Musik und Tagungen in der einstigen Gußstützen Halle
Am 28. Januar spielen drei Magdeburger Bands, die drei Generationen verkörpern deutsche Rockmusik aus Magdeburg. „Scheselong“, „Crossfire“ und die „SKAnatiker“ sorgen für Traditionspflege und gute musikalische Unterhaltung. Aber die Event-Halle „Halber85“ in Sudenburg ist noch nicht so lange ein Ort für Tagungen, Events und Partys. Davor steht nämlich eine lange Industriegeschichte. Die Halle wurde 1906 vom Sudenburger Baumeister und Architekten Max Behrendt errichtet. Von Max Behrendt gibt es in der Stadt einige markante Zeugnisse: Unter anderem den kürzlich renovierten Wasserturm in Salbke, die ehemalige Gasmotorenfabrik an der Fichtestraße (noch KONGRESS & KULTURWERK fichte), die Villa Wolff in der Klausener Straße oder die klassizistische Villa auf dem Grundstück Halberstädter Str. 83, die von Max Behrendt einst selbst bewohnt wurde. Bis 1945 wurden in der Fabrikhalle von der Firma Polte Granaten hergestellt: für die Kaiserliche Armee, für die „Schwarze Reichswehr“, für die Reichswehr und schließlich für die Nazi-Wehrmacht.
Die Fensterseite gehört zu einem ehemals angrenzenden Gebäude, das im Bombenhagel untergegangen ist. Auch wenn die Nutzung lange Jahre eng mit der Rüstungsproduktion verbunden war, ist der Bau selbst das Zeugnis einer Innovation und ein Beispiel der Konversion von Rüstungstechnologien für zivile Zwecke und Verwendungen: Bei Krupp-Gruson wurden in Magdeburg Rohre für Artilleriegeschütze aller Art gegossen. Selbst die Kanonenrohre 2. Wahl waren ein begehrtes Gut. Sie fanden als Stützen in Bauwerken Verwendung, etwa im ehemaligen Pferdestall der Burg Wanzleben. Da die Nachfrage auf Dauer nicht mit Ausschuss befriedigt werden konnte, entwickelten die Ingenieure bei Krupp-Gruson System-Stützen aus Gußstahl mit vielen Vorteilen für schnelles und rationelles Bauen. Die Pfettendach-Konstruktion ermöglichte es, einfach an bestehende Gebäude ohne Ringanker anzubauen.
Nach 1945 wurde das Gebäude bis 1998 als Kraftfahrzeug-Werkstatt genutzt. Seit 2001 sanierte der Eigentümer das vom Zusammenbruch bedrohte Gebäude unter vollständiger Wahrung der konstruktiven Einzigartigkeit und vollständig ohne öffentliche Mittel. Die Sanierung des Baudenkmals setzt auch Zeichen gegen Hast, Eile und die Schnelllebigkeit: Im Jahre 1906 wurde die Baugenehmigung innerhalb von 4 Wochen erteilt. Das Verfahren zur Nutzungsänderung der Halle dauert jetzt schon 14 Jahre an.
Am kommenden Samstag wird natürlich kein Stahl gehärtet oder gegossen, sondern für Freunde guter Magdeburger Rockmusik aufgespielt.
HÄRTETEST in der HALBER85
Bands: Scheselong, Crossfire, SKAnatiker
Samstag, 28. Januar 2017, ab 19 Uhr
Halberstädter Str. 85, 39112 Magdeburg
Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen (13 Euro VVK, 16 Euro AK)
Bereits gekaufte Eintrittskarten für den ursprünglichen Termin am 15.10.2016 behalten ihre Gültigkeit. Mehr Infos unter: www.magdeburg-kompakt.de