von Stefan Gehring bewundern.

So groß für viele die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ist, so groß ist sie bei Ekkehard Schwarz für die Zeit danach. Fast sechs Wochen lang täglich Weihnachtsmann zu sein, kann nämlich ganz schön an die Substanz gehen. Auch Weihnachtsmänner sind nicht vor einem Burn-out gefeit. Dennoch ist die Figur des Weihnachtsmannes nicht mehr aus dem Leben von Ekkehard Schwarz wegzudenken. Wer in knapp 20 Jahren zusammengerechnet selbst fast zwei Jahre lang ununterbrochen Weihnachtsmann war, kommt aus der Rolle so schnell nicht mehr heraus. „Ist auch nicht schlimm“, sagt der Schauspieler, „es gibt keine schönere Rolle, weil man als Weihnachtsmann immer und überall beliebt ist.“ Das ist auch das beste Mittel gegen Weihnachtsmann-Burn-out.

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